Künftige Rabbinerin: «Queerness im Judentum selbstverständlich machen»!

Helene Braun ist eine von wenigen Frauen, die diesen Berufsweg in Deutschland einschlagen

Die angehende Rabbinerin Helene Braun (Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB
Die angehende Rabbinerin Helene Braun (Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB

Die angehende Rabbinerin Helene Braun (24) lebt in Berlin und setzt sich u.a. für die Menschenrechte von queeren Personen, für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sowie für Feminismus ein.

Braun findet es «total verkehrt», dass Judentum häufig nur im Geschichtsunterricht und nur in Bezug auf den Holocaust besprochen werde. Auch ausserhalb des Geschichtsunterrichts solle verstärkt über lebendiges Judentum gesprochen werden, sagte die Studentin des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Braun studiert jüdische Theologie und macht nebenbei eine praktische Ausbildung zur liberalen Rabbinerin. Es gibt derzeit acht Rabbinerinnen deutschlandweit. Somit ist Braun eine von wenigen Frauen, die diesen Berufsweg in Deutschland einschlagen. Sie setzt sich zudem für die Rechte von queeren Personen, für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sowie für Nachhaltigkeit und Feminismus ein.

«Für mich waren das schon immer Selbstverständlichkeiten, ich bin mit diesen Themen grossgeworden. Und jetzt möchte ich dabei helfen, sie auch an anderen Stellen selbstverständlich zu machen.» So sei sie beispielsweise auch ein Gründungsmitglied des deutschen Vereins Keshet (hebräisch für Regenbogen) für queere jüdische Menschen.

Als Teenagerin stellte sie fest, dass sie sich auch zu Mädchen hingezogen fühlt. Aber damals fehlte es ihr an Ansprechpartner*innen, wie sie gegenüber dem Deutschlandfunk Kultur erzählte. «Queerness im Judentum war für mich gar nicht sichtbar. Das stand gar nicht im Raum. Vielen ist ja auch gar nicht bewusst, was für Probleme das für Menschen darstellen kann, queer und jüdisch zu sein, was für Probleme die da mit sich selber haben.»

Braun weiter: «Mir ist es wichtig, dass es auch in Zukunft jüdisches Leben in Deutschland gibt, wie auch immer es aussehen mag.» Sie wolle dabei helfen, es wieder aufzubauen. «Ich möchte auch den vielen jüdischen Menschen in Deutschland, die häufig säkular leben, ein Angebot bieten.» Im WDR Fernsehen war sie kürzlich in der Sendung «Freitagnacht Jews» von Daniel Donskoy zu sehen.

Helene Braun (Foto: Jens Kalaene/dpa)
Helene Braun (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Bundesweit gibt es dem Zentralrat der Juden zufolge 71 Rabbinerinnen und Rabbiner. Die praktische Ausbildung dauert etwa fünf Jahre und wird deutschlandweit an drei Ausbildungseinrichtungen angeboten: in Potsdam am Abraham Geiger Kolleg und am Zacharias Frankel College sowie am Berliner Rabbinerseminar. Nach der Ordination können fertig ausgebildete Rabbinerinnen und Rabbiner etwa in Gemeinden arbeiten.

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