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Harmloser Datingspass: «Take Me Out – Girls, Girls, Girls»

Warum Kuppel-Shows einen Beitrag zur Sichtbarkeit leisten

lesbisch
(Symbolbild: Unsplash/Masha S)

Die queere Datingshow «Take Me Out – Girls, Girls, Girls» ist ein wichtiger Schritt für die Sichtbarkeit der queeren Community im TV-Bereich. Trotz einiger Klischees bietet sie eine Vielfalt an Kandidat*innen mit unterschiedlichen Body Types und Spektren.

Sichtbarkeit für die queere Community in den Medien ist wahnsinnig wichtig – man kann es nicht oft genug betonen, denn Sichtbarkeit in TV-Serien und -Shows, Filmen, Musikvideos, Literatur oder auf Zeitschriftencovern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass zu jungen wie alten Queeros gesprochen wird. Dass sie angesprochen werden, Mut sammeln können für ihr Coming-out – oder sich im wahrsten Sinne des Wortes gesehen fühlen, weniger allein. Dass queere Menschen Einzug halten in den Reality-TV-Bereich «Dating Show» ist daher ein grosser Schritt. Der nächste: «Take Me Out – Girls, Girls, Girls» (MANNSCHAF berichtete).

Dating Shows gehen weg von fiktionaler queerer Liebe, wie sie inzwischen glücklicherweise in fast jeder Netflixshow Programm geworden ist. Mehr noch, «Prince» und «Princess Charming» zeigen eben echte Menschen, echte Liebe. Sie diskutieren Themen im Fernsehen, die relevant in unser aller homosexueller Leben sind – «tops» und «bottoms», trans Thematiken, Fetische, Sextoys.
Dies birgt aber auch die Gefahr, dass «die Homos» wieder auf nur genau das eine reduziert werden: Sexualität. Ja, die bumsen halt gerne. Echte Liebe? Nee. Derweil ist die amtierende Princess Hanna noch mit ihrer Jessica aus der zweiten Staffel «Princess Charming» (2022) zusammen.

«Take Me Out» ist eine weitere Sendung der RTL Group, die sich «traut», eine queere Datingshow zu zeigen. Ja, «traut». Denn speziell beim Thema «Lesben» denken viele Medienmacher*innen gerne, dass frauenliebende Frauen eben niemanden interessieren und sich daher schlechte Quoten damit machen lassen. Speziell in Zeiten, in denen «The L Word: Generation Q» frisch abgesetzt wurde, ist das natürlich bitter. Denn wie wichtig war speziell «The L Word» für heranwachsende Lesben? «Take Me Out – Girls, Girls, Girls» lief in zwei Folgen. Die schwule Variante «Boys, Boys, Boys» erschien erstmals 2021 und lieferte ebenfalls zwei brandneue Episodenab.


Das Konzept, egal, ob hetero, schwul oder lesbisch: Eine Person fährt einen Aufzug herunter und stellt sich vor Publikum 30 paarungsbereiter Singles. In verschiedenen Runden wird gebuzzert, bis im besten Falle ein Match und damit ein Date entsteht. Manchmal geht die Person leer aus. Oft darf die Person zwischen übrig gebliebenen datingbereiten Singles mit einer letzten Frage entscheiden. Natürlich macht hier das Aussehen viel aus, aber auch kleine Clips über Beruf, Hobbies und andere Leidenschaften der Personen entscheiden. Auch die Musikauswahl für den ersten Auftritt ist häufig bei vielen Singles entscheidend.


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Tut «Take Me Out – Girls, Girls, Girls» uns also einen Gefallen bei der Wahrnehmung der Lesbenszene? Werden Klischee über die Lesbenwelt aufgelöst? Eines wird auf jeden Fall bestätigt – jede kennt jede. Ob die Zuschauerschaft gewisse Szenelesben wiedererkennt oder sich die Mädels untereinander von Social Media oder dem echten Leben kennen, alles ist dabei. Unter anderem trifft das bei Jenny Thiede zu, die sich nach ihrer Teilnahme beim «Bachelor» 2020 outete. Auf Instagram spricht sie davon, dass ihr «TMO»-Match sogar ihre grosse Liebe sei…


Hier kann auch ein Häkchen gesetzt werden beim Lesbenklischee, dass frauenliebende Frauen sehr schnell sehr verliebt sind (und laut Stereotyp sogar sofort zusammenziehen und heiraten). Aber das ist logischerweise ein sehr schönes Häkchen!

Als die attraktive Jessica Fiorini erwähnt, zuvor Beziehungen mit Männern gehabt zu haben (sie nahm 2020 ebenso am «Bachelor» teil), geht das Licht sprichwörtlich bei einigen sofort aus – thematisiert wird das nicht. Auch, als sie von ihrer Liebe zur Mode spricht, drücken einige und sind damit raus. Hier könnte man selbstverständlich wieder diskutieren, dass High-Femme-Lesben innerhalb der Community stark stigmatisiert sind – wird aber leider nicht.

Das macht «Take Me Out – Girls, Girls, Girls» tatsächlich zu einem harmlosen Datingspass im Stile von «First Dates» – kratzt aber nur an der Oberfläche, die Szene wirklich anders zu portraitieren. Immerhin: Unter den Kandidatinnen sind alle Body Types und Spektren zwischen «feminin» und «maskulin» abgedeckt. In Folge 1 wird die Vorliebe zu Tomboys erklärt, in Folge 2 zu Stems (Lesben, die sich wie ein Kerl kleiden – Anm. d. Red.). Wenngleich hier unterschlagen wird, dass Stems feminine PoCs und Latinx sind. Auch das ist etwas schade.

Die Freude wird aber wieder mit der hübschen Marie gehoben, die sich den Damen stellt und direkt erklärt, dass sie trans sei. Sie erhält tosenden Applaus. Was bleibt ist ein solider Start und die Hoffnung, dass den Medienmacher*innen noch einmal klarer geworden ist, dass es ein Publikum für diese Sendungsvariante gibt.

Wer sich nun sein eigenes Bild machen möchte, kann die Gay-Folgen zum Nachschauen auf Tvnow.ch finden.

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