ESC 2024: Gewinnt «Europapa» oder findet Europa Nemo?
Alles, was man rund um das queere Glamour- und Trash-Event in Malmö wissen muss
Landet Deutschland wieder hinten? Siegt ein Spass-Song? Holt eine non-binäre Person aus der Schweiz die Trophäe (MANNSCHAFT berichtete)? Fragen und Antworten zum Eurovision Song Contest mit seinen drei Shows in dieser Woche.
Von Gregor Tholl, dpa
«United By Music» lautet das Motto beim 68. Eurovision Song Contest. Schweden ist Gastgeber. Deutschlands Kandidat ist Isaak mit «Always On The Run». Die Schweiz schickt Nemo mit «The Code» ins Rennen (MANNSCHAFT berichtete). Fragen und Antworten zu der Riesenmusikshow, die diese Woche über die Bühne geht:
Wann und wo genau ist der Eurovision Song Contest? Er findet vom 7. bis zum 11. Mai im südschwedischen Malmö (in der Malmö Arena) statt, nachdem Loreen mit dem Lied «Tattoo» für Schweden den ESC 2023 in Liverpool gewonnen hat. Es ist nach 1992 und 2013 die dritte Austragung des ESC in Malmö und die insgesamt siebte in Schweden.
Welche Länder und Acts sind dabei? 37 Länder nehmen teil – elf werden ausgesiebt, sodass im Finale am Samstagabend noch 26 übrig sind. Für das Finale gesetzt sind die Big Five (grossen Geldgeber), also Grossbritannien, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland; ebenso das Gastgeberland Schweden. Rumänien zog sich aus Geld-Gründen vom ESC zurück. Seit Jahren nicht dabei sind Länder wie die Türkei, die Slowakei und Ungarn (MANNSCHAFT berichtete).
Was ist das schönste Wiedersehen diesmal? Luxemburg ist erstmals seit 1993 wieder dabei (MANNSCHAFT berichtete). Das Grossherzogtum stellt mit 30 Jahren einen Rekord für die längste Abwesenheit auf. Und die legendäre Désirée Nosbusch, die mit 19 Jahren den Grand Prix Eurovision de la Chanson 1984 moderierte, sagt im Finale die Punkte ihres Landes durch.
Landet Deutschland wieder hinten? Ehrliche Antwort: wahrscheinlich. Zumindest sagen die Wettquoten keinen guten Platz im Finale voraus für Isaak (28) aus Ostwestfalen (MANNSCHAFT berichtete). In diesem Jahr performen auch die direkt fürs Finale gesetzten Länder schon einmal im Halbfinale. Isaak zeigt am 7. Mai (zwischen Island und Slowenien), wie sein Auftritt im Finale am Samstagabend aussehen soll.
Wer könnte den ESC 2024 gewinnen? Glaubt man den Wettquoten bislang, haben die Schweiz, Kroatien, die Niederlande und Italien gute Chancen. Für die Schweiz tritt Nemo an und könnte den ESC in der nächsten Ausgabe nach Zürich oder Bern holen (MANNSCHAFT berichtete).
Nemo (24) lebt in Berlin und identifiziert sich als nicht-binär («Ich fühle mich weder als Mann noch als Frau»). Der Song der Schweiz heisst «The Code». Es wäre der dritte Sieg für die Schweiz. 1988 gewann Céline Dion («Ne Partez Pas Sans Moi») für das Land, 1956 den ersten ESC überhaupt Lys Assia («Refrain»).
Gibt es 2024 zu viele Spass-Songs? Der zweite Platz des Finnen Käärijä mit «Cha Cha Cha» beim ESC 2023 scheint einige Länder inspiriert zu haben, ebenfalls spassige oder auf Krawall gebürstete Kracher zum ESC zu schicken. Mit Baby Lasagna aus Kroatien und Joost Klein aus den Niederlanden gehören zwei Interpreten von solchen Party-Songs zu den Mit-Favoriten. Die Lieder aus Finnland und Estland sind ähnlich gestrickt und könnten ein ähnliches Publikum ansprechen.
Was war bislang der grösste Streitpunkt rund um den ESC 2024? Seit Ausbruch des Krieges in Israel und Gaza am 7. Oktober 2023 wurden Stimmen laut, Israel aufgrund seines militärischen Vorgehens im Gazastreifen auszuschliessen. Als Bezugspunkt wird dann, was viele als Täter-Opfer-Umkehr kritisieren, auch mal Russland genannt, das wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine vom ESC suspendiert worden ist.
Da war doch was mit dem Beitrag aus Israel, oder? Der ESC-Veranstalter, die europäische Rundfunkunion (EBU), hielt den Text des Beitrags erst für zu politisch (MANNSCHAFT berichtete). Sie sah Bezüge auf die von palästinensischen Terroristen am 7. Oktober in Israel verübten Massaker. Das Lied von Sängerin Eden Golan wurde daraufhin überarbeitet – heisst nun «Hurricane» statt «October Rain» – und wurde zugelassen.
Wer moderiert den ESC? Durch die Shows in Malmö führen Petra Mede und Malin Åkerman. Mede (54) ist ESC-Fans schon gut bekannt, sie war bereits alleinige Moderatorin des ESC in Malmö vor elf Jahren und 2016 zusammen mit Måns Zelmerlöw in Stockholm – legendär wurde dabei vor acht Jahren die Parodie eines angeblich perfekten ESC-Beitrags: «Love, Love, Peace, Peace».
Wer verliest Deutschlands Jury-Punkte? Die Hamburger Sängerin und Moderatorin Ina Müller («Inas Nacht») wird in Malmö die zwölf ESC-Punkte der deutschen Jury verkünden. Für den berühmten Satz «Twelve points of the German Jury go to …» wird sie von einem NDR-Studio in Hamburg-Lokstedt aus nach Malmö geschaltet. Die ehrenvolle Aufgabe wird der waschechten Norddeutschen damit bereits zum zweiten Mal zuteil. Schon 2011 – als der ESC nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut («Satellite») in Deutschland ausgerichtet wurde und Aserbaidschan gewann.
Wie queer ist der ESC 2024? Kurz gesagt: sehr. Von den Teilnehmenden zählen Insider acht zur LGBTIQ-Community – mehr sollen es nur 2021 gewesen sein. Für Irland tritt etwa die nicht-binäre Person Bambie Thug mit «Doomsday Blue» an (MANNSCHAFT berichtete). Zu den ESC-Klischees und -Konstanten gehört neben Sätzen wie «Die Osteuropäer schanzen sich wieder die Punkte zu», dass viele Schwule und andere Queers den Grand Prix mit seinem Glamour und Trash abgöttisch lieben.
Laut Grindr-Statistik war Henry Cavill für Nutzer*innen der Dating-App 2023 der «Hottest Man of the Year» (MANNSCHAFT berichtete).
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