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Chemnitz hat den ersten Stolperstein für schwules Opfer des NS-Regimes

LSVD: Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass der Hass wieder in der Gesellschaft erstarkt

Stolperstein
Stolperstein in Chemnitz für ein LGBTIQ-Opfer der Nazis (Foto: LSVD)

An diesem Donnerstag wurde in Chemnitz erstmals ein Stolperstein für ein homosexuelles Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes gelegt.

Der Stein erinnert an Adolf Wilhelmi, der am 26. August 1942 im KZ-Dachau ermordet wurde. Vor seinem Tod lebte er in Chemnitz und wurde unter dem homosexuellenfeindlichen Paragrafen 175 mehrmals verurteilt.

«Der Lebens- und Leidensweg von Adolf Wilhelmi zeigt uns deutlich, welches unfassbare Leid der Paragraf 175 unter dem nationalsozialistischen Unrechtsregime anrichtete», erklärt Tom Haus aus dem Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Sachsen.

«Wenn Hass und Hetze eine Gesellschaft vergiften, Ausgrenzung und Entrechtung zulassen, dann bedroht das nicht nur Homosexuelle, sondern die gesamte Gesellschaft. Das galt damals und leider auch wieder heute. Die Geschichte der Unterdrückung und Verfolgung von Homosexuellen in der Bundesrepublik und der DDR muss deshalb stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden, vor allem auch in Schulen. Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass dieser Hass wieder in unserer Gesellschaft erstarkt. Unser Dank gilt den Grünen in Chemnitz, die den Stolperstein ermöglichten und die Patenschaft übernommen haben», so Tom Haus.


Im Dezember 1932 wurde Wilhelmi erstmals wegen homosexueller Kontakte vom Amtsgericht Chemnitz zu einer Geldstrafe von 50 Reichsmark verurteilt. Im Juli 1937 erfolgte durch das Landgericht Chemnitz eine erneute Verurteilung nach dem von den Nationalsozialisten verschärften Paragrafen 175a. Er war 9 Monate in Gefängnissen in Bautzen und Plauen inhaftiert.

Im April 1940 folgte eine erneute Verurteilung durch das Landgericht Chemnitz wegen «Unzucht mit Männern» zu 2 Jahren Zuchthausstrafe (Zuchthaus: Zwickau und Siegburg). Nach voller Strafverbüssung wurde Wilhelmi nicht freigelassen, sondern zuerst in das KZ Buchenwald und dann in das KZ Dachau deportiert. Dort wurde er 26.8.1942 ermordet.

Ein ausführliches Dossier zu Adolf Wilhelmi ist zu finden im Recherchebericht von Jürgen Wenke. Manchmal recherchiert Wenke über Jahre an einem Schicksal, bevor ein weiterer Stolperstein verlegt werden kann, der an die Verfolgung oder Vernichtung eines homosexuellen Mannes durch die Nazis erinnert (MANNSCHAFT+).


Mit einer feierlichen Steinbesetzung wurde im November 2020 in Zürich sieben Personen gedacht, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen und entweder Schweizer*innen waren oder in der Schweiz gelebt hatten. Einer der sieben Stolpersteine ist Josef Traxl gewidmet, der in Zürich gewohnt hatte und aufgrund seiner Homosexualität verfolgt wurde (MANNSCHAFT berichtete).

Im Januar zerstörte ein Mann einen Kranz, der an einer Berliner Gedenktafel für die ermordeten Homosexuellen unter NS-Herrschaft angebracht war (MANNSCHAFT berichtete).


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