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Jugendliche im Internet häufig mit Hate Speech konfrontiert

In jedem zweiten Fall zielen die Hasskommentare auf die sexuelle Orientierung ab

Hate Speech
Foto: Devin Avery/Unsplash

Schweizer Jugendliche treffen im Internet häufig auf das Phänomen der Hassrede. Gemäss dem neusten JAMESfocus-Bericht der ZHAW und Swisscom gibt es grosse Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in der Wahrnehmung und Bewertung von Hasskommentaren.

Rund die Hälfte der in der JAMES-Studie befragten Jugendlichen trifft mehrmals pro Woche oder häufiger auf Hasskommentare im Internet. Betroffen sind besonders die 16- bis 19-Jährigen. Auch in Bezug auf das Geschlecht sind die Unterschiede bemerkenswert: 53 Prozent der Mädchen treffen regelmässig auf Hassrede (engl. Hatespeech) im Internet, während dies nur bei 41 Prozent der Jungen der Fall ist.

In jedem zweiten Fall zielen die Hasskommentare auf die sexuelle Orientierung ab, in jedem dritten geht es um die geschlechtlichen Identität.

«Es ist jedoch schwierig zu beurteilen, ob Mädchen sich tatsächlich häufiger mit solchen Meldungen konfrontiert sehen oder ob es unterschiedliche Wahrnehmungen darüber gibt, was überhaupt als Hassrede empfunden wird», sagt ZHAW-Medienpsychologin Céline Külling. Ganz allgemein scheint es, dass die befragten Jugendlichen eine gewisse Sensibilisierung für das Thema zeigen und Hasskommentare im Vergleich zu anderen Phänomenen wie Falschinformationen eher als solche wahrgenommen werden.


Die Mehrheit der Jugendlichen (71 Prozent) gibt an, dass Personen online vor allem aufgrund ihres Aussehens beleidigt werden. Rund die Hälfte hält zudem fest, dass sie auch Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Herkunft sowie Hautfarbe beobachten. Mädchen und Jungen berichten hier ausserdem Unterschiedliches. 81 Prozent der Mädchen beobachteten, dass Personen oder Gruppen im Internet aufgrund ihres Aussehens beleidigt oder diskriminiert werden, bei den Knaben sind es nur 56 Prozent. Dies könnte allenfalls damit zusammenhängen, dass sich Mädchen stärker mit sozialen Netzwerken wie Snapchat und TikTok und dem Erstellen von Bildmaterial beschäftigen.

«Auch wenn das Aussehen einer Person in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine grosse Rolle spielt, wird paradoxerweise dieser Form der Diskriminierung von institutioneller Seite bisher nur wenig entgegengewirkt», sagt Gregor Waller, Co-Autor der ZHAW-Studie. Gängiges Gleichstellungsmanagement zielt auf Merkmale wie Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit sowie nationale oder kulturelle Herkunft und vernachlässigt den Aspekt der physischen Attraktivität.

Bei der Reaktion auf Hatespeech unterscheiden sich Jungen und Mädchen noch markanter. Drei Viertel der Mädchen geben an, dass Hasskommentare sie entsetzen oder traurig machen. Bei den Jungen sind es nur zwei Fünftel. Die Angaben hängen wohl auch hier mit erwarteten Geschlechternormen zusammen. Es ist gesellschaftlich gesehen nach wie vor weniger üblich für Männer, über ihre Gefühle zu sprechen und auch hier könnte das Rollenbild des starken, dominanten Mannes dazu führen, dass Knaben weniger über ihr emotionales Befinden berichten.


Gesamthaft betrachtet Michael In Albon, Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom, den fehlenden Respekt in manchen Bereichen der Online-Kommunikation als bedenklich für unsere Gesellschaft und riskant für die Kinder: «Viele Jugendliche lernen fälschlicherweise, dass es in Ordnung ist, im Netz respektlos zu kommunizieren. Daher bieten wir Betroffenen, Eltern und Lehrpersonen auf unserer neuen Ratgeberseite Tipps und Unterstützung an».

Um humorvoll reagieren zu können, verweisen die Forscher*innen auf diese Sammlung von Memes.


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