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Model in Genf als «schwul und schwach» beleidigt und geschlagen

Nationaler Aktionsplan gegen LGBTIQ-feindliche Hassverbrechen gefordert

Hassverbrechen
Miruh Frutiger (Foto: Instagram)

Als Reaktion auf wiederholte Angriffe auf LGBTIQ-Personen fordern die LGBTIQ-Verbände einen nationalen Aktionsplan dagegen. Nationalrat Angelo Barrile reichte am Freitag ein Postulat ein, das die Erarbeitung eines solchen Aktionsplans vom Bundesrat fordert. Ein neues Hassverbrechen in Genf zeige die Dringlichkeit, endlich Massnahmen zu ergreifen.

Seit mehreren Jahren werden LGBTQ-Feindlichkeit und Hate Crimes an lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans und queeren Personen breit diskutiert. Trotzdem fehlen in der Schweiz auf allen Ebenen griffige Massnahmen gegen LGBTQ-feindliche Hassverbrechen und LGBTQ-Feindlichkeit generell, heisst es in einer Medienmitteilung.

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Die LGBTQ-Verbände forderten deshalb bereits am International Day against Homo-, Bi-, Inter- and Transphobia, kurz: IDAHOBIT (17. Mai 2020), einen nationalen Aktionsplan zur Unterstützung und zum Schutz gewaltbetroffener Personen, mit präventiven Massnahmen und mit spezifischer Täter*innenarbeit.

Diese Forderung wurde nun von SP-Nationalrat Angelo Barrile aufgenommen. Mit breiter Unterstützung von Nationalrät*innen aus SP, Grüne, GLP, BDP, CVP und FDP reichte er ein entsprechendes Postulat ein.


Barrile erklärt: «Ich selbst habe schon Gewalt erfahren müssen, als ich mit meinem Partner in Zürich unterwegs war. Solche Erfahrungen sind für LGBTQ-Personen leider alltäglich – das muss sich ändern! Der Bundesrat ist gefordert, nun endlich griffige Massnahmen auf allen Ebenen zu beschliessen.” Der nationale Aktionsplan soll in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Gemeinden sowie mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Expert*innen erarbeitet und umgesetzt werden.

Aktuell wurde ein neuer Fall eines schlimmen Angriffs publik, über den 20 Minuten berichtet. Das Zürcher Model Miruh Frutiger war im Zug in Genf unterwegs, als es von drei Männern angepöbelt und beschimpft wurde. «Sie haben mich wohl aufgrund meines Outfits als schwach und schwul eingestuft, mich beschimpft und meine Tasche geklaut. Ich lief ihnen hinterher, worauf sie auf mich einschlugen, bis meine Nase blutete», beschreibt Miruh den Angriff. «Es war ein traumatisches Erlebnis. Ich will, dass niemand mehr angegriffen wird – nur weil man nicht ganz cis-hetero aussieht. Deshalb rede ich darüber, doch nun muss auch die Politik endlich etwas tun!»

Nur die wenigsten Hate Crimes kommen zur Anzeige. Eine statistische Erfassung der Hate Crimes in der Schweiz fehlt nach wie vor (MANNSCHAFT berichtete).


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Obwohl medial meist Angriffe auf Schwule diskutiert werden, so betreffen sie leider auch lesbische, bisexuelle und trans Personen. Alecs Recher, der die Rechtsberatung von Transgender Network Switzerland (TGNS) leitet, hört von seinen Klient*innen regelmässig davon: «Die meisten unserer Klient*innen haben Gewalt erlebt, weil sie trans sind. Sei es zuhause oder im öffentlichen Raum, sobald man als trans bekannt oder erkennbar ist, kann es gefährlich werden. Ich erwarte vom Bundesrat, dass er das Problem endlich ernst nimmt!»

Muriel Waeger, Romandie-Verantwortliche der Lesbenorganisation Schweiz LOS und Pink Cross, zeigt sich kämpferisch: «Manchmal kleide oder verhalte ich mich nicht, wie es die Gesellschaft von mir als Frau erwarten würde. Ich hoffe, ich kann das bald noch selbstverständlicher und ohne Angst tun. Wenn wir als Gesellschaft zusammenstehen, und jede*r der Gewalt sieht, interveniert, schaffen wir das!»

Für eine Doku des SRF zum Thema LGBTIQ-Feindlichkeit in der Schweiz werden queere Personen oder Paare gesucht, die Diskriminierung, Anfeindungen oder gewaltsame Übergriffe erleb(t)en und bereit sind, darüber zu erzählen. Ziel des Filmes ist, dem Publikum einen differenzierten und vielschichtigen Einblick in die Thematik zu geben und es darauf zu sensibilisieren.


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