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Queerfeindlichkeit damals und heute: Ausstellung im ehemaligen KZ

Die Gedenkstätte Bergen-Belsen zeigt Sonderausstellung «Rosa Winkel»

Rosa Winkel
Die Häftlinge Ferdinand Beinert (r.) und Rudolf Brazda nach der Befreiung (Foto: Alfred Stüber / Sammlung Gedenkstätten Buchenwald)

Vom 25. Januar bis zum 21. April 2024 ist in der Gedenkstätte Bergen-Belsen die Wanderausstellung «Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora» zu sehen.

In einer Pressemitteilung heiss es diese Woche: «Etwa 700 Männer wurden im Nationalsozialismus als Homosexuelle in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora verschleppt. Dort mussten sie zur Kennzeichnung einen rosa Winkel auf ihrer gestreiften Häftlingskleidung tragen.»


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Und weiter: «Das Konzentrationslager Bergen-Belsen war seit Frühjahr 1944 ebenfalls Zielort für Transporte mit homosexuellen Häftlingen, darunter auch aus den KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora. Unter welchen Bedingungen sie im KZ litten und welche Erfahrungen sie auch nach der Befreiung machten, erzählt diese Ausstellung.»


«Folgen für die Gegenwart»
Die Direktorin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Grygelewski, sagt: «Wir sehen es als unsere Aufgabe, alle Facetten von Unrecht und Verfolgung sowie ihre Folgen für die Gegenwart aufzuzeigen. Dies ist auch gegenüber den ehemals verfolgten Gruppen ein wichtiges Zeichen von Respekt und Anerkennung» (MANNSCHAFT berichtete).

Rosa Winkel
Blick in die Ausstellung «Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora» (Foto: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)

Die Ausstellung war in der Vergangenheit bereits in der Gedenkstätte Buchenwald zu sehen, aber auch an der Uni Jena und im Erfurter Landtag. Weitere Stationen sind noch nicht offiziell bestätigt, erfuhr MANNSCHAFT auch Nachfrage.

«Im Unterschied zu anderen Verfolgtengruppen wurde den als homosexuell Verfolgten nach 1945 jahrzehntelang de Anerkennung als NS-Opfer verweigert», heisst es in der Pressemitteilung. «Ursache dafür waren Kontinuitäten der Verfolgung über den Strafrechtsparagrafen 175 (MANNSCHAFT berichtete). Dieser Paragraf, der sexuelle Handlungen unter Männern als ‹widernatürliche Unzucht› bestrafte, wurde im Kaiserreich 1871 eingeführt und von den Nationalsozialisten verschärft. In der Bundesrepublik wurde der Paragraf 175 erst 1968 abgeschwächt und 1994 endgültig abgeschafft.»


«Zweite Schuld von Staat und Gesellschaft»
Damit endet jedoch nicht die Ausgrenzung: «Rechtlich sind queere Menschen in Deutschland heute weitgehend gleichgestellt. Doch auch heute noch sind Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegen sie nicht überwunden», so die Ausstellungsmacher*innen.

Rosa Winkel
Weiterer Blick in die Ausstellung «Rosa Winkel» (Foto: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald)

Deshalb heisst es weiter: «Die Ausstellung soll zum Nachdenken nicht nur darüber anregen, was als homosexuell Verfolgte im Nationalsozialismus erleiden mussten, sondern auch darüber, warum sie nach 1945 lange nicht als Opfer wahrgenommen wurden.»

Angesichts solcher Kontinuitäten der Verfolgung seien sie «Opfer einer zweiten Schuld von Staat und Gesellschaft» geworden, was in der Ausstellung ebenso thematisiert werde wie die «heutige Hetze gegen queere Menschen». Was gerade angesichts des derzeitigen allgemeinen Rechtsrucks und von zunehmender Queerfeindlichkeit als «historisch-politische Intervention im öffentlichen Raum» verstanden werde, sagt Kurator Jens-Christian Wagner. Er ist Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter 100-seitiger Begleitband erschienen.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich hier.


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