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Mangelnder Aufklärungs­wille? Miss­brauchs­beauftragte schmeissen hin

Fazit: «Aufarbeitung in Eigenregie kann nicht funktionieren»

Symbolbild (Foto: Pixabay)

Zwei Missbrauchsbeauftragte aus dem katholischen Bistum Augsburg werfen hin – und finden deutliche Worte.

Es ist ein bemerkenswerter Vorgang: Im katholischen Bistum Augsburg werfen zwei der drei Missbrauchsbeauftragten hin. Die Diplom-Psychologen Angelika Hauser und Rupert Membarth gaben am Mittwoch in der Augsburger Allgemeinen bekannt, ihre Ämter Ende April niederzulegen. Sie werfen der Bistumsleitung mangelnden Aufklärungswillen vor.


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«Leider habe ich bis heute nicht erkennen können, dass die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Augsburg, die Bischof Bertram einmal als seine Herzensangelegenheit bezeichnete, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und echtem Aufklärungswillen betrieben wird», zitierte die Zeitung aus einem Schreiben der beiden Sachverständigen an die Bistumsleitung.


Das Bistum Augsburg bedauerte den Rücktritt in einer am Mittwochmorgen auf der Homepage der Diözese veröffentlichten Stellungnahme und dankte Hauser und Membarth «für die bisher geleistete, ausserordentlich anspruchsvolle Arbeit». «Leider hatten Frau Hauser und Herr Membarth diesen überraschenden Schritt dem Bistum im Vorfeld nicht angekündigt», heisst es dort weiter. Erst nach einer Presseanfrage habe das Bistum Kenntnis davon erlangt.

«Insoweit bedauert das Bistum, dass keine vorherigen klärenden Gespräche geführt werden konnten. Solche Gespräche wären allerdings im Sinne aller Beteiligten und für die konstruktive Fortsetzung der Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum wichtig und wünschenswert gewesen.»

Ich habe den Glauben daran verloren, dass sich an den bestehenden Rahmenbedingungen etwas ändert.

Membarth sagte der Augsburger Allgemeinen: «Noch immer wird versucht, Dinge auszusitzen. Auf der anderen Seite stehen Betroffene und ihr langes Leid.» Und weiter: «Bilanzierend muss ich sagen: Uns wurde die Arbeit erschwert.» So hätten sie keinen Einblick in Personalakten beschuldigter Kleriker bekommen, sagte Hauser und erklärte weiter, sie habe keinen echten und entschlossenen Aufklärungswillen feststellen können. In ihrer Arbeit sei sie bei der Bistumsleitung auf Misstrauen und Desinteresse gestossen. «Ich habe den Glauben daran verloren, dass sich an den bestehenden Rahmenbedingungen etwas ändert.»


Das Bistum betonte, die «neuen datenschutzrechtlichen Hürden» beträfen nicht allein das Bistum Augsburg, sondern alle deutschen Bistümer. Nach dem Gesetz über den kirchlichen Datenschutz hätte nach Angaben der Diözese eine schriftliche Vereinbarung über die Aufgabenverteilung abgeschlossen werden müssen. Darüber seien Hauser und Membarth mehrfach informiert worden, Gesprächsangebote seien aber vergebens gewesen. Dem Bistum sei darüber hinaus «kein Fall bekannt, in welchem die Aktenauskunft versagt worden wäre».

«Den Vorhalt, dem Bistum Augsburg würde es an echtem proaktiven Aufklärungswillen mangeln, weist das Bistum allerdings entschieden zurück. Jeder Einzelfall wird hier von den verantwortlich handelnden Personen sehr ernst genommen und akribisch bearbeitet», teilte das Bistum mit.
«Das ist in der Tat einmalig», sagte der Sprecher der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, der Deutschen Presse-Agentur. «Der Vorgang zeigt, Aufarbeitung in Eigenregie kann nicht funktionieren und ist für Betroffene eine Zumutung. Betroffene haben das seit Jahren gesagt. Es wird Zeit, dass die Politik endlich ins Handeln kommt.» Er forderte «eine Wahrheitskommission in der katholischen Kirche». Dafür sei es «noch nicht zu spät».

Der dritte Missbrauchsbeauftragte des Augsburger Bistums, Andreas Hatzung, bedauerte in der Augsburger Allgemeinen den Rücktritt seiner Kolleg*innen, sagte aber auch, dass er den Schritt im Wesentlichen nachvollziehen könne. «Ich sehe mich dennoch weiter in der Lage, meine Aufgabe als unabhängige Ansprechperson auszuüben.»

Hauser und Membarth waren im September 2022 als neue Missbrauchsbeauftragte vorgestellt worden. Seither berieten sie laut der Zeitung nach eigenen Angaben knapp 20 Betroffene. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Hinweise auf Missbrauchsfälle anzunehmen, eine erste Bewertung ihrer Plausibilität vorzunehmen und Betroffene über Hilfestellungen zu informieren.

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