Katar nach der WM: Lage der LGBTIQ-Community dramatischer als zuvor

Das Fussballturnier sollte eine Verbesserung der Menschenrechte einleiten. Die Realität sieht anders aus

Katar steht seit Jahren wegen Menschenrechtsverletzungen und dem Umgang mit LGBTIQ in der Kritik (Foto: RTL)
Katar steht seit Jahren wegen Menschenrechtsverletzungen und dem Umgang mit LGBTIQ in der Kritik (Foto: RTL)

Ein halbes Jahr nach der Fussball-WM in Katar wird kaum noch über die Diskriminierung der queeren Community in dem Wüstenstaat gesprochen. Eine Dokumentaion zeigt nun, dass sich die Verhältnisse sogar verschlechtert haben.

Vor der WM in Katar 2022 hatten die RTL-Reporter Jonas Gerdes und Timo Latsch mit ihrer Dokumentation «Rote Karte statt Regenbogen» Menschenrechtverletzungen in Katar gegenüber LGBTIQ offengelegt. Nach dem Turnier sind beide nun noch einmal an den Ort des Geschehens zurückgekehrt – mit einer ernüchternder Erkenntnis.

Im neuen Teil ihrer Dokumentation, die am 8 Juni um 0.25 Uhr in einem in einem Nachtjournal Spezial bei RTL+ erstmals ausgestrahlt wird, zeigen die beiden Journalisten, dass das Regime konservativer und strenger geworden ist. So gehe das Innenministerium im Bereich «präventive Sicherheit» wieder stärker gegen Homosexuelle vor. «Die Regenbogen-Symbolik hat uns eher geschadet als genützt. Einige denken jetzt, dass LGBTIQ ein Import aus dem Westen sei», erzählt trans Frau Faisal in dem Film.

Der Dokumentation zufolge gäbe es seit Jahren geheime «Konversionstherapie»-Zentren, in denen homosexuelle Menschen gegen ihren Willen festgehalten werden und «umerzogen» werden sollen. Homosexualität kann in Katar noch immer im Extremfall mit der Todesstrafe geahndet werden. Nicht-Muslim*innen drohen bis zu sieben Jahre Haft.

«Unsere Recherchen zeigen erneut, dass die Lage der queeren Community in Katar dramatisch ist, allen Beteuerungen der FIFA zum Trotz. Das Regime in Katar hat jetzt nach der WM nicht mehr die Notwendigkeit, den Schein einer sich öffnenden Gesellschaft zu wahren» erklärt, Gerdes.

Schon im Vorfeld des Turniers hatte sich die anti-queere Haltung der Gastgeber gezeigt. So bezeichnete der katarische WM-Botschafter und frühere Fussball-Nationalspieler Khalid Salman Homosexualität als «geistigen Schaden» (MANNSCHAFT berichtete).

Die Dokumentation «Kein Regenbogen in der Wüste» hatte den stetigen Konflikt der queeren Community mit dem katarischen Regime ebenfalls beleuchtet. «Wenn du LGBTIQ bist, dann versteck dich, oder du wirst gefangen und getötet», erklärte dort der schwule Ali.

Katar hatte zuletzt Bemühungen unterstrichen, künftig auch Olympische Spiele beherbern zu wollen (MANNSCHAFT berichtete). Nach zwei vergeblichen Anläufen wird eine weitere Olympia-Bewerbung von Doha erwartet. «Wir haben unseren Willen und unsere Motivation gezeigt, es auszurichten. Ich denke, es liegt auf der Hand», hatte sich WM-Chef Hassan al-Thawadi diebezüglich geäussert.

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