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Vielfalt im Zoo: Queere Pinguinpärchen in Frankfurt

Mit der Monogamie nehmen sie es allerdings nicht alle so genau

Pinguin
Pinguine im Zoo Frankfurt (Foto: Tim Würz/dpa)

Im Frankfurter Zoo sorgen die Pinguine mit ihrem Nachwuchs gerade für Aufmerksamkeit. Auch queere Pärchen stehen im Fokus der Pfleger*innen.

«Laut Lehrbuch sind die alle monogam – aber nicht alle Pinguine haben das Lehrbuch gelesen», scherzt Tierpflegerin Anna Schäfer über das Liebesleben der Pinguine. Manche der jüngeren Tiere seien nicht ganz so entschlossen gewesen, ob der Brutpartner über die Saison hinaus an ihrer Seite watscheln soll. Andererseits: «Wir haben Paare, die sind schon seit Jahren zusammen. Man sieht sie auch immer wieder auf der Anlage zusammenstehen und in der Brutsaison ziehen sie am liebsten in die Höhle vom Vorjahr», beschreibt Schäfer das Treue-Idyll. «Das ist wirklich sehr harmonisch.»

Im Übrigen herrscht auf der Anlage durchaus Diversität. «Harry» und «Edgar» seien ein «super süsses» schwules Pinguinpaar gewesen. Die Pfleger*innen überlegten zwar, den beiden Pinguinmännern mit einem Ei aus einem anderen Gelege zu Nachwuchs zu verhelfen, wollten den anderen Paaren aber doch erst mal die eigenen Eier überlassen. «Und dann hat sich Harry anderweitig neu orientiert mit einem Weibchen», schildert Schäfer das Beziehungsaus. «Edgar blieb eine Weile allein, hat dann aber auch ein Weibchen für sich gefunden.»

Einander treu ist dagegen ein lesbisches Pinguinpaar, das mittlerweile eine «Dreiergang» mit Pinguin «Smartie» bildet. Die Sache mit dem Nachwuchs hat bisher allerdings nicht geklappt, denn die Pinguindamen legten zwar jeweils zwei Eier, sortierten dann aber ausgerechnet das «untergeschobene» befruchtete eines anderen Paares aus der mit fünf Eiern doch etwas beengten Bruthöhle aus.


Besucher*innen können die Pinguine durch das Wasserbecken flitzen und über den Kunstfelsen ihres Aussengeländes watscheln sehen – die Bruthöhlen im Hintergrund der Anlage sind aber nur für die Pflegerinnen und Pfleger wirklich einsehbar. Die Tiere sollen beim Brüten und später bei der Nachwuchspflege ihre Ruhe haben.


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Hinzu kommt: Wenn die Pinguine vom Schwimmen kommen, sind sie schon weitgehend trocken, so wird keine Feuchtigkeit in die Höhle getragen. Ausserdem können die frisch geschlüpften Jungtiere noch nicht schwimmen. Die Distanz zum Becken verhindert auch, dass sie aus der Höhle purzeln und ins Wasser fallen könnten.


Bei den frisch geschlüpften Küken ist immer ein Elternteil beim Nachwuchs, das andere geht Futter holen – im Zoo ist das weniger stressig als in der südamerikanischen Heimat von Humboldt-Pinguinen. Dort gelten sie mittlerweile als gefährdet. Ein Problem sei die Überfischung der Ozeane, schildert Schäfer. «Die müssen so weit ins Meer hinausschwimmen, dass es passieren kann, dass Jungtiere schon verhungert sind, wenn ein jagender Elternteil zurückkommt oder der Mageninhalt nicht mehr zur Versorgung beider Jungtiere ausreicht.»

Hinzu kommen Müll und Plastik im Meer: «Die Pinguine glauben, alles was glitzert, ist ein Fisch. Aber wenn der Magen schon voller Müll ist, passt kein Fisch mehr rein und der Pinguin verhungert.» Ein Riesenproblem sei der Abbau von Guano, das aus Vogelexkrementen entsteht und als hervorragendes Düngemittel gilt. «Wenn der weg ist, bleibt nur noch Fels übrig, in den man keine Höhlen bauen kann», sagt Schäfer zu den Auswirkungen auf Pinguine. «Und auf heissem Felsen gart das Ei durch, da schlüpft nichts mehr. Es ist richtig schwierig geworden für Pinguine in der Natur.»

Die Frankfurter Pinguine seien deshalb auch «Botschafter» für ihre Art, um daran zu erinnern: Auch wenn Südamerika sehr weit weg ist, jeder kann etwas tun, damit es den Pinguinen dort besser geht. Etwa durch Verzicht auf Fisch, der nicht nachhaltig gefischt wurde, oder bei Sorgfalt im Umgang mit Abfall, so Schäfer. «Jeder Müll, der hier fallengelassen wird, kommt irgendwann in einen Fluss und unweigerlich ins Meer und kann von einem Tier verschluckt werden, auch von einem Pinguin.»

Im Oceanarium in Bournemouth haben zwei schwule Pinguine im vergangenen Jahr ein Küken ausgebrütet (MANNSCHAFT berichtete). Diego und Zorro wurden stolze Ersatzeltern des kleinen Ponyo.


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