Neuer Stolperstein für schwules NS-Opfer in Velbert
Der erste Stein war offenbar mutwillig beschädigt worden
Julius Schmidt wurde im KZ Buchenwald ermordet, weil er schwul war. Nun wurde der Stolperstein in Velbert, der an ihn erinnert, nach einer Beschädigung erneuert.
In Velbert wurde am Mittwoch ein neuer Stolperstein verlegt, der an das Leben und den Verfolgungsweg von Julius Schmidt erinnert. Der bereits seit 2012 dort vor dem Parkhotel an der Günther-Weisenborn-Strasse vorhandene Stolperstein aus dem Jahr 2012 war möglicherweise mutwillig beschädigt worden und wurde nun ersetzt.
Tobias Glittenberg vom Bergischen Geschichtsverein hatte bei der Reinigung und Pflege festgestellt, dass die Messingplatte des Stolpersteins durch starke Hebeleinwirkung möglicherweise mutwillig an zwei Stellen verformt worden war. In Kooperation mit dem Organisator der Stolpersteinverlegungen in Velbert, Paul-Jürgen Stein, Mitglied im ökumenischen Arbeitskreis «Fremde brauchen Freunde» und mit Unterstützung des Kirchenkreises Niederberg, der den neuen Stolpersteinfinanzierte, kam es zur Verlegung des neuen Stolpersteins.
Der Forscher Jürgen Wenke, von dem die Recherchen zum Lebensweg von Julius Schmidt und die Initiative zum Stolperstein stammt, nutzte die Gelegenheit, die neue Inschrift zu präzisieren, jetzt wird erstmals auch der Verfolgungsgrund auf dem Stolperstein benannt: §175. Es ist der Homosexuellenstrafrechtsparagraph 175, der von den Nazis genutzt wurde, schwule Männer zu verfolgen, zu verurteilen und anschliessend in vielen Fällen nach Gefängnis oder Zuchthausstrafen in ein Konzentrationslager zudeportieren.
Verlegungsaktion wurde begleitet von Schüler*innen der Gesamtschule Julius Schmidt, Krankenpflegeschüler im städtischen Krankenhaus von Velbert, musste nach Verbüssung einer zweijährigen Zuchthausstrafe auch noch die Qualen inden Konzentrationslagern Sachsenhausen, Neuengamme, Dachau und Buchenwaldertragen, er starb dort im Alter von nur 33 Jahren im Jahr 1942. Die Verlegungsaktion wurde begleitet von Schülerinnen und Schülern, einem Lehrer und einer Lehrerin der Gesamtschule Velbert-Mitte. Sie lasen die Lebens- und Verfolgungsgeschichte von Julius Schmidt vor, legten rosa Rosen beim neuen Stolperstein nieder und machten mit einem riesigen Stoff-Rosa Winkel auf die Würdigung von Julius Schmidt aufmerksam.
Weitere Informationen zu Julius Schmidt auf www.stolpersteine-homosexuelle.de
Manchmal recherchiert Jürgen Wenke über Jahre an einem Schicksal, bevor ein weiterer Stolperstein verlegt werden kann, der an die Verfolgung oder Vernichtung eines homosexuellen Mannes durch die Nazis erinnert (MANNSCHAFT+).
Bisher sind nach dem Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen nach §175 verurteilten Personen (StrRehaHomG) nur 178 Anträge beim Bundesamt für Justiz eingegangen (MANNSCHAFT+).
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