++ Moschee hisst Flagge ++ Weniger queere Scheidungen ++

Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer

Foto: Kriss Rudolph
Foto: Kriss Rudolph

Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 27. Juni 2022.

++ Moschee hisst Regenbogenflagge ++

Am Freitag Vormittag hisste erstmals eine Moschee in Deutschland die Regenbogenflagge. «Insbesondere für LGBTIQ muslimischen Glaubens ist ein solches Zeichen enorm wichtig, denn es zeigt, dass sie sich nicht zwischen ihrem Glauben und ihrer sexuellen Identität entscheiden müssen, sondern so akzeptiert werden, wie sie sind», erklärte die Moschee.

Unter den Gästen aus der Politik waren u. a. Klaus Lederer (Linke), Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa, und Kai Wegner. CDU-Chef im Berliner Abgeordnetenhaus. Der Vorstand des Berliner CSD hat an Moschee-Gründerin Seyran Ateş die diesjährigen politischen Forderungen zum Themenbereich Religion & Spiritualität übergeben.

++ Weniger queere Scheidungen ++

Die Zahl der Ehescheidungen hat in Thüringen laut Statistik den zweitniedrigsten Stand nach 1993 erreicht. Wurden damals 2643 Ehen geschieden, so waren es im vergangenen Jahr 3285, wie das Landesamt für Statistik am Freitag in Erfurt mitteilte. Der bisherige Höchststand war im Jahr 2003 mit 5558 Scheidungen erreicht worden.

2021 wurden laut Statistik 28 gleichgeschlechtliche Ehen geschieden. Dies entsprach 0,9 Prozent aller Ehescheidungen. Damit sank die Zahl der Ehescheidungen gleichgeschlechtlicher Paare im Vergleich zum Vorjahr um 7. (dpa)

++ Queere Nothilfe Ukraine geehrt ++

Am Donnerstagabend wurden im Rahmen einer Gala in Düsseldorf die Max-Spohr-Preise verliehen: Geehrt wurden Arvato Financial Solutions (Unternehmen)
, Polizeiakademie Niedersachsen (Öffentlicher Sektor)
, Queere Haushaltshilfe Baumgärtel GmbH (Diversity in KMU – Kleinen- und Mittleren Unternehmen)
 und die Queere Nothilfe Ukraine (Max-Spohr-Sonderpreis)
.

Die Preisverleihung stand dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Queer-Beauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann. Der Preis gilt laut Eigenaussage als «eine der gewichtigsten Auszeichnungen für Diversity Management in Deutschland» und als einzige mit besonderem Augenmerk auf Massnahmen für LGBTIQ-Mitarbeitende, so Alf Spröde, der stellvertretende Vorsitzende des Völklinger Kreis.
 Lehmann verwies in einer Video-Grussbotschaft darauf, dass noch zu viele Menschen sich nicht am Arbeitsplatz outen, aus Angst berufliche Nachteile zu erleiden.

++ Wüst eröffnet CSD-Demo in Köln ++

Der nordrhein-westfälische CDU-Ministerpräsident wird am Sonntag die Demonstration eröffnen. Das teilten die Veranstalter*innen und die Staatskanzlei am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Es sei das erste Mal in der rund 30-jährigen Geschichte des Kölner CSD, dass dort ein Ministerpräsident spreche, sagte ein Sprecher der Veranstalter. Zu der CSD-Demonstration, bei der Zehntausende zu Fuss oder mit Musikwagen durch die Innenstadt ziehen, werden mindestens 800 000 Zuschauer*innen erwartet.

Mit dem CSD wird vielerorts an Ereignisse im Jahr 1969 in New York erinnert: Die Polizei stürmte damals die Bar «Stonewall Inn» in der Christopher Street und lösten einen mehrtägigen Aufstand von Schwulen, Lesben und trans Personen auf (MANNSCHAFT+). (dpa)

++ 700 Dosen Impfstoff für Rheinland-Pfalz ++

Der Impfstoff sei am Dienstag eingetroffen, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch auf Anfrage mit. Ambulanzen und Praxen könnten ab sofort den Impfstoff über ein Formular bei der Landesregierung bestellen. Es sei geplant, die Impfungen über die HIV-Schwerpunktambulanzen und -praxen vorzunehmen. In Rheinland-Pfalz seien bislang sechs Fälle der Viruserkrankung gemeldet worden. Zuvor hatten die Zeitungen der VRM darüber berichtet.

Impfberechtigt seien Personen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten und Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und bei denen eine HIV-Infektion diagnostiziert wurde. Es sei perspektivisch vorgesehen, die Impfberechtigung künftig für alle von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (Stiko) empfohlenen Gruppen zu erweitern. Die Kommission empfiehlt eine Impfung für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die engen Kontakt zu Infizierten hatten. (dpa)

++ Kölner CSD unter Eindruck von Oslo ++

Die Polizei bereitet sich intensiv auf das kommende Wochenende zum Christopher Street Day vor. Der Anschlag mit zwei Toten und über 20 Verletzten (MANNSCHAFT berichtete) fliesse in die fortlaufende Gefährdungsanalyse ein, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Es gebe jedoch keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefahrenlage. «Wir stehen aber auch dazu im Austausch mit allen Sicherheitsbehörden im Land und im Bund.» Angesichts der erwarteten hunderttausenden Besucher sei die Polizei bei dem dreitägigen Strassenfest und der CSD-Demonstration am Sonntag natürlich ohnehin mit zusätzlichen Kräften im Einsatz.

Die Veranstalter*innen des CSD wollen nach Abschluss der Parade am Sonntagnachmittag mit einer Schweigeminute der Opfer des Anschlags gedenken. Dazu werde das Bühnenprogramm auf allen Plätzen unterbrochen, sagte ein Sprecher. «Egal, welche Ideologien manche Menschen im Kopf haben: Wir werden weiter laut und friedlich für unsere Rechte demonstrieren.»

++ Insolvenzverfahren bei Kondomhersteller ++

Eine der grössten Kondomhersteller, die CPR GmbH, aus dem niedersächsischen Sarstedt war in Schwierigkeiten geraten und hatte im Frühjahr einen entsprechenden Antrag gestellt. Inzwischen sei das Verfahren eröffnet worden, hiess es am Dienstag aus der Justiz im benachbarten Hildesheim. Laut früheren Berichten kam das Unternehmen wegen Devisen- und Abrechnungsproblemen im Russland-Geschäft unter Druck, nachdem der Krieg gegen die Ukraine begonnen und Sanktionen gegriffen hatten. CPR exportiert in verschiedene Länder.

Nach eigenen Angaben von Mitte 2020 fertigte CPR bis zu 200 Millionen Präservative jährlich. Davon blieben zuletzt nur etwa 15 Prozent in Deutschland, auch als Eigenmarken von Einzelhändlern. In Frankreich soll es während der Corona-Lockdowns Kondom-Hamsterkäufe gegeben haben – in der Bundesrepublik kam es nach Einschätzung von CPR-Chef Kesselring zu Beginn der Pandemie ebenso dazu. (dpa)

++ 800.000 Menschen beim CSD in Köln erwartet ++

Nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen kann der Kölner CSD wieder in grossem Rahmen gefeiert werden. Hunderttausende Menschen werden am kommenden Wochenende zur Pride-Parade unter dem Motto «Für Menschenrechte. Viele. Gemeinsam. Stark» in der Domstadt erwartet. (MANNSCHAFT berichtete über den geplanten neuen Dirk-Bach-Platz in Köln.)

Es wird ein dreitägiges Strassenfest mit Musik, Tanz und politischen Diskussionen. Höhepunkt ist die Demonstration am Sonntag (3. Juli). Die Veranstalter*innen rechnen mit mehr als 800.000 Zuschauer*innen. (dpa)

++ Historischer Christopher Street Day ++

Anlässlich des weltweiten Christopher Street Days (28.6.) fordert der Erste Vizepräsident des Bayerischen Landtages und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller (CSU): «Sicherheit und Solidarität für queere Menschen.» Er sagt: «Von der Verfolgung homosexueller Menschen einst durch die Nationalsozialisten bis hin zu Übergriffen und Attentaten heute zieht sich Diskriminierung wie ein roter Faden.»

Freller weiter: «Da mich die zunehmenden Hassdelikte aufgrund von ‹sexueller Orientierung oder sexueller Identität› sehr beunruhigen, stimme ich dem diesjährigen Motto ‹Sichtbarkeit schafft Sicherheit› von zehn Bayerischen CSDs nicht nur vollumfänglich zu, sondern habe mich auch entschieden, die mir angetragene Schirmherrschaft über die zehn bayerischen CSDs zu übernehmen.» (MANNSCHAFT berichtete über den Tod des queeren Nürnberger Stadtrats Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn.)

Karl Freller beim CSD in Tel Aviv (Foto: privat)
Karl Freller beim CSD in Tel Aviv (Foto: privat)

++ Ibn Rushd-Goethe Moschee hisst Regenbogenflagge ++

Am 1. Juli hisst erstmals eine Moschee in Deutschland die Regenbogenflagge. Insbesondere für LGBTIQ-Menschen muslimischen Glaubens sei ein solches Zeichen enorm wichtig, heisst es. Es zeige, dass sie sich nicht zwischen ihrem Glauben und ihrer sexuellen Identität entscheiden müssten, sondern so akzeptiert würden, wie sie seien.

Zu ihrem fünf-jährigen Jubiläum schliesst sich deshalb die Ibn Rushd-Goethe Moschee der Berliner Tradition an, vor öffentlichen Gebäuden Regenbogenflaggen zu hissen. Dies wird werde diese Woche im Vorfeld des Freitagsgebets geschehen. Mit dabei sind u.a. Klaus Lederer (Die Linke, Senator für Kultur und Europa) und Kai Wegner (CDU), die Bezirksstadträtin Stefanie Remlinger (Bündnis 90/Die Grünen) und Vorstandmitglieder des Berliner CSD e.V.

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