Einen offenen Umgang mit dem Körper und der Sexualität zeigen – das hat sich das Porny Days Festival Riffraff zum Ziel gesetzt. Der Fokus liegt dieses Jahr auf den Kurzfilmen von Jan Soldat. Intimes ist auch demnächst in Berlin zu sehen.
Während des Film- und Kunstfestivals Porny Days zeigt das Kino Riffraff in Zürich am 28. November die Dokumentarfilme von Jan Soldat. Seine Filme entführen oft in fremde, bizarre Lebensrealitäten. So auch in den sieben neuen Kurzfilmen, die allesamt dieses Jahr entstanden sind. Jan Soldat (36) begegnet seinen stets männlichen Protagonisten mit viel Empathie und Natürlichkeit und so zeigen seine Filme auf, dass man über Vorurteile hinweg die Menschlichkeit im Menschen sehen kann.
Ganz im Stil der Porny Days enthalten die Werke des in der DDR geborenen Filmemachers zum Teil explizite Szenen, andere Filme sind hingegen Gespräche mit den Protagonisten. Die Filme zeigen die Vielseitigkeit von Sexualität und bringen die damit verbundenen Themen näher. Jan Soldats Filmografie weist schon über 20 Filme auf und wurden an Festivals wie der Berlinale, Rotterdam oder der Viennale gezeigt. Im Anschluss an die Filme findet ein Gespräch mit Jan über sein filmisches Werk statt. Wir stellen vier Filme kurz vor:
Erwin
Ein 16-minütiger Kurzfilm über Erwin, der in seinem Wohnwagen alles hat, was er braucht: Internet, Bett, Kühlschrank, Kaffeemaschine. Lieber ist er hier als im grossen Haus nebenan. Filmemacher Jan Soldat kommt ihn besuchen und erfährt nicht nur von Erwins sexuellen Präferenzen, sondern auch von seinen zwei grossen Lieben, der Beziehung zu seinen Eltern, seinen Ängsten. Ein buchstäblich nacktes Gespräch.
Sabine
Sabine stellt sich vor und spricht in den neun Minuten des Films über ihre Schüchternheit und die Schwierigkeiten als trans Person. Die ersten drei Filme werden alle in Deutsch mit englischen Untertitel gezeigt.
Drei Engel für Wolfgang
Zwischen Weihnachten und Neujahr bekommt Wolfgang in seinem kleinen Hotelzimmer Besuch von drei Engeln. Der Film zeigt explizite Szenen und dauert vier Minuten.
42 Days
Der leise, berührende Film erzählt tagebuchartig vom Leben und Tod. Die an einer tödlichen Krankheit leidende Protagonist*in verbringt die ihr verbleibende Zeit damit ihre Sexualität zu erforschen. Der Experimentalfilm dauert elf Minuten und ist in polnischer Sprache mit englischen Untertiteln gehalten.
Tickets können beim Kino Riffraff auf der Website reserviert werden. Alles zu den Porny Days findest du hier. Das Schutzkonzept erlaubt 50 Personen pro Vorführung im Saal. Weiter läuft auch das Pink Apple Festival (MANNSCHAFT berichtete).
«Intimacy: New Queer Art from Berlin and Beyond»
Noch mehr Intimes: Das Schwule Museum (SMU) in Berlin zeigt ab dem 2. Dezember eine der – nach eigenen Aussagen – aufwendigsten Ausstellungen seiner Geschichte. Über zeitgenössische 30 Künstler*innen stellen ihre Fotografien, Gemälden, Skulpturen, Video-Arbeiten und Installationen aus. Die Werke wagen einen Blick in die queere Intimität. Diese stünden laut SMU besonders unter Beobachtung.
Der Austausch von Blicken, die Berührungen von Körpern, Sex oder auch nur ein Gespräch – all dies werde im öffentlichen Raum schnell zum Anlass für homo- und transfeindliche Gewalt. «Intimacy» soll den Blick auch nach vorne richten, auf eine Zeit nach der Pandemie. Auf eine Zeit, in der wieder mehr Intimität möglich sein wird.
Derzeit ist das Museum Pandemie-bedingt geschlossen. Im August besuchte die Familienministerin Franziska Giffey das Museum (MANNSCHAFT berichtete).