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In Europa sind Hassrede und Gewalt auf dem Vormarsch

ILGA-Europe veröffentlicht den Jahresbericht 2019

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Bild: Christian Sterk/Unsplash

ILGA-Europe verzeichnet eine Zunahme von Hassrede und Gewalt gegenüber LGBTIQ-Personen in ganz Europa. Auslöser seien konservative und rechtspopulistische Gruppierungen.

Am 4. Februar veröffentlichte ILGA-Europe ihren Jahresbericht über die rechtliche und gesellschaftliche Situation von LGBTIQ-Menschen in Europa. 2019 konnte die LGBTIQ-Organisation eine Zunahme von Hassrede in politischen und religiösen Kreisen beobachten. Dies gleich in 17 Ländern, darunter Bulgarien, Finnland, Griechenland, Polen, Portugal und Spanien. Homo- und transphobe Gewaltbereitschaft sei in ganz Europa gestiegen.

In Polen nahm die führende PiS-Partei eine «Anti-LGBTIQ-Ideologie» im Parteiprogramm auf und konnte an den letztjährigen Parlamentswahlen mit 43,6% Wähleranteil das beste Ergebnis in der Geschichte Polens erzielen. In Ungarn stellte der Parlamentssprecher László Kövér den Kinderwunsch homosexueller Paare mit Pädophilie gleich.

Ablehnende Haltungen seien aber nicht nur in Osteuropa zu verorten, sagt Evelyne Paradis, Geschäftsleiterin von ILGA-Europe, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: «Gruppierungen, die sich gegen die Gleichstellung von LGBTIQ-Menschen wehren, tauchen an mehreren Orten auf.»


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Sowohl in Spanien als auch in Finnland kritisierten Politiker*innen die Demonstrationsumzüge im Rahmen der Pride. Im März 2019 sprach Matteo Salvini, der damalige stellvertretende Ministerpräsident Italiens und Parteisekretär der rechtspopulistischen Lega Nord, an einem Kongress gegen Regenbogenfamilien und das Recht auf Abtreibung.

Mehr Hassrede könne zu einer Zunahme von Hassgewalt führen, sagte Helga Eggebo, die am Nordland Research Institute über Diskriminierung forscht, gegenüber Reuters. «Allgemein negative Einstellungen hängen mit Hassrede und Gewalt gegen Minderheiten zusammen. Zum Beispiel gab es eine statistisch belegte Zunahme von gewalttätigen Hassverbrechen gegenüber muslimischen Frauen nach 9/11.»

Auch positive Entwicklungen

«Es gibt aber nicht nur schlechte Nachrichten», ergänzt Paradis von ILGA-Europe. Die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Regenbogenfamilien gewinne an Zustimmung. Auch die Bewegung gegen invasive Operationen an intersexuellen Kleinkindern könne sich politisch mehr Gehör verschaffen.


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Positiv sei auch das Verbot von Konversionstherapien an Minderjährigen, das gegenwärtig in Deutschland geprüft werde (MANNSCHAFT berichtete).

ILGA-Europe ist eine Interessensorganisation für die Anliegen von LGBTIQ-Personen in Europa und eine Sektion von ILGA World.


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