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«Gedenkstunde holt queere NS-Opfer ins kollektive Gedächtnis»

Gedenken im Bundestag ist erstmalig LGBTIQ-Opfern des Nationalsozialismus gewidmet

Queer-Beauftragter der Bundesregierung: Sven Lehmann
Sven Lehmann (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa)

Am 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag stehen erstmalig Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden.

Dazu erklärt Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter): «Die Gedenkstunde im Bundestag beendet eine schmerzhafte, viel zu lange Ignoranz von erlittenem Leid und holt die queeren Opfer in das kollektive Gedächtnis. Jahrzehntelang wurde der grausamen Verfolgung und den furchtbaren Erlebnissen von LGBTIQ während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft mit vollkommener Gleichgültigkeit begegnet, oftmals sogar mit ausdrücklicher Billigung.

Sie galten nicht als ‹würdige› Opfer, noch nicht einmal als Opfer. Ihre Geschichte wurde viel zu lange in der Forschung, der Aufarbeitung und der Erinnerung missachtet. Die Gedenkstunde im Bundestag ist daher eine längst überfällige Anerkennung massiven Unrechts, das weit über 1945 hinausging.

Ich begrüsse sehr, dass das jetzige Bundestagspräsidium mit der Gedenkstunde die Bedeutung der offiziellen Erinnerung an queere Opfer anerkennt. Mein Dank gilt dabei ausdrücklich auch der Community und Historiker*innen, die sich seit Jahren für diese Gedenkstunde am 27. Januar und für die Aufarbeitung eingesetzt haben.



Kardinal Marx entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern Eine Studie geht von mindestens 497 Opfern aus.


Die Verfolgung homo- und bisexueller Männer und Frauen, insbesondere in der NS-Zeit, aber auch ihre Kontinuität in der Bundesrepublik und der DDR, sind nicht ausreichend erforscht. Zur Geschichte von trans und inter Menschen gibt es kaum Forschung.

Die Aufarbeitung der Geschichte von LGBTIQ in Deutschland und das Sichtbarmachen ihrer Lebens- und Leidensgeschichten ist ein wichtiges politisches Zeichen für die Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Mit Beschluss des Aktionsplans ‹Queer leben› hat die Bundesregierung Vorhaben vereinbart, um die Erinnerungskultur in diesem Bereich zu stärken (MANNSCHAFT berichtete)


Der Queer-Beauftragte Sven Lehmann wird beim Stillen Gedenken am 27.01., um 12:00 Uhr am Denkmal für die zur NS-Zeit verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten einen Kranz niederlegen und steht bei Bedarf für Interviewfragen im Anschluss zur Verfügung.

Es ist an der Zeit, die Verfolgungsgeschichte von trans, inter und nicht-binären Personen historisch aufzuarbeiten

Nora Eckert aus dem Vorstnd des Bundesverband Trans (BVT) erklärt: «Wenn heute, 78 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur, erstmalig der queeren Opfer des Nationalsozialismus unter Einbeziehung von trans Personen gedacht wird, macht das deutlich, welche Leerstellen unser Geschichtsbewusstsein aufweist. Es ist an der Zeit, die Verfolgungsgeschichte von trans, inter und nicht-binären Personen historisch aufzuarbeiten. (…) Trans Personen sind Teil der Gesellschaft und ein Teil ihrer Geschichte. Diese Geschichte sollte endlich für alle sichtbar sein. Geschichtsbewusstsein ist auch wichtig, um unsere aktuellen Kämpfe um Anerkennung richtig zu verstehen.»

Ein 19-Jähriger zieht im autobiografischen Roman von Nora Eckert im Jahr 1973 nach West-Berlin und verfällt dem rauen Charme der heruntergekommenen Halbstadt. Vor allem aber begreift der vermeintlich schwule Mann, dass er trans ist (MANNSCHAFT berichtete).


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