Lehrerbrief über homophobes Mobbing ging an mehrere Stellen
Doch niemand reagierte
Ein Anwalt wendet sich im Namen eines schwulen Lehrers an die Bildungsverwaltung. Aber wo landete das Schreiben dann? Ein Abgeordneter hat noch einmal nachgefragt.
Das umfangreiche Anwaltsschreiben im Auftrag des schwulen Pädagogen Oziel Inácio-Stech ist in der Bildungsverwaltung an mehreren Stellen gelesen worden. Das geht aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Louis Krüger hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Der Anwalt hatte das Schreiben am 4. Dezember vergangenen Jahres verschickt, per Einschreiben und parallel per E-Mail. Bildungssenatorin Katharina Günther‑Wünsch (CDU) hatte im Abgeordnetenhaus zunächst falsche Angaben dazu gemacht, wann es ihr vorgelegen hatte. Später entschuldigte sie sich dafür und begründete ihre Angaben mit einer «falschen Erinnerung».
Der Eingang des Einschreibens sei in der Poststelle nicht erfasst worden, heisst es in der Antwort der Bildungsverwaltung. Die Mail sei an ein Funktionspostfach des Büros der Bildungssenatorin weitergeleitet worden, aber nicht an ihr persönliches Postfach.
«Das Schreiben wurde der Senatorin zwischen dem 9. und dem 11. Dezember 2024 vorgelegt», heisst es weiter. «Vom Büro der Senatorin wurde das Schreiben anschließend an die Staatssekretärin für Bildung weitergeleitet.»
Von dort aus sei es an die Leitung der für die Schulaufsicht zuständigen Abteilung I der Bildungsverwaltung gegangen, die es an die Leitung der Regionalen Schulaufsicht Mitte weitergab. Das Schreiben sei von der Senatorin, der Staatssekretärin für Bildung sowie vom Leiter der Abteilung I gelesen worden.
«Damit bestätigt sich der Verdacht, dass alle Ebenen der Verwaltung in diesen Fall einbezogen waren und offensichtlich alle sich dagegen entschieden haben, einzugreifen und auf die schwerwiegenden Vorwürfe einzugehen», sagte Krüger, der schulpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion ist.
Nach wie vor werde nicht aufgeklärt, auf welcher Grundlage diese Entscheidung getroffen worden sei. Krüger kritisierte, die Bildungssenatorin komme ihrer Zusage nach umfassender Transparent nicht nach.
Der schwule Pädagoge wurde nach eigenen Angaben von Schülern aus muslimischen Familien monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt. U.a. wurde er eine «Schande für den Islam» genannt (MANNSCHAFT berichtete). Er beklagt ausserdem Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin und mangelnde Unterstützung durch Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung (MANNSCHAFT berichtete).
Der Queerbeauftragte des Berliner Senats, Alfonso Pantisano, fordert indes eine unabhängige Beschwerdestelle zur Unterstützung queerer Lehrkräfte. Der Fall des über Monate gemobbten Lehrers zeige, dass es nicht funktioniere, wenn sich jemand über seine eigene Institution beklagt und genau diese dann entscheiden soll, sagte Pantisano im Interview des Tagesspiegel. «Eine externe Beschwerdestelle ist aus meiner Sicht der einzige Weg, um sicherzustellen, dass sich ein solches Martyrium nicht wiederholt.»
Die Grünen-Fraktion hatte nach den falschen Angaben der Senatorin einen Missbilligungsantrag im Abgeordnetenhaus gegen sie gestellt, dafür aber bei der Sitzung am Donnerstag vor 14 Tagen keine Mehrheit bekommen (MANNSCHAFT berichtete).
Keine Klassenfahrt – weil Dario schwul ist! Der Schüler aus NRW wurde gemobbt und wollte nicht auf ein Zimmer mit anderen Jungs (MANNSCHAFT berichtete)
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