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Er darf kein Blut spenden – obwohl er in fester Beziehung lebt

Schwule und Bisexuelle werden weiterhin von der Blutspende in Deutschland quasi ausgeschlossen

Blut spenden
Foto: NDR

Die Vorräte sind knapp, doch in Deutschland gilt weiter ein Quasi-Verbot für schwule und bisexuelle Männer: Blut spenden dürfen sie erst nach 12 Monaten Enthaltsamkeit.

Es sind jeden Sommer die gleichen Schlagzeilen, so auch dieses Jahr: «DRK-Blutspendedienst Nord-Ost in Sachsen warnt vor drohendem Versorgungsengpass», «Blutspende in Hamburg: Vorräte werden knapp» oder «Urlaub, Corona, Hitze: Blutspendedienst Nord-Ost hat nur noch Vorräte für halben Tag».

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Zuerst kam die Corona-Pandemie, die für grosse Probleme bei der Versorgung von Patienten mit Blut gesorgt hat, nun kommt noch die Hitze und die Ferienzeit dazu, die für weitere Einbrüche beim Blutspendeaufkommen verantwortlich sind.

Danny Clausen-Holm aus Norderstedt würde gerne spenden. Aber er darf nicht, weil er schwul ist – beziehungsweise er darf nur unter Auflagen spenden: Nach einem Jahr ohne Sex. Clausen-Holm, der dem LSVD-Landesvorstand Schleswig-Holstein angehört, lebt seit über 16 Jahren in einer festen Beziehung und hat wohl dasselbe Risiko wie seine Nachbarn, sagt er in diesem NDR-Beitrag. Und selbst bei der Ärztekammer Schleswig Holstein zweifelt man, ob die 12-Monate-Regelung bei monogam lebenden schwulen Männern noch sinnvoll ist.


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Denn in der «Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämotherapie)» heisst es: «Zeitlich begrenzt von der Spende zurückzustellen sind Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten, wie (…) HIV bergen, für zwölf Monate.» Neben «heterosexuellen Personen mit sexuellem Risikoverhalten» werden hier «Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben», genannt. Erst 2021 soll die Richtlinie überarbeitet werden. Doch im Juli war aus dem Gesundheitsministerium bekannt geworden, dass das Blutspendeverbot überprüft werde (MANNSCHAFT berichtete).

Die Deutsche AIDS-Hilfe kritisiert die jetzige Regelung als diskriminierend, wonach schwule und bisexuelle Männer in Deutschland nur Blut spenden dürfen, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann hatten. Lucas Hawrylak aus Berlin hat eine Petition an den Gesundheitsminister gestartet und will nach einem ersten Etappensieg 50.000 Unterschriften zusammenbekommen.

Der Aktivist setzt sich für ein Ende der Diskriminierung bei der Blutspende ein und hatte Anfang der Woche auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, das erste Mal die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch im Bundesministerium für Gesundheit mit ihm zusammen zu kommen.


«Das Treffen war eine wichtiger Schritt, um über die Belange der LGBTIQ-Community und queeres Leben in Deutschland zu sprechen», schreibt er bei Facebook. «Wir konnten uns über eine Bandbreite verschiedener Themen austauschen, dazu zählten unter anderem das de-facto Blutspendeverbot für Homo-, Bi- und Transsexuelle in Deutschland. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Dringlichkeit des Themas beim Minister angekommen ist.»

Bundesländer wie Hessen und NRW wollen die Diskriminierung bei der Blutspende beenden. Ziel: Die Bundesärztekammer soll eine diskriminierungsfreie Blutspendepraxis auf dem bisherigen Sicherheitsniveau umsetzen (MANNSCHAFT berichtete).


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