«Das Regenbogenhaus bedeutet für mich Hoffnung und eine kleine Utopie»

In Zürich entsteht ein einzigartiger Ort, wo sich alle treffen können

Hier entsteht das Regenbogenhaus: Laura Pestalozzi (vorne in der Mitte) und ihre Vorstandskolleg*innen besichtigen die Baustelle. (Bild: zvg)
Hier entsteht das Regenbogenhaus: Laura Pestalozzi (vorne in der Mitte) und ihre Vorstandskolleg*innen besichtigen die Baustelle. (Bild: zvg)

Das Regenbogenhaus in Zürich ist beinahe fertig. Damit schafft der Verein einen Platz zum Arbeiten, Treffen und Verweilen für die ganze LGBTIQ-Community. Die Schweizer Gewinner der ersten Queeros-Abstimmung bei MANNSCHAFT setzen ein Zeichen für mehr Zusammenarbeit.

«Es ist das vermutlich grösste und solidarischste LGBTIQ-Projekt der gesamten Schweiz», schrieb uns JD Jäger über das Regenbogenhaus in Zürich. «Ich habe das Regenbogenhaus nominiert, weil es die Community näher zueinander bringt und gleichzeitig Sichtbarkeit schafft.» In der Community habe es bisher ein Schubladendenken gegeben. Lesben, Schwule und trans Menschen seien meist unter sich geblieben, erzählt JD. Das soll sich mit dem Regenbogenhaus ändern.

Der Vorschlag von JD hat auch die Leser*innen der MANNSCHAFT überzeugt. Bei der Abstimmung zum queeren Hero 2020 hat das Projekt aus Zürich von allen Schweizer Nominierten die meisten Stimmen erhalten (MANNSCHAFT berichtete) – für Deutschland gewann Margot Schlönzke.

Bereits vor sechs Jahren entstand die Idee, in Zürich ein Projekt für die ganze Community zu machen. Aus der Idee entstand eine Interessengemeinschaft von verschiedenen Organisationen, aus der IG wurde ein Verein und ein Bauprojekt (MANNSCHAFT berichtete). Das Zollhaus ist beinahe fertig gebaut, der Innenausbau hat begonnen. Im Frühsommer ist es dann soweit, die Räume können bezogen werden.

Was alles kommt eigentlich in das Regenbogenhaus? «Wir haben einen Mehrzweckraum für unsere Anlässe und eine Bibliothek, wo man beispielsweise auch Filme und Streams zeigen kann. Mit der ganzen Genossenschaft teilen wir uns zudem die Zollhausküche», erzählt Vorstandsmitglied Laura Pestalozzi. Die Berner Architektin koordiniert den Innenausbau zwischen dem Verein und den Architekt*innen. «Wir haben unsere Räumlichkeiten so gestaltet, dass es sehr viele Möglichkeiten für verschiedenste Anlässe gibt.» Die queere Bibliothek übernimmt einen Teil der Medien aus der schwulen Sammlung des LGBTIQ-Vereins HAZ – Queer Zürich. Dazu kommen Inhalte, wie lesbische Sachbücher, trans Kinderbücher, Romane mit bi/pan/queeren Charakteren und inter Filme.

Es bedeutet für mich Hoffnung, eine Chance und eine kleine Utopie. Ein Ort, der in Zukunft hoffentlich vielen Menschen ein Stückchen Geborgenheit und das Gefühl von «Ich bin gut, so wie ich bin» gibt.

Neben den Räumlichkeiten für Veranstaltungen gibt es flexible Arbeitsplätze und Nischen zum Verweilen. «Es wird ein Ort, an dem man rein- und rausgehen kann, einen Comic lesen oder eine Arbeit für die Uni fertig schreiben. Ein Raum für Begegnungen und nicht nur Veranstaltungen», beschreibt Laura die Idee hinter dem Projekt weiter. Im Centro der HAZ habe es bereits einen Probelauf gegeben, dadurch dass die Geschäftsstellen der HAZ und der Milchjugend gemeinsam dort arbeiten. «Es gab viel mehr Austausch zwischen den beiden Organisationen und so stellen wir uns das Regenbogenhaus vor.»

Ziel erreicht: 100’000 Franken für Zürcher Regenbogenhaus!

Gemeinsam in die Zukunft Wie JD sieht Laura das Regenbogenhaus als der Ort, an dem die Community zusammenfindet? Der Standort direkt beim Zürcher Hauptbahnhof bringt Sichtbarkeit und einen barrierefreien Zugang für queere Menschen, ihre Freund*innen, Familien und alle Verbündeten. Die Organisationen Pink Cross, LOS und das Transgender Network sind Teil des Projekts und wollen die entstehenden Synergien nutzen, um sich gemeinsam für die Anliegen der Community einzusetzen.

Durch «eine crazy Crowdfunding-Aktion» aus der Community, wie es JD nannte, kamen über 100’000 Franken für den Innenausbau zusammen. Weiteres Geld erhielt der Verein durch den Lotteriefonds und Stiftungen. Auch die Stadt Zürich unterstützt das Projekt. «Wir haben den grössten Teil beisammen und sind sicher unterwegs», freut sich Laura.

Als nächstes organisiert der Verein den Betrieb des Regenbogenhauses. Wer wird sich wie einbringen, wer ist wann vor Ort und welche Veranstaltungen werden von wem organisiert? Das sind Fragen, die in Kürze beantwortet sein werden. Im Frühsommer ist es dann soweit: das «vermutlich grösste und solidarischste LGBTIQ-Projekt der gesamten Schweiz» öffnet seine Türen für die ganze Community.

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