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Zürich ehrt schwules Nazi-Opfer mit Stolperstein

Josef Traxl starb 1941 im KZ Buchenwald, die Polizei hatte ihn aus der Schweiz ausgewiesen

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Josef Traxls Stolperstein befindet sich an der Schöntalstrasse 22 in Zürich. (Bild: Patrick Hadi Huber)

Sieben neue Stolpersteine erinnern in Zürich an die Opfer des Nationalsozialismus, darunter der homosexuelle Josef Traxl.

Mit einer feierlichen Steinbesetzung wurde am 27. November in Zürich sieben Personen gedacht, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen und entweder Schweizer*innen waren oder in der Schweiz gelebt hatten. Einer der sieben Stolpersteine ist Josef Traxl gewidmet, der in Zürich gewohnt hatte und aufgrund seiner Homosexualität verfolgt wurde.

Traxl wurde 1900 in Zürich geboren, war jedoch Österreicher. Als Ausländer bekam er beispielsweise keine Stelle bei den Post-, Telefon- und Telegrafenbetrieben PTT. Aufgrund seiner Tätigkeit als Stricherjunge verwies ihn die Polizei gar der Landes.

«Sein Schicksal war geprägt von seinem Anderssein», sagte Patrick Hadi Huber, Präsident von HAZ queer Zürich, in seiner Ansprache im Rahmen der Steinbesetzung. Obwohl er zeitlebens mit seiner Sexualität gehadert hatte, habe Traxl sie dennoch ausgelebt.


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«Er sagt, dass das Ideal seiner sexuellen Leidenschaft ein 60-jähriger Herr gewesen sei, zu dem er sich wie zu einer Geliebten angezogen gefühlt habe», so Huber. Dies habe Traxl als schönste Zeit seines Lebens bezeichnet.

Wegen einer «Wiederbetretung der Schweiz» wurde Traxl mehrmals verhaftet und zu Haftstrafen verurteilt. 1925 sprach die Polizeidirektion einen formellen Landesverweis aus mit der folgenden Begründung: «Er ist ein unverbesserlicher arbeitsscheuer Taugenichts, der als Strichjunge ein lasterhaftes Leben führt und sich in ekelhafter Weise den Homosexuellen zur Unzucht hingibt.»

Danach verliert sich Traxls Spur. Am 24. August 1941 starb er im KZ Buchenwald. Der Zürcher Verein Stolpersteine hat auf seiner Website eine detaillierte Biografie von Josef Traxel veröffentlicht.


In seiner Rede erinnerte Huber daran, dass Zürich nicht immer der gesellschaftsliberale Ort war, den er heute ist. So führte die Stadtpolizei Zürich ab den 1920er Jahren ein sogenanntes Schwulenregister, in dem Traxl sehr wahrscheinlich aufgeführt war. «Das Register wurde erst auf Druck der Community, nach breiter medialer Diskussion und letzlich auf Basis einer Interpellation im Gemeinderat 1978 gestoppt und vernichtet», so Huber.

Der Stolperstein erinnere zum einen an Traxls Schicksal. «Er zeigt auch, dass man nicht vergessen darf und dass man immer darauf hinweisen muss, dass alles, was an gesellschaftlicher Freiheit heute besteht, lang erkämpft wurde und von vielen Menschen mit dem Leben bezahlt wurde – Josef Traxl war einer von ihnen», sagt Huber.

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Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig und werden vom Verein Stolpersteine mit Mitgliederspenden finanziert. Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Neben Josef Traxl wird unter anderem auch an Lea Berr und ihren damals zweijährigem Sohn Alain gedacht, die im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurden. Weitere Stolpersteine sind geplant.

Ein Gedenkort für alle Opfer des Nationalsozialismus gibt es in der Schweiz noch nicht, ist jedoch in Planung (MANNSCHAFT berichtete).

Die Stadt Krefeld in Nordrhein-Westfalen verlegte im November 2019 zwei Stolpersteine für Carl Becker und August Kaiser (MANNSCHAFT berichtete). Becker starb acht Jahre nach dem Krieg, Kaiser kam im Gefängnis um – er wurde zwangskastriert.


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