Buchmesse in Rio: Politik will LGBTIQ-Bücher zensieren
Der rechtsnationale Bürgermeister wollte den Comic «Young Avengers: the Children's Crusade» verbieten lassen, in dem sich zwei schwule Superhelden küssen
Derzeit findet in Rio de Janeiro die Buchmesse statt. Wie u. a. der Autor Garth Greenwell berichtet, werden dort LGBTIQ-Bücher konfisziert.
Garth Greenwell («Was zu dir gehört») berichtet bei Facebook, dass Behördenvertreter auf der Messe in Rio LGBTIQ-Bücher für «unangebracht» erklären und diese konfiszieren. Er sprach seinem brasilianischen Verlag Todavia seinen Dank aus, weil der sich gegen solche Zensur-Massnahmen aussprach.
Für Aufsehen sorgte bereits die Kritik an dem Comic «Young Avengers: the Children’s Crusade», in dem sich zwei schwule Superhelden küssen. Der ultrakonservative Bürgermeister Marcelo Crivella hatte am Donnerstag verlangt, das Buch zu entfernen, weil es sexuelle Inhalte unter Minderjährigen verbreite. Darauf war der Comic in Windeseile ausverkauft.
Tatsächlich handelt es sich nur um einen Kuss. Die Superhelden Hulkling und Wiccan sind voll bekleidet. Die Comic-Welt öffnet sich immer mehr in Richtung sexuelle Vielfalt (MANNSCHAFT berichtete).
Solche Bücher sollten in schwarzen Plastiktüten verpackt und mit einer entsprechenden Warnung versehen werden, schrieb Bürgermeister Crivella bei Twitter.
Die Organisator*innen der Buchmesse, der grössten in Brasilien, erklärte, man gebe allen Zielgruppen eine Stimme, ohne Unterschied, wie es in einer Demokratie sein soll. Denn: «Dies ist ein pluralistisches Festival.» An diesem Wochenende soll ein Diskussionspanel über LGBTIQ-Literatur stattfinden.
Crivella, ein ehemaliger Bischof der «Universellen Kirche des Königreichs Gottes», ist seit 2016 Bürgermeister. Im Wahlkampf hatte er versprochen, für Ordnung und Sicherheit in der Millionen-Metropole zu sorgen. In einem 1999 erschienenen Buch hatte Crivella geschrieben, Homosexualität sei ein «Übel». Zudem behauptete er, dass Hindus das Blut von Kindern tränken und dass Religionen in Afrika auf der Anbetung «böser Geister» gründeten.
Erst vor zwei Wochen hatte Brasiliens rechtsnationaler Präsident Jair Bolsonaro verkündet, er werde die Förderung von Filmen mit LGBTIQ-Thematik kürzen: Das sei herausgeworfenes Geld (MANNSCHAFT berichtete).
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