Bisexuell, bildschön und tödlich – Agentin «Anna» im ZDF
Im Auftrag des russischen Geheimdienstes
Bildschön und tödlich: Auf den ersten Blick würde keiner erraten, dass Anna eine perfekt ausgebildete Agentin des russischen Geheimdienstes ist. Ein Actionfilm über den Kalten Krieg der 1980er.
Von: Philip Dethlefs, dpa
Auftragsmörder liegen Luc Besson. Zwei der grössten Filmerfolge des französischen Regisseurs drehen sich um tragische Helden, die dem tödlichen Beruf nachgehen. Erst versuchte «Nikita» zwischen Mordaufträgen ein normales Leben mit ihrem ahnungslosen Freund zu führen. Ein paar Jahre später kümmerte sich der warmherzige «Léon – Der Profi» rührend um das Waisenmädchen Mathilda.
Anfang der 1990er Jahre schuf Besson mit den beiden Filmen echte Kinomagie. In seinem Thriller «Anna – Die Agentin» schickt er hingegen eine junge, russische Auftragsmörderin zwischen die Fronten des Kalten Krieges.
Moskau in den späten 1980er Jahren: Die bildhübsche Russin Anna (Sasha Luss) wird von ihrem gewalttätigen und drogenabhängigen Freund ungewollt in einen Raubüberfall und eine Verfolgungsjagd mit der Polizei verwickelt, die für sie zwar glimpflich ausgeht. Kurz darauf bekommt die junge Frau jedoch Besuch von einem Agenten des russischen Geheimdienstes KGB (Luke Evans). Agent Alex stellt Anna vor die Wahl: Entweder sie arbeitet als Killer für den KGB, oder sie stirbt.
Die Idee erinnert stark an «Nikita». In Bessons Drama von 1990 erschiesst eine junge Frau im Drogenrausch einen Polizisten und wird danach vor die Wahl gestellt: die Todesstrafe oder ein neues Leben als Berufsmörderin. Genau wie Nikita wählt auch Anna widerwillig den neuen Job. Unter der Anleitung von Alex und der eiskalten KGB-Agentin Olga (Helen Mirren) tötet sie unzählige Menschen, während sie offiziell als Supermodel für eine französische Agentur arbeitet.
US-Agent Leonard Miller (super: Cillian Murphy) und die amerikanische CIA sind ihr bald auf den Fersen. Was Annas ungewolltes Agentenleben noch komplizierter macht: Sie unterhält gleichzeitig eine Romanze mit ihrem KGB-Kollegen Alex und eine lesbische Liebesbeziehung zu ihrer Mitbewohnerin Maud (Lera Abova), die vom Doppelleben ihrer Geliebten keine Ahnung hat. Anna will den deprimierenden Job am liebsten hinter sich lassen. Doch der KGB akzeptiert keine Kündigungen.
Besson inszeniert Annas tödliche Einsätze als gewalttätiges, perfekt choreographiertes Ballett – im Wechsel mit kurzen Sexszenen. Bessons langjähriger Kameramann Thierry Arbogast liefert starke Bilder, sein Haus- und Hofkomponist Eric Serra einen tollen Soundtrack. Das ist nett anzusehen, wenn auch in einigen Szenen (Stichwort: Gabel) sehr brutal und dank der flotten Musik fast schon gewaltverherrlichend.
Sasha Luss in der Hauptrolle ist die Entdeckung des Films. Die im Kino noch ziemlich unbekannte, gebürtige Russin war zuvor tatsächlich Supermodel. In der Tradition tougher Frauen früherer Besson-Filme, darunter Anne Parillaud («Nikita»), Milla Jovovich («Das fünfte Element») oder Scarlett Johansson («Lucy»), zeigt sie als unglücklicher Todesengel Anna eine starke Vorstellung. Oscar-Gewinnerin Helen Mirren («Die Queen») erscheint als Olga eher comic-haft, was durchaus unterhaltsam ist.
Der Film «Anna» wirkt nicht so stylish wie «Nikita» oder «Léon». Das ist wohl auch der Nostalgie geschuldet, die Bessons Klassiker der 1990er Jahre inzwischen umgibt. Auch in Sachen Handlung und Dramaturgie reicht der neue Thriller keinesfalls an die alten Kultfilme heran. Dafür ist er trotz vieler Wendungen und Zeitsprünge zu vorhersehbar und birgt zu viele Hollywood-Klischees. Doch bietet «Anna» immerhin zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung.
Der Film läuft am Montag im ZDF (22.15 Uhr).
Bestseller-Autor Ken Follett («Die Säulen der Erde») ist sicherlich für viele Dinge bekannt – aber nicht für seine Haltung zum Thema trans Identität. In einem Interview zu seinem neuen Roman «Never – Die letzte Entscheidung» sprach er darüber, dass es Zeit wäre, in Thrillern Raum für trans Charaktere zu schaffen (MANNSCHAFT berichtete).
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