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Bern befasst sich nicht mit Schutz minderjähriger Queers

Martin Landolt (Die Mitte) erinnert an die Pflicht, das Kindeswohl zu schützen

Kirchenaustritt
Foto: AdobeStock

Der Nationalrat hat am Mittwochabend eine Motion zum Verbot von sogenannten «Konversionstherapien» für Minderjährige verworfen, da er erneut die zweijährige Frist verstreichen liess, um sie zu behandeln.

Von den sogenannten «Konversionstherapien», die schweres Leid verursachen und die bei den Betroffenen langfristige psychische und physische Folgen verursachen können, sollen in der Schweiz mehr als 14’000 Menschen betroffen sein, erklären Pink Cross und LOS in einer gemeinsamen Presseerklärung. Rund die Hälfte davon sei minderjährig.

Pink Cross und LOS, die Organisationen der schwulen, lesbischen und bisexuellen Personen, sind ernüchtert: «Zu den psychischen und physischen Schäden, die die ‚Konversionstherapien‘ bei den Betroffenen verursacht, gehören ein erheblicher Verlust des Selbstwertgefühls, Angst, Depression, soziale Isolation, Beziehungsprobleme, Selbsthass, Scham, Schuldgefühle, sexuelle Funktionsstörungen, Selbstmordgedanken und -versuche sowie Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Dass der Nationalrat hier nicht endlich handelt, ist völlig unverständlich», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Schweiz soll das Kindeswohl schützen
Auch Martin Landolt (Die Mitte, vormals BDP), der für die Motion verantwortliche Nationalrat, ist ungeduldig: «Die Schweiz hat die Pflicht, das Kindeswohl zu schützen und solche Grausamkeiten zu verbieten. Minderjährige haben das Recht, von den Erwachsenen in ihrem Umfeld Schutz und eine wohlwollende Haltung zu erwarten, nicht eine Infragestellung ihrer Identität.»


Die Parlamente der Kantone Genf und Basel-Stadt haben den Handlungsbedarf bereits erkannt und einen Gesetzestext verabschiedet bzw. sind dabei, diesen zu erarbeiten (MANNSCHAFT berichtete). Anderswo in Europa und auf der Welt sind die Regierungen ehrgeiziger als in der Schweiz: Malta und Deutschland haben sich für ein Verbot der schädlichen Therapien entschieden, während ähnliche Pläne in Frankreich, Spanien, Norwegen, Belgien und Grossbritannien im Gange sind. In Wien stimmte der Nationalrat am Mittwoch einstimmig für Verbot von «Konversionstherapien» (MANNSCHAFT berichtete).

In seinem Beschluss vom 1. März 2018 hat das Europäische Parlament zudem die Mitgliedstaaten nachdrücklich aufgefordert, diese Praktiken zu verbieten.

Das Verbot der Therapien sei dringend notwendig, wenn die Schweiz den Schutz von Minderjährigen und deren Wohlbefinden als zukünftige Erwachsene gewährleisten wolle, so Pink Cross und LOS. Doch die Politik bleibe weiterhin untätig.


LOS und Pink Cross erwarten vom Bundesrat, dass er seinen Worten Taten folgen lässt und mit den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen konsequent gegen solche «Therapeut*innen» vorgeht. Dazu gehören wirksame Sanktionen, wie z. B. ein Verbot für Psycholog*innen, Therapeut*innen, Seelsorger*innen usw., die die Therapien durchführen.


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