Mehr als Lindenbergs Band – Doku stellt Panikorchester in Fokus

Statements gegen Homophobie und Rechtsradikalismus spielten immer eine Rolle

Udo Lindenberg (M) und das Panikorchester im Jahr 1980 (Bild: dpa)
Udo Lindenberg (M) und das Panikorchester im Jahr 1980 (Bild: dpa)

Udo Lindenberg ist ein beeindruckender Mensch und Musiker. Doch ohne die Band in seinem Rücken wäre er wohl so weit nicht gekommen. Was das Panikorchester ausmacht, zeigt nun eine Doku.

Von Christiane Bosch

Wer «Panikorchester» hört, denkt in aller Regel sofort an Udo Lindenberg. Die Mitglieder dieser bunten Familie stehen deshalb meist im Schatten des Rockers. Das will eine Arte-Doku im Jahr des 50. Bandjubiläums ändern. Die Dokumentation «Udo Lindenberg & das Panikorchester – 50 Jahre Rock ’n‘ Roll in der bunten Republik» schaut dabei nicht nur auf die fünf Jahrzehnte der Band und ihrer Mitglieder. Es geht auch darum, was hinter den Kulissen los war und welche Verdienste sich die Kombo und Lindenberg auf die Fahnen schreiben können.

Natürlich ist das Panikorchester ohne Udo Lindenberg kein Panikorchester. Deshalb ist es selbstverständlich auch eine Doku, die sich um Udo dreht. Aber sie zeigt die Perspektiven der anderen auf ihn. Die Gedanken der Panikfamilie bekommen Platz, sie dürfen sich erinnern und ihren Frontmann und die gemeinsame Geschichte würdigen.

Und nicht nur die. Zu Wort kommen beispielsweise auch Otto Waalkes, Clueso, Jan Delay, Adel Tawil, Peter Maffay und Axel Prahl – Menschen, die Lindenberg und seiner Band menschlich und/oder musikalisch verbunden sind.

Die vom MDR gemachte Doku lässt auch Platz, um Lindenbergs klare politische Einstellungen hervorzuheben – Lindenberg hat sich früh gegen Homophobie, Intoleranz, Rechtsradikalismus und Krieg stark gemacht. Das hat er auch immer öffentlich vertreten – auch bei Auftritten in der damaligen DDR.

Sie haben mir die Schminke ins Gesicht gemalt, mir gezeigt, wie man das macht mit den grösseren Augen.

Gegenüber der MoPo  erklärte er vor drei Jahren in einem Interview, in Hamburg habe er sich einst auch von der Schwulenszene inspirieren lassen. «Ich hatte immer David Bowie im Ohr. Der hat sich zu der Zeit auch neu erfunden als Ziggy Stardust.»

Lindeberg und das Panikorchester (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)
Lindeberg und das Panikorchester (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

In der Schwulenszene und bei den Drags habe er sich einiges abgeschaut: «Sie haben mir die Schminke ins Gesicht gemalt, mir gezeigt, wie man das macht mit den grösseren Augen. Wie du noch ’ne Ecke schärfer aussiehst. Das haben die ja total drauf.» Es habe damals auch die deutschen Bands gegeben, die in Jute, Sack und Lumpen auftraten, eine richtige deutsche Rockglamourband habe es nicht gegeben.

Natürlich dreht sich die Doku auch um Zwischenmenschliches, das das Panikorchester miteinander erlebt hat. In den 50 Jahren haben etliche Musiker aus verschiedensten Gründen die Band verlassen – manchen war es musikalisch zu wild oder zu abgedreht, anderen zu feucht-fröhlich. Auch Gründungsmitglieder kehrten dem Panikorchester zwischenzeitlich den Rücken – Steffi Stephan, Udos bester Freund ist einer von ihnen.

Das führte zu noch mehr Alkoholexzessen, Konzerte fielen aus, die Hallen wurden kleiner – die Stammbesetzung des Panikorchesters fiel kurz vor dem Fall der Mauer auseinander. Das gab anderen Musikern die Chance, mit Lindenberg Musik zu machen.

Wie sich das Panikorchester am Ende wieder gefunden, und nicht nur zu alter, sondern auch zu neuer Stärke gefunden hat, zeichnet die Arte-Doku kurzweilig nach. Fans von Lindenberg und Panikorchester können mit vielen alten sowie neuen Bildern und Videos in die Panikwelt abtauchen.

«Udo Lindenberg & das Panikorchester – 50 Jahre Rock ’n‘ Roll in der bunten Republik» läuft diesen Freitag auf Arte, 21.45 Uhr)

 

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