«Caligula aus Österreich»: Aktionskünstler Hermann Nitsch ist tot
Vielen galt er als Bürgerschreck – zuletzt war er bei den Bayreuther Festspielen mit viel Blut zu sehen
Der genauso berühmte wie umstrittene Aktionskünstler Hermann Nitsch ist tot. Der österreichische Maler und Bildhauer starb am Ostermontag im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Mistelbach nördlich von Wien, wie seine Frau am Dienstag mitteilte.
In einem Porträt schrieb Die Zeit vor zehn Jahren über ihn: «‹Pansexuell› sieht er seine Ästhetik, ‹bisexuell› sähe er sich selbst gern, ‹multisexuell› sei Gott und ‹asexuell› scheint sein Dank an die Mütterlichkeit des Weiblichen um ihn herum, das ihm lebenslang zugearbeitet habe. Ein seltsamer Heiliger.» (MANNSCHAFT berichtete darüber, wie bisexuelle Männer von der Gesellschaft oft «ausradiert» und als «Schwule» betrachtet werden.)
Der Mann-mit-dem-Grossvaterbart machte sich mit seinen Aktionen mit geschlachteten Tieren und nackten Menschen einen Namen. Sein «Orgien-Mysterien-Theater» mit Blut, Kadavern und Eingeweiden wurde zu seinem Markenzeichen.
Nitsch wurde am 29. August 1938 in Wien geboren. Mit 15 Jahren besuchte er die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt in der österreichischen Hauptstadt. Bereits in seinen ersten Bildern beschäftigte er sich mit Religion – ein Thema, das ihn nie mehr losliess.
Ende der 1950er-Jahre entwarf er erstmals die Idee zu einem rituellen Blutspektakel als Gesamtkunstwerk aus Musik, Theater und Malerei, das sein Schaffen bis zu seinem Tod bestimmen sollte.
«Destruction in Art» 1966 gelang Nitsch international der Durchbruch mit einer Einladung nach London zum «Destruction in Art Symposion». Die Aktion vor etabliertem Publikum wurde von der Polizei abgebrochen – daraufhin folgten Angebote aus der ganzen Welt.
Seit den 1980er-Jahren werden seine Arbeiten in zahlreichen renommierten Museen und Ausstellungen gezeigt. Ausserdem bestehen in Neapel und im österreichischen Mistelbach zwei Museen, die seinem Werk gewidmet sind.
Nitsch gestaltete auch mehrere Operninszenierungen. Noch im vergangenen Jahr konzipierte er bei den Bayreuther Festspielen eine umstrittene Live-Malaktion zu Wagners «Walküre». (MANNSCHAFT berichtete über aktuelle Forderungen nach mehr Forschung zu Diversität in der Geschichte der Bayreuther Festspiele.)
Das österreichische Fernsehen würdigte Nitsch mit einem Nachruf mit diversen Filmausschnitten zu seinem Oeuvre:
Nitsch bezeichnete sich selbst einmal als «steuerzahlenden Anarchist», und sagte er habe mittlerweile die Revolution umdefiniert von einer politischen «zu einer kosmisch-schöpferischen». Die Zeit schrieb in ihrem Porträt: «Links liegen gelassen hat er ‹die linke Scheisse, die rechte Scheisse und die liberale Scheisse›».
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