Kirchengemeinde lädt verurteilten Hetz-Pastor Olaf Latzel ein
Der homophobe Pfarrer aus Bremen darf vier Tage lang in Bayern predigen
Der vom Amtsgericht Bremen erstinstanzlich wegen Volksverhetzung verurteilte evangelische Pfarrer Olaf Latzel (MANNSCHAFT berichtete) steht nach einem zwischenzeitlichen Verbot wieder auf der Kanzel. Die bayrische Kirchengemeinde Rentweinsdorf heisst den homophoben Pastor für eine vierteilige Themenreihe willkommen.
Über die «Nachfolge Jesu» wird der homophobe Prediger Olaf Latzel in Rentweinsdorf predigen. Es handelt sich um eine vierteilige Themenreihe, die am heutigen Donnerstag startet und bis zum 31. Oktober dauern wird. Der Vorstand der Kirchengemeinde im Landkreis Haßberge hatte zuvor einstimmig entschieden, dass ausgerechnet der wegen Volksverhetzung verurteilte Prediger aus Bremen der richtige Referent für diese Veranstaltung sei.
Kritik für Einladung Dass diese Entscheidung bei manchen Gemeindemitgliedern nicht gut ankommt, sieht man auf Facebook. Viele haben beim Post zur Ankündigung der Veranstaltung auf das Emoji mit dem wütenden Gesicht geklickt; es finden sich auch sehr kritische und entsetzte Kommentare. Die Verantwortlichen haben inzwischen die Kommentarfunktion eingeschränkt.
Wie der zuständige Pfarrer Gehard Barfuß gegenüber BR24 berichtet, habe die Gemeinde wegen der Einladung sogar anonyme Hassbotschaften erhalten.
Andererseits verfügt Olaf Latzel über eine grosse Anhängerschaft. Für die Vorträge hätten bereits viele Gäste aus weiten Teilen Bayerns ihren Besuch angemeldet, wie BR24 schreibt. Die Polizei des Landkreises Haßberge hat angekündigt, die Veranstaltung im Blick zu halten.
«Statement der Freiheit» Die Einladung soll aufgrund persönlicher Beziehungen von Gemeindemitgliedern mit Latzels Anhänger*innen in Bremen zustande gekommen sein. Für Gehard Barfuß ist es ein «Statement für die Freiheit», dass der verurteilte Pfarrer aus dem Norden am Reformationssonntag in seiner Kirche predigen darf.
«Ich habe die Freiheit, auch jemanden reden zu lassen, der nicht nur das standardmässige konturlose Christentum nach aussen bringt», sagt er zu BR24. Zugleich distanziere er sich persönlich von den homophoben Aussagen Latzels – und von diesen gab es in der Vergangenheit viele: Unter anderem hat die Frankfurter Rundschau ihn mit Äusserungen zitiert wie: «Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Partys.» Gelebte Homosexualität sei wie Ehebruch ein «todeswürdiges Verbrechen». Ausserdem sei der «ganze Gender-Dreck» für ihn «zutiefst teuflisch und satanisch».
Verfahren geht in Berufung Wegen volksverhetzender Aussagen in einem auf Youtube verbreiteten «Eheseminar» im Oktober 2019 wurde schliesslich die Bremer Staatsanwaltschaft aktiv und erhob Anklage. Die Richterin kam zum Schluss, dass der Theologe zum Hass gegen Homosexuelle angestachelt habe.
Sie schloss sich der Forderung der Staatsanwaltschaft an und verhängte eine Freiheitsstrafe von vier Monaten, umgewandelt zu einer Geldstrafe von 8’100 Euro. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Latzel ging in Berufung, weshalb das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Das neue Verfahren soll Anfang 2022 beginnen.
Der Kirchenausschuss in Bremen untersagte Olaf Latzel aufgrund des Verfahrens vorübergehend das Predigen (MANNSCHAFT berichtete). Im vergangenen April wurde das Verbot aufgehoben.
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