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Nach schwulenfeindlichen Äusserungen: LSVD will Katar-Reisewarnung

Alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar seien abzusagen

Katar
Souq Waqif Doha, Hauptstadt von Katar (Foto: Nikku/XinHua/dpa)

Kaum zwei Wochen vor Beginn der Fussball-WM sorgt eine abfällige Äusserung eines Vertreters des Landes für Entsetzen. Der LSVD verlangt eine Reisewarnung für Katar.

Die abwertenden Äusserungen eines katarischen WM-Botschafters über Homosexuelle sind laut Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) «verstörend und dennoch keine Überraschung». Der frühere katarische Fussball-Nationalspieler Khalid Salman hatte in einem Interview in der ZDF-Dokumentation «Geheimsache Katar» (Dienstag, 20.15 Uhr) Schwulsein als «geistigen Schaden» bezeichnet (MANNSCHAFT berichtete).

«Sie offenbaren weiterhin die homosexuellenfeindliche Grundhaltung des Regimes in Katar», sagte Alfonso Pantisano am Dienstag laut Erklärung des LSVD-Bundesvorstandes zu den Aussagen. «Wenn das Organisations-Komitee der FIFA-Fussballweltmeisterschaft queere Fans scheinbar willkommen heissen möchte und dann ein WM-Botschafter solch verstörende Bemerkung macht, beweist es die Bedrohung des Regimes gegenüber queeren Menschen.»

Die Entgleisung des WM-Botschafters ist völlig indiskutabel und macht uns fassungslos.

Sein Verband erwarte, dass die Bundesregierung diese Aussage ernst nehme. Man fordere die Regierung auf, konsequent alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar abzusagen. Das Auswärtige Amt solle zudem eine explizite Reisewarnung für alle Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter und queere Menschen aussprechen, wird Pantisano zitiert. Der Verband forderte die Fans auf, die WM zu boykottieren.


«Die Entgleisung des WM-Botschafters ist völlig indiskutabel und macht uns fassungslos», sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf der Bild-Zeitung.

Salman, 60 Jahre alt und Ex-Nationalspieler, wird auf der offiziellen Internetseite des Organisationskomitees als «Star» der Junioren-WM 1981 beschrieben. Ein Hattrick gegen Brasilien im Viertelfinale. «Ich habe Katar viele Jahre lang repräsentiert, und es ist ein stolzer Moment für mich, Botschafter zu werden», wird Salman zitiert. «Ich freue mich sehr, dabei zu sein, bei dem, was der grösste Moment zu werden verspricht.»

Das Organisationskomitee antwortete am Dienstagvormittag nicht auf eine Anfrage zu den aktuellen Aussagen des «lokalen» WM-Botschafters – insgesamt gibt es davon zehn. Zu den «globalen» zählen frühere Weltstars wie der Brasilianer Cafu.


Die SPD-Bundestagsfraktion hat die abwertenden Äusserungen des WM-Botschafters kritisiert. «Die Frage der Menschenrechte bleibt der dunkle Schatten auf dieser WM. Es ist unerträglich, wie Khalid Salman fundamentale Menschenrechte negiert und dass dieser Mann als WM-Botschafter unterwegs ist», sagte der queerpolitische Sprecher der Fraktion, Falko Droßmann am Dienstag. «Alle Befürchtungen bezüglich der Sicherheit von queeren Menschen bei der WM in Katar werden durch seine Äusserungen verstärkt.»

«Die Lage für LGBTIQ Menschen in Katar muss sich dauerhaft verbessern», so Droßmann. «Ich kann nur hoffen, dass wir die Fussball-WM 2022 irgendwie hinter uns bringen und bei künftigen Vergaben nicht nur nach Geld, sondern auch nach ethischen, moralischen und sportlichen Kriterien entscheiden.»

Jürgen Lenders, Sprecher für LGBTI der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, erklärte: «Die Aussagen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman zeigen, dass Katar ein homophobes Land sei, in dem die Rechte von queeren Menschen missachtet werden. LGBTI in Katar werden kriminalisiert und verfolgt.»

Die Vergabe von Sportveranstaltungen wird sich künftig auch an Menschenrechtskriterien orientieren müssen.

Lenders betont, die Probleme seien schon 2010 bei der Vergabe der Spiele bekannt gewesen. «Wir sollten die WM dafür nutzen, um auf die höchst problematische Lage der LGBTI-Community in Katar hinzuweisen und die Community vor Ort unterstützen.» Auch nach der WM sollten wir Katar in die Pflicht nehmen, aber auch auf den gemeinsamen Dialog aufbauen. Die Vergabe von Sportveranstaltungen werde sich künftig auch an Menschenrechtskriterien orientieren müssen, so Lenders.

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor Homosexuellen die Katar-Reise empfohlen: Sie seien dort sicher (MANNSCHAFT berichtete). Der Wüstenstaat gilt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. (mit dpa)


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