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Lesben-Paar erfüllt sich Kinder­wunsch in Dänemark

Deutsche Kliniken hatten den Frauen die Behandlung verweigert

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Christina und Rebecca Gelinsky haben Matthias Linkes Profil bei Familyship gefunden. (Bild: Matthias Linke, Diers)

Deutsche Kinderwunschkliniken hatten es abgelehnt, eine Behandlung ohne Samenbank durchzuführen, als Christina und Rebecca mithilfe eines Samenspenders eine Familie gründen wollten. Stattdessen begaben sie sich nach Dänemark, um sich den Traum vom Kind zu erfüllen.

Matthias Linke hatte den Traum, Vater zu werden, eigentlich aufgegeben. Als homosexueller Mann hatten er und sein Partner nur begrenzte Möglichkeiten, bis sich die Gelegenheit ergab, ein Kind mithilfe einer Eizellspende und einer amerikanischen Leihmutter zu bekommen.

Wie die dänische Agentur Epicent Public Relations berichtet, inspirierte ihn dies dazu, bekannter Samenspender zu werden und einem lesbischen Paar aus der Kinderlosigkeit zu helfen.

«Für homosexuelle Paare ist es nicht ganz einfach, eine Familie zu gründen. Wir sind von Eizellspenden und einer Leihmutter abhängig und sind sehr dankbar für die Gelegenheit, die sich für uns in den USA ergeben hatte. Das hatte mich dazu angeregt, selbst Samenspender zu werden, um etwas zurückzugeben», berichtet der 40-jährige Matthias Linke, der mit seinem Ehemann Fabian seit 2011 ein Paar ist.


Für Christina Gelinsky und ihre Ehefrau Rebecca hatte der Entschluss alles geändert. Nach einer längeren Suche hatten sie Matthias’ Profil auf der Webseite Familyship gefunden, einer Kinderwunsch- und Familiencommunity für moderne Familienkonstellationen.

Wir haben viele unseriöse und schwachsinnige Anfragen von Männern bekommen.

«Wir haben auf anderen Portalen viele unseriöse und schwachsinnige Anfragen von Männern bekommen. Deshalb war es eine riesige Erleichterung, auf Matthias zu stossen. Uns ist eine sichere Vorgehensweise wichtig, und gleichzeitig legen wir enorm viel Wert darauf, dass das Kind die Möglichkeit bekommt, seinen biologischen Vater kennenzulernen. Durch Matthias ergab sich die Gelegenheit, dass unser Kind eine Beziehung zu ihm und seiner Familie aufbauen kann», erklärt Christina Gelinsky, die mit Rebecca ausserhalb von Hamburg und gut eine Autostunde von Matthias und Fabian entfernt wohnt.

 

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Der Plan für den Nachwuchs stand, aber es entstanden schnell Herausforderungen, sodass die werdenden Eltern nach Dänemark reisen mussten, um sich in Kinderwunschbehandlung zu begeben.


Das Paar hat eine Reihe Kinderwunschkliniken in Deutschland aufgesucht, stiess aber jedes Mal auf Ablehnung. Ihnen wurde erklärt, dass die Kinderwunschbehandlung nur mit Samen aus einer Samenbank stattfinden könne.

«Keiner wollte etwas mit uns zu tun haben, sobald wir von Matthias erzählt hatten. In einer Hamburger Klinik hatten wir direkt das Gefühl, lächerlich gemacht zu werden, und wir hatten den Eindruck, unerwünscht zu sein. Es war extrem schwer, Kliniken zu finden, die gewillt waren, eine Lösung zu finden», erinnert sich Christina Gelinsky.


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Die deutsche Gesetzgebung diktiert kein Verbot gegen eine Kindewunschbehandlung von lesbischen Paaren oder bei der Verwendung von Samen von einem bekannten Spender. Die Gesetzeslage drückt jedoch keine Akzeptanz dieser Praxis aus, und das kann mehrere Kinderwunschkliniken davon abhalten, die Behandlungen durchzuführen.

Christina und Rebecca wurden eines von vielen lesbischen Paaren, die es im Rahmen ihres Kinderwunsches nach Dänemark zog. Gemeinsam mit Matthias haben sie sich in der Diers Klinik in Aarhus einem Behandlungsverlauf unterzogen, der problemlos vonstattenging.

«Ein Grossteil unserer Kundschaft aus Deutschland erzählt, dass die Gesetzgebung dort viel unverbindlicher definiert ist als in Dänemark, weshalb viele Kliniken auf Nummer sicher gehen. Sie lehnen es ab, Paare zu behandeln, die einen bekannten Spender haben, und in einigen Fällen weigern sie sich komplett, Lesben und Singles zu behandeln. Das können wir auch an unserer Kundengruppe ablesen, die zu 80 Prozent aus dem Ausland kommt», weiss Liza Diers, Leiterin und Besitzerin der Diers Klinik in Aarhus.

«In Dänemark hatten wir das Gefühl, mit offenen Armen empfangen zu werden. In Deutschland kann das Ganze sehr steril wirken, und das ist sehr schade, weil es nicht so sein muss», sagt Christina Gelinsky.


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Zur Samenspende: Bei einer bekannten Samenspende kennt die Empfängerin zum Spendezeitpunkt die Identität des Spenders. Bei einer unbekannten Samenspende – einem Spender über eine Samenbank, spricht man von einer Non-ID Release. Dieser Samenspender kann nicht kontaktiert werden. In Deutschland sind Non-ID Release-Spender nicht gestattet. In Dänemark sind alle Spendertypen zugelassen

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