«Sie fesselten uns wie Sklaven, verbrannten und schlugen uns»
19 ugandische LGBTIQ waren fast 50 Tage im Gefängnis – nun berichten sie über Folter
Im März stürmte die Polizei eine Unterkunft in Uganda. 19 LGBTIQ, darunter fünf vier Frauen, zwei bisexuelle und 13 schwule Männer, wurden verhaftet. Jetzt erzählen sie im Guardian, wie die offenbar staatlich geförderte Homophobie durch Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verschleiert wurde.
«Sie fesselten uns wie Sklaven und marschierten mit uns über einen Markplatz voller homophober Menschen», erklärt etwa Ronald Sssenyonga, ein 21-jähriger Student aus Uganda. Einige Leute hätten sie geschlagen, mit Steinen oder was auch immer sie finden konnten. Der Generalstaatsanwalt hatte Anklage wegen «nachlässigem Verhalten, das zur Verbreitung einer Infektion führte» erhoben.
Es gab erschütternde Aufnahmen von der Razzia, die laut Aktivist*innen Teil einer Reihe gezielter Angriffe der Strafverfolgungsbehörden gegen die Community war. In einem Handyvideo war Haji Abdul Kiyimba, Bürgermeister des Stadtrats, in der Unterkunft zu sehen. Er befahl, die jungen Leute sollten ihm die Telefonnummern ihrer Eltern mitteilen, während sie ausgepeitscht wurden.
Anschliessend verbrachten die queeren Männer und trans Frauen fast 50 Tage in U-Haft, ohne wochenlang Zugang zu einem Rechtsbeistand zu haben.
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Ssenyonga erzählt, er habe damals auf die Ergebnisse seiner Abitur-Prüfung gewartet und sich auf die Uni gefreut. «Aber nachdem sie mein Gesicht in Videos gezeigt haben, weiss jeder, dass ich schwul bin. Ich schäme mich zu sehr, um in die Schule zu gehen. Ich weiss also nicht, was die Zukunft bringt, wenn ich nicht einmal mein Zeugnis abholen kann.»
Weiter erzählt der junge Mann: «Sie dachten, wir wären niemand und hätten niemanden auf unserer Seite. Sie haben uns mit Feuerholz verbrannt und uns gezwungen, zu gestehen, dass wir schwul sind.» Die Gefängniswärter hätten riesige Stöcke und Eisenstangen benutzt, um die Insassen zu schlagen. Zudem hätten sie andere Gefangene gegen sie aufgehetzt.
Ein anderer berichtet, die Zeit im Gefängnis hätte sein Leben zerstört; er könne nicht zu seinem Arbeitsplatz oder zu seiner Familie zurückkehren. Das Zwangsouting habe seiner Mutter das Herz gebrochen. Er musste das Dorf verlassen und wisse nun nicht wohin.
Im Mai dann entschied ein ugandisches Gericht über die Freilassung der inhaftierten Queers (MANNSCHAFT berichtete). Patricia Kimera, eine Anwältin der Human Rights Awareness and Promotion Forum (HRAPF) hatte die inhaftierten LGBTIQ im Gefängnis besucht. Sie zeigte sich besorgt um deren Gesundheitszustand, da sie alle sehr schwach wirkten und einige Symptome von Malaria und Typhus zeigten. Mehrere der angeklagten LGBTIQ sind HIV-positiv und durften während der Haft ihre Medikamente nicht nehmen.
Auch in anderen afrikanischen Ländern komme es zu gewalttätigen Übergriffen von Polizei und Militär bei der Durchsetzung der Corona-Ausgangssperren. Gerade Flüchtlingslager wie dem in Kakuma in Kenia trifft die Pandemie hart (MANNSCHAFT berichtete).
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