Morde an trans und nicht-binären Personen auf neuem Höchststand
375 Fälle wurden in den vergangenen 12 Monaten weltweit gezählt
Am Samstag gedenken die trans Communities ihrer Toten: Es ist der Trans Day of Remembrance (TDOR). Begründet 1999, erinnert der Tag an die trans, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen, die durch Gewalt aus dem Leben gerissen wurden: Es sind so viele wie nie.
Das Trans Murder Monitoring, das Morde an trans*, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen erfasst, berichtet das zweite Jahr in Folge von steigenden Zahlen – mit einem Höchststand im Jahr 2021. So erschreckend die Zahlen auch sind, sie bilden nur die Spitze des Eisbergs ab: Es werden lange nicht alle Morde erfasst, teilt der Bundesverband Trans* am Freitag mit.
375 Morde an trans, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen habe das Trans Murder Monitoring Projekt (TMM) in den vergangenen 12 Monaten weltweit gezählt. Im Jahr 2008 habe das Projekt der Menschenrechtsorganisation TGEU mit der Datenerhebung begonnen. Dieses Jahr wurden die bisher höchste Zahl gemeldet. Im Jahre 2019 wurden 331 Morde gezählt, 2018 waren es 369, Anfang der 2010er Jahre waren es deutlich weniger mit beispielsweise 238 im Jahr 2013.
Ein Tag der Trauer und der Wut.
Am Trans Day of Remembrance (TDOR) gehe es aber nicht nur um Gewalt, die im Mord endet. Die Communities gedenken auch den Personen, die durch weniger greifbare Gewaltformen gestorben sind und deswegen in keiner Statistik erfasst werden.
«Der TDOR ist ein Tag der Trauer. Der TDOR ist aber auch ein Tag der Wut.» Zudem markiere der TDOR das Ende der trans Awareness-Woche: Sie soll trans, nicht-binäre und gender-nonkonforme Personen und ihre Leben ins Zentrum rücken. Sie soll zeigen, dass nicht nur Gewalt, Tod und Trauer die Lebensrealitäten von trans, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen ausmachen.
Um zu erreichen, dass ihre Lebensrealitäten weniger von Gewalt und Diskriminierung bestimmt werden, brauche es eine gemeinsame Anstrengung von allen, auch von denen, die keine Diskriminierung oder Marginalisierung erführen. Am TDOR und an jedem anderen Tag. In Berlin gab es im September zwei transfeindliche Angriffe: Eine trans Frau wurde u.a. mit einem Gürtel gewürgt (MANNSCHAFT berichtete).
Kalle Hümpfner vom BVT* erklärt: «Der erneute Höchststand an gemeldeten Mordfällen stimmt uns sehr besorgt. Während viele Gesellschaften auf den ersten Blick immer mehr Akzeptanz zu entwickeln scheinen und die Anliegen von trans* Personen breiter diskutiert werden, ist ein Höchststand an Morden gemeldet worden. Diese Gewalt betrifft nicht alle trans* Personen gleichermassen. Vor allem trans* Frauen und trans*feminine Personen, die neben Trans*feindlichkeit auch Rassismus erfahren, sind in Deutschland besonders gefährdet, schwere körperliche Angriffe bis hin zu Mordversuchen zu erfahren.»
Es müssten mehr Angebote geschaffen werden, um diese Personen nach Gewalterfahrungen zu unterstützen. Gleichzeitig brauche es gesamtgesellschaftlich mehr Aufklärung und die kontinuierliche Förderung von Initiativen, die sich gegen Hasskriminalität engagieren. «Diese Gewalt muss aufhören», so Hümpfer.
In Uganda begann kürzlich der Prozess nach einem transfeindlichen Mord – die Tat liegt über zwei Jahre zurück (MANNSCHAFT berichtete).
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