«La fracture» spielt in einer Notaufnahme in Paris. Es geht um ein lesbisches Paar kurz vor der Trennung, um einen verletzten LKW-Fahrer und um die Gelbwesten-Proteste. Wir sprachen mit der Regisseurin Catherine Corsini über ihren Film, der in Cannes mit der Queer Palm ausgezeichnet wurde.
Catherine, dein Film «La fracture» spielt in einer Nacht in einer Notaufnahme, wo viele Themen und Geschichten zusammenkommen. Es geht um Polizeibrutalität und den katastrophalen Zustand des französischen Gesundheitswesens. Womit nahm diese Geschichte ihren Anfang?
Im Grunde schlage ich mit «La fracture» den Bogen zurück zu meinem ersten grossen Erfolg «La nouvelle Ève» Ende der 90er-Jahre. Das war damals eine Komödie über politisches Engagement mit Haltung – daran wollte ich anknüpfen. Aber auch mein eigenes Leben stand Pate, denn die von Valeria Bruni-Tedeschi gespielte Raf ist durchaus so etwas wie mein Alter Ego. Ich bin tatsächlich auch auf der Strasse gestürzt, als ich mit meiner Lebensgefährtin unterwegs war, und musste eine Nacht in der Notaufnahme verbringen. Es gibt wenige andere Orte, wo man so viele so verschiedene Menschen trifft, die sich alle mehr oder weniger auf Augenhöhe begegnen, weil sie alle im gleichen Boot sitzen und darauf warten, vom Pflegepersonal versorgt zu werden. Kein Wunder, gibt es Notaufnahmen immer wieder in Film und Fernsehen zu sehen. Ich war sehr fasziniert – und habe mich zu einer Geschichte inspirieren lassen.