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Irland bekommt schwulen Premierminister

Bisher war Xavier Bettel der weltweit einzige amtierende offen schwule Staatschef. Dass das immer noch nicht selbstverständlich ist, zeigte sich kürzlich beim G7-Gipfel. Zwar reiste der Ehemann von Luxemburgs Premierminister, Gauthier Destenay, mit und erschien auf dem Foto als First Husband zwischen lauter First Ladies, aber die Presseabteilung des Weißen Hauses wollte zunächst in der Bildunterschrift seinen Namen verschweigen.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Ich bin schwul. Es ist kein Geheimnis, aber vielleicht weiß es nicht jeder.[/perfectpullquote]
In Kürze hat Europa zwei amtierende homosexuelle Staatschefs. Irlands neuer Premierminister (Taoiseach, wie es auf Gälisch heiß) heißt Leo Varadkar. Er wurde gestern Abend zum neuen Vorsitzenden seiner Partei Fine Gael gekürt und soll am 13. Juni offiziell als Premier bestätigt werden. Geoutet hatte er sich im Januar 2015, an seinem 36. Geburtstag. Er wollte verhindern, dass man ihm vor dem Referendum über die gleichgeschlechtliche Ehe eine „versteckte Agenda“ unterstellt. „Ich bin schwul. Das ist kein Geheimnis, aber vielleicht weiß es nicht jeder“, sagte er. Varadkar hat sich in der Vergangenheit auch schon bei der Dublin Pride gezeigt. Er hat seit zwei Jahren einen festen Partner, verheiratet sind sie nicht.

Moralhüter der katholischen Kirche haben Einfluss verloren


Der heute 39-Jährige ist Arzt, Sohn eines indischen Einwanderers und einer irischen Mutter. 2007 wurde er als konservativer Abgeordneter erstmals in das irische Parlament gewählt. 2011 wurde er Verkehrsminister, danach Gesundheitsminister. Zuletzt hatte er das Sozialressort inne.

Auch für Irland ist ein schwuler Staatschef, noch dazu unter 40 und mit Migrationshintergrund, eine Premiere. Das Land hat sich binnen weniger Jahre zu einem sehr offenen fortschrittlichen Land gemausert. Noch bis 1993 stand Homosexualität dort unter Strafe. „Das Klischee des katholischen, konservativen Irland gilt schon lange nicht mehr“, sagt Professor Jürgen Elvert, Irland-Experte an der Uni Köln gegenüber tagesschau.de. Die Moralhüter der katholischen Kirche hätten ihren Einfluss verloren, so Elvert.


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