«Toleranz-Hochburg ist Köln schon lange nicht mehr»

Am Rhein findet an diesem Sonntag die CSD Parade statt

Marcella Rockefeller (Foto: Mirko Plengemeyer/Styling:Laila Licious)
Marcella Rockefeller (Foto: Mirko Plengemeyer/Styling:Laila Licious)

Bis zu 10.000 Menschen werden an diesem Sonntag auf der Christopher-Street-Day-Parade in Köln erwartet. «Weltoffen» und «tolerant» sei die Stadt aber schon lange nicht mehr, erklärte jetzt die Kölner Dragqueen und Sängerin Marcella Rockefeller.

Etwa 100 Gruppen seien zu der Demonstration für LGBTIQ Menschenrechte angemeldet, teilte Hugo Winkels, Sprecher von Cologne Pride mit. Bereits am Freitag waren bei der Eröffnung des «CSD-Veedels» demnach mehrere Tausend Menschen zusammengekommen.

Eröffnung des CSD am Freitag (Foto: Oliver Berg/dpa)
Eröffnung des CSD am Freitag (Foto: Oliver Berg/dpa)

In einem Interview mit dem Express räumt die Kölner Dragqueen Marcella Rockefeller jetzt auf mit dem Ruf Kölns als tolerante Stadt. Das sei sie nicht mehr.

Sie sei vor 13 Jahren nach Köln gezogen, weil es für sie die weltoffenste Stadt Deutschlands war. «Ich bin damals über die Severinsbrücke gelaufen, habe das Panorama gesehen und gedacht: In dieser Stadt will ich leben. So war es auch eine ganze Weile.»

Aber Titel wie «Toleranz-Hochburg» oder «weltoffene Stadt» brauche man sich nicht mehr auf die Fahne zu schreiben. «Das ist Köln schon lange nicht mehr», so das Fazit der Sängerin, die im März ihr Debütalbum «Anders als geplant» veröffentlicht hat (MANNSCHAFT berichtete).

Als Dragqueen, aber auch als Privatperson habe Marcel, so der bürgerliche Name, aus dieser Entwicklung bereits Konsequenzen gezogen. Er gehe nicht mehr mit seinem Freund Händchen haltend über die Ringe und fahre grundsätzlich mit dem Taxi.

Angriffe gibt es immer wieder aus verschiedenen Richtungen.

Angegriffe habe er immer wieder in Köln erlebt, ungeschminkt und ohne Drag – dafür seien aber nicht Vertreter*innen einer bestimmten Kultur verantwortlich. «Ich habe schon von einer deutschen Glatze mit Bomberjacke eins in die Fresse bekommen. Angriffe gibt es immer wieder aus verschiedenen Richtungen.»

Er würde im Fummel niemals mehr Bahn fahren, denn an jeder Ecke träfen ihn dumme Blicke. «Natürlich ist das mit der Verkleidung in gewisser Weise provoziert, aber mit Sicherheit keine Einladung verbal oder körperlich attackiert zu werden», so die Dragqueen.

Es gebe mehr Gewalt gege LGBTIQ als noch im Vorjahr. Trotzdem gehe Marcel aka Marcella  weiterhin für die Akzeptanz, Toleranz und den offenen Dialog auf die Strasse. «Leider muss ich auch 2021 noch für meine Menschenrechte demonstrieren und das kann ich als Dragqueen besser, als in Jeans und T-Shirt.»

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