Nach sechs Jahren: Anklage in Rio für Mord an bisexueller Stadträtin
Ihre Familie hofft auf eine schnelle Verurteilung
Brasiliens Oberster Bundesgerichtshof hat sechs Jahre nach dem Mord an der Stadträtin Marielle Franco die Anklage gegen zwei Politiker und einen früheren Polizeichef einstimmig angenommen.
Richter Alexandre de Moraes argumentierte, dass die Staatsanwaltschaft stichhaltige Beweise einer engen Verbindung zwischen den Interessen einer kriminellen Organisation und den Morden liefere, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.
Franco war am 14. März 2018 in ihrem Auto erschossen worden, auch ihr Fahrer starb. Die Tat ereignete sich in Rio de Janeiro. Die 38-Jährige galt als eine Hoffnungsträgerin der brasilianischen Linken. Als Stadträtin der Partei PSOL ab 2017 setzte sie sich für die Bewohner*innen der Favelas, der Armenviertel von Rio, ein und sprach sich gegen Polizeigewalt aus. Die queere Afrobrasilianerin stammte selbst aus einer Favela.
Neben den drei Männern, bei denen es sich um den damaligen Chef von Rios Zivilpolizei sowie einen Abgeordneten des Nationalkongresses und seinen Bruder, ein Mitglied des Rechnungshofes des Bundesstaates Rio de Janeiro handelt, wurden auch zwei weitere angeklagt. Ein Streit über die kommerzielle Nutzung von Land sei ein Hauptmotiv des Mordes gewesen, sagte Justizminister Ricardo Lewandowski bereits vor etwa drei Monaten bei der Verhaftung der drei Männer (MANNSCHAFT berichtete).
Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten dem Bericht zufolge eine Verwicklung zu den mächtigen Milizen Rios vor, die sich aus aktiven und ehemaligen Polizist*innen rekrutieren. Die Funktionsweise der Milizen mit ihrer permanenten Gebietsbesetzung begünstige das Geschäftsmodell der beiden Brüder im Immobilienbereich, hiess es. Nach Ansicht der Generalstaatsanwaltschaft seien die Straftatbestände des Mordes sowie der kriminellen Vereinigung erwiesen.
Francos Schwester Anielle war im vergangenen Jahr Ministerin für die Gleichstellung ethnischer Gruppen in der Regierung des linken Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva geworden. «Ein lang ersehnter Tag für unsere Familie und für die brasilianische Gesellschaft», teilte Anielle Franco über die Plattform X mit. «Ich hoffe, der Prozess geht schnell, denn wir haben schon zu lange gewartet.»
In der ursprünglichen Version des Textes hiess es, Franco sei lesbisch. Wir haben das korrigiert.
Während des Pride Monats ist die Regenbogenflagge überall zu sehen. Gilbert Baker hat sie geschaffen. Der Designer im Portrait (MANNSCHAFT+).
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
Schweiz: Mehr LGBTIQ-Diskriminierung als im EU-Durchschnitt
In der Schweiz erleben LGBTIQ-Personen häufiger Gewalt und Diskriminierung als in anderen europäischen Ländern. Eine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen haben eher Männer, religiöse und ältere Menschen.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
TIN
Lesbisch
Schweiz
Gedenktag
Tödliche Gewalt gegen trans Menschen: Alarmierende Zahlen
Am 20. November findet weltweit der Transgender Day of Remembrance statt, ein Gedenktag für die Opfer transfeindlicher Gewalt. 2023 wurden weltweit mehr Morde an trans Menschen registriert.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
TIN
International
Kurznews
++ Nur wenige Personen gendern ++ Kiel: Pride-Banner gestohlen ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Gendern
News
Sport
Förderprogramm nimmt ersten offen schwulen Wrestler unter Vertrag
Als erster offen schwuler Wrestler wurde Aaron Rourke Teil des neu gestarteten Rekrutierungsprogramms von World Wrestling Entertainment. Sein Spitzname «Evil Gay» könnte nicht treffender sein, denn Rourke ist entschlossen, die Wrestling-Welt zu erobern.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News