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«Rent» zum Welt-Aids-Tag in Dortmund

Rent
Foto: Thomas M. Jauk/ Theater Dortmund

Anlässlich des diesjährigen Welt-Aids-Tags am Freitag zeigte das Theater Dortmund in Kooperation mit der Aidshilfe Dortmund e. V. das queere Broadway-Musical «Rent».

Von Marvin Wittiber

Seit dreieinhalb Jahrzehnten wird weltweit am 1. Dezember der Welt-Aids-Tag begangen. Dieser Tag bekräftigt die Rechte von Menschen, die mit HIV leben, und ruft zu einem respektvollen Zusammenleben ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf. Zugleich dient der Welt-Aids-Tag als Erinnerung an diejenigen, die den Folgen von HIV und Aids zum Opfer gefallen sind. Der US-amerikanische Komponist und Dramatiker Jonathan Larson verlor zu Lebzeiten selbst einige seiner engsten Freund*innen an Aids. Um ihnen ein gebührendes Denkmal zu setzen, schrieb er das Musical «Rent»., das erstmals 1996 am Broadway aufgeführt wurde.

Es ist ein Stück, dessen Handlung im New York der 1990er Jahre angesiedelt ist – dem traurigen Höhepunkt der sogenannten «Aids-Krise». Nach über 5.000 Vorstellungen wurde «Rent» vielfach ausgezeichnet und zu einem bedeutenden kulturellen Werk, das nicht nur für seine künstlerische Leistung, sondern auch für seine Sensibilität gegenüber den Herausforderungen und dem Verlust im Zusammenhang mit HIV und Aids geschätzt wird.


Und dennoch findet «Rent» hierzulande eher selten den Weg auf die Bühne. Die jüngste Neuinszenierung entstand am Theater Dortmund, wo sich Regisseur Gil Mehmert des Werkes angenommen hat. Die Premiere war bereits im September. Anlässlich des diesjährigen Welt-Aids-Tags zeigte das Theater die neunte Vorstellung in Kooperation mit der Aidshilfe Dortmund e. V. Neben Infoständen gab es im Anschluss an die Vorstellung eine Pride Night Party im Opernfoyer mit Special Guest DJane Lana Delicious, einer der angesagtesten Drag-DJs der Kölner Party-Szene. Es wurde ein berauschender Abend.


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Die weitläufige Skyline von New York sehnsüchtig im Blick, das harte Pflaster der Realität drohend unter ihren Füssen – eine Gruppe junger Bohemiens kämpft, der bürgerlichen Gesellschaft abgewandt, inmitten von Armut, sozialen Unruhen und der um sich greifenden HIV-Pandemie nicht nur um die eigene Existenz, sondern auch um die Liebe. Jonathan Larson hat sich dabei stark von Giacomo Puccinis Oper «La Bohème» inspirieren lassen, die Handlung allerdings von Paris ins New Yorker East Village der 1980er-Jahre verlegt. Seine Bohemiens sind moderne Überlebenskünstler*innen, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, um ihre Miete zahlen zu können.


Mit seinem Stück hat Larson, der selbst aus einfachen Verhältnissen kam, ein Stück weit seine eigene Lebensrealität auf die Bühne gebracht und von Diskriminierung, Armut, Freundschaft, Liebe und Solidarität erzählt. All das thematisiert er mit schonungsloser Offenheit, verweigert sich einem pathetischen Requiem und unterstreicht stattdessen die lebensbejahende Einstellung seiner Protagonist*innen. Musikalisch changiert sein Musical zwischen emotionalen Balladen und mitreissenden Rocknummern. Im Zentrum der wohl berühmteste Song seines Werks: «Seasons of Love“, der an diesem Abend als einziges im englischen Original performt wurde.

Bühnenbildner Jens Kilian hat die Geschichte in ein Setting hoch über den Dächern von New York versetzt. Die Bühne fährt rauf und runter und zeigt auf einer zweiten Ebene verschiedenste Schauplätze wie die dunklen Gassen New Yorks mit ihren besprayten Betonwänden, ein Café oder eine Selbsthilfegruppe. Die beeindruckenden Gruppenchoreografien, das hohe Tempo und die geschickt ineinandergreifenden Szenenübergänge ermöglichen den Darsteller*innen zahlreiche Ortswechsel in eindrücklichen Bildern.

Schauspielerisch, tänzerisch und musikalisch brilliert das grosse Ensemble dabei, herausragend sind David Jakobs als Roger, Lukas Mayer als Angel und Bettina Mönch als Maureen Johnson, die ihren Figuren eine beeindruckende Tiefe verleihen. Fragen nach Respekt und Würde, der Angst vor Einsamkeit und dem Ausgestossen sein bleiben drängende Themen, die uns auch heute noch beschäftigen. Larsons Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft, die Ungleichheiten anerkennt und den Blick auf seine Mitmenschen erweitert, hat dabei keineswegs an Aktualität eingebüsst – auch weit über die queere Community hinaus.

Nächste Vorstellung von «Rent» in Dortmund: 
Donnerstag, 7. Dezember

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