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Muktada al-Sadr: Eheöffnung brachte Corona-Pandemie

Der Geistliche ruft alle Regierungen auf, die Legalisierung der Ehe für alle wieder aufzuheben

Muktada al-Sadr
Muktada al-Sadr (li.) in zärtlicher Pose (Foto: Twitter)

Muktada al-Sadr macht die Eheöffnung verantwortlich für die Corona-Pandemie. Besonders originell ist das nicht. Der radikale Geistliche aus dem Irak hat auch noch andere Schuldige ausgemacht.

Im Irak hat der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr gleichgeschlechtliche Ehen als einen der Gründe für die Ausbreitung des Coronavirus bezeichnet. «Ich rufe deshalb alle Regierungen dazu auf, dieses Gesetz (zur Legalisierung der Ehe) unmittelbar und ohne Zögern aufzuheben», forderte Al-Sadr am Samstag bei Twitter. Damit könnten sie auch Busse tun für ihre Schuld.

Eine Userin kommentierte den Hass-Post mit einem Bild, das den Geistlichen mit einem anderen Mann gwissermassen Händchenhaltend zeigt
(was in arabischen Ländern freilich gar nichts über die sexuelle Orientierung verrät, weil Berührungen unter Männern nicht tabu sind).

Ganz sicher scheint sich Al-Sadr aber gar nicht zu sein, was die Corona-Ursache betrifft – jedenfalls machte er ebenfalls bei Twitter auch US-Präsident Donald Trump direkt für die weltweiten Infizierungen verantwortlich: «Trump, du und deinesgleichen werden beschuldigt, diese Krankheit verbreitet zu haben», hatte er in der vergangenen Woche auf Twitter erklärt.


Dazu wetterte Muktada al-Sadr, der als Milizenführer und Schiiten-Politiker grossen Einfluss auf die Gesellschaft ausübt, in Anspielung auf mögliche Impfstoffe: «Welche Behandlung du und deine infizierten Firmen auch immer herausbringen, wir wollen sie nicht.» Mehr als 12.000 mal wurde der Post mit Gefällt mir markiert.

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Homosexualität ist nach islamischem Glauben streng verboten. Im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Irak steht gleichgeschlechtlicher Sex zwar nicht explizit unter Strafe. Aber die Behörden nutzen Gesetze zu Prostitution und zum Erhalt der öffentlichen Ordnung, um Schwule zu bestrafen. Menschenrechsorganisationen werfen der Regierung zudem vor, Homosexuelle nicht ausreichend vor Verfolgung zu schützen. Obwohl die Situation von LGBTIQ im Irak weiterhin verheerend ist, lehnt das BAMF Asylanträge von schwulen Männern häufig ab und droht ihnen mit Abschiebung (MANNSCHAFT berichtete).

Im Irak haben sich nach offiziellen Angaben bisher rund 500 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert, davon sind 42 verstorben. Auch die Theaterlegende Terrence McNally erlag kürzlich den Folgen einer Corona-Infektion (MANNSCHAFT berichtete).


Die LGBTIQ-Community für Naturkatastrophen oder aktuell die Corona-Pandemie verantwortlich zu machen, ist derzeit recht beleibt. Auch der evangelikale Prediger Ralph Drollinger – der der Trump-Administration Bibelstunden erteilt – behauptet, das Coronavirus sei Gottes Strafe für LGBTIQ und ihre «erniedrigenden Leidenschaften» (MANNSCHAFT berichtete).


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