Ehe für alle: Nein-Komitee lässt sich Kampagne von Post sponsern
Die Gegner*innen nutzen eine Gratis-App für ihren Abstimmungskampf
Die Schweizerische Post druckt und versendet gezwungenermassen völlig umsonst Abstimmungspostkarten für die Gegner*innen der Ehe für alle. Das Nein-Komitee nutzt dabei eine Gratis-App.
Die App «PostCard-Creator» der Schweizerischen Post erlaubt es, einmal pro Tag eine Postkarte mit eigenem Sujet gratis mit B-Post zu versenden. So kann man beispielsweise Urlaubsfotos mit dem Handy aufnehmen und diese sogleich kostenlos an eine Schweizer Wunschadresse schicken. Doch nun nutzen die Gegner*innen der Ehe für alle den Gratisdienst für politische Zwecke.
Anleitung auf Website Wie die Nachrichtenplattform Nau.ch berichtet, fordert das Nein-Komitee auf seiner Website dazu auf, die Postkarten-App mit Kampagnenmaterial zu füttern. Es findet sich sogar eine detaillierte Anleitung zum Kreieren solcher Postkarten.
Dafür stellt das Komitee auch gleich Bilder im passenden Format zur Verfügung: Statt schöne Urlaubsfotos gibt es verzweifelte und weinende Kinder, welche die Gegner*innen offenbar mit der Eheöffnung assoziieren. Dazu etwa der Text: «Ein Leben ohne Papa? Egoismus vor Kindeswohl?»
Alles AGB-konform Die Post produziert und versendet somit völlig gratis Kampagnenmaterial des Nein-Komitees. Sie ist – zumindest mit den aktuellen allgemeinen Geschäftsbedingungen – dagegen machtlos. In den AGBs steht: «Rassistische, pornografische, gewaltverherrlichende oder sonst wie widerrechtliche, sittenwidrige oder anstössige Daten bzw. Inhalte sind nicht zulässig.» Von politischer Werbung ist nicht die Rede.
Das weinende Kind ohne Papa müsse die Post deshalb versenden, wie Sprecher Stefan Dauner gegenüber Nau.ch bestätigt. Die Post sei ausserdem als bundesnahes Unternehmen zur politischen Neutralität verpflichtet.
Versand boomt nicht Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss, dass die Befürworter*innen mit dem Gratis-Versand für ein Ja am 26. September werben können. Damit das Komitee der Ehe für alle gar nicht erst auf solche Tricks angewiesen ist, kannst du es mit einer Spende unterstützen. Alle Infos dazu findest du hier.
So richtig scheint der Versand mit der unfreiwilligen Propaganda-Partnerin Post noch nicht zu boomen. Zumindest habe man keinen Anstieg der Gratisbestellungen festgestellt. Ganz im Gegenteil: Aufgrund des schlechten Wetters seien in den letzten Wochen etwas weniger Karten verschickt worden.
Wie das Ja-Komitee arbeitet und auf die Argumente der Gegner*innen antwortet, erfährst du im Interview mit Maria von Känel und Daniel Stolz (MANNSCHAFT+). Auch die Schweizer Musikszene mischt sich in den Abstimmungskampf ein. Der Song «Ja ich will» soll das Stimmvolk zu einem Ja bewegen – hier geht’s zum Beitrag.
Das könnte dich auch interessieren
Schweiz
Beim Pride Walk in Basel bespuckt und mit Zigarette beschmissen
Flavio Miletta lief mit langer Regenbogenschleppe an der Spitze des Pride Walks in Basel, als er tätlich angegriffen wurde. Der Polizei wirft er Untätigkeit vor. Diese weist den Vorwurf zurück.
Von Greg Zwygart
Pride
Queerfeindlichkeit
News
USA
Neue Umfrage: Pete Buttigieg soll 2028 als Präsident kandidieren
Der offen schwule Demokrat Pete Buttigieg führt laut einer neuen Umfrage des Emerson College Polling Center die Liste potenzieller Präsidentschaftskandidat*innen seiner Partei für die nächste Wahl an.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
Politik
Deutschland
«Merz sollte die Pride-Flagge auf dem Kanzleramt hissen!»
Der Bundeskanzler äussert sich zum Hissen der Regenbogenfahne auf dem Bundestag. Berlins Queerbeauftragter hat kein Verständnis für dessen Haltung und dessen Formulierungen. Auch in Merz' CDU gibt es erste Stimmen zum Zirkuszelt-Vergleich.
Von Newsdesk/©DPA
News
Europa
Nach Rekord-Pride: Werden EU-Gelder für Ungarn gekürzt?
Viktor Orban wollte die Pride in Budapest stoppen – doch Hunderttausende gingen auf die Strasse. Aus Brüssel gibt es dafür Anerkennung.
Von Newsdesk Staff
News
International
Pride