Italien löscht Namen queerer Mütter aus Geburtsurkunden
Regenbogenfamilien stehen im Fokus der Regierung
Italien geht weiter gegen gleichgeschlechtliche Eltern und Leihmutterschaft vor. Das Land löscht die Namen lesbischer Mütter aus den Geburtsurkunden ihrer Kinder.
«Ich habe zehn Tage lang geweint, nachdem ich den Brief geöffnet habe», sagte die 38 Jahre alte Michela gegenüber Dailymail. Sie wohnt am Rande von Bergamo, einer Stadt in Norditalien, nahe der Schweizer Grenze. «Es war, als ob ich nicht existierte.»
Michela und ihre 35-jährige Frau Viola gehören zu den ersten, die die neue Politik der italienischen Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni zu spüren bekamen. Unter dem Vorwand «konservative moralischen Werte» zu fördern geht sie gegen gleichgeschlechtliche Elternschaft und Leihmutterschaft vor.
Die Tochter von Michela und Viola war eines der ersten drei Kinder von lesbischen Paaren, deren Geburtsurkunden geändert wurden, um eine Mutter zu streichen. In einem Schreiben der Staatsanwaltschaft wurde darüber informiert, dass die Aufnahme des Namens von Michela – die nicht die leibliche Mutter ihrer Tochter Giulia ist – in die Geburtsurkunde «gegen die öffentliche Ordnung» verstosse.
Durch die Streichung hat nun nur noch die anerkannte leibliche Mutter Erziehungsrechte. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Schulbildung und die Gesundheitsfürsorge, sondern bedeutet auch, dass das Kind im Todesfall der eingetragenen Mutter an Verwandte oder in staatliche Obhut übergeben werden kann.
Die Regierung behauptet derweil, sie räume lediglich Grauzonen im Rechtssystem des Landes auf. Kritiker sagen jedoch, Meloni provoziere einen ideologischen Krieg, indem sie gleichgeschlechtliche Eltern ausnutze, um ihre härtesten Unterstützer zu besänftigen und die Aufmerksamkeit von Themen wie von Einwanderung oder Armut abzulenken.
Im März hatte Meloni angefangen die Gemeinden im Land aufzufordern, keine Kinder gleichgeschlechtlicher Eltern mehr zu registrieren (MANNSCHAFT berichtete). In Italien gibt es keinen formellen Schutz für Regenbogenfamilien. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften wurden zwar 2016 legalisiert, ein gleichberechtigtes Adoptionsrecht gibt es aber nicht, da befürchtet wurde, dass dies Leihmutterschaften fördern würde.
«Diese Familien haben es satt, diskriminiert zu werden», sagte die bisexuelle Oppositionsführerin Elly Schlein. «Wir sprechen von Jungen und Mädchen, die bereits in unseren Gemeinden aufwachsen und zur Schule gehen.»
Melonis Partei hatte zudem angekündigt, sogenannten «Fortpflanzungstourismus» zu einer Straftat zu erklären und Italiener*innen, die ausländische Leihmutterschaften nutzen, mit möglichen Gefängnisstrafen und einer Geldstrafe von einer Million Euro zu belegen.
Das könnte dich auch interessieren
News
Würgen beim Sex brachte den Tod: Rentner verurteilt
Weil sein Sexpartner erstickt war, wurde in Klagenfurt ein Rentner am Landesgericht verurteilt: Wegen fahrlässiger Tötung muss er eine Geldstrafe von 1'400 Euro zahlen.
Von Newsdesk Staff
Lust
Schwul
Justiz
Österreich
Community
Wieder eine queere Party weniger: «Ihr hinterlasst eine grosse Lücke!»
Nach über 20 Jahren zieht das alternative queere Partylabel «Offstream» einen Schlussstrich. Der gegenwärtige Backlash gegen LGBTIQ-Rechte spielte bei der Entscheidung eine Rolle.
Von Greg Zwygart
Schweiz
Queer
Österreich
Burkina Faso: SoHo fordert Schutz für LGBTIQ vor Strafgesetzgebung
In Burkina Faso soll Homosexualität künftig mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner fordert internationalen Einsatz für die Rechte von LGBTIQ.
Von Newsdesk Staff
LGBTIQ-Rechte
Queerfeindlichkeit
News
International
International
In Russland nach LGBTIQ-Themen googeln ist jetzt verboten
Weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit in Russland. Wer im Internet nach «extremistischen Inhalten» sucht, macht sich strafbar. Darunter fallen neben queeren Inhalten auch das Abspielen bestimmter Musik und Beiträge zur Opposition.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News