Bewegende Worte von Brandi Carliles Frau nach Grammys
«Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, wieviel das für die LGBTIQ-Community bedeutet»
Bei der 65. Grammy-Verleihung wurde die dreifache Preisträgerin Brandi Carlile von ihrer Frau Catherine und ihren beiden Kindern vorgestellt. Dazu wäre es beinahe nicht gekommen.
«Als ich darum gebeten wurde, fragte ich, ob ich darüber nachdenken könne», schrieb Catherine Shepherd am Freitag auf dem Instagram-Account ihrer Frau. Sie habe sich die Repräsentation mit ihren vier- und achtjährigen Töchtern zunächst nicht so ganz vorstellen können, hiess es weiter und teilte dies auch ihrer Frau mit. «Die Enttäuschung auf Brandis Gesicht war greifbar. Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, wieviel das für sie und die LGBTIQ-Community bedeuten würde.»
Shepherd änderte ihre Meinung, leitete schliesslich den Auftritt ihrer Frau ein, die in den Kategorien «Best American Album», «Best Rock Performance» und «Best Rock Song» mit einem Grammy ausgezeichnet wurde.
«Queere Häuslichkeit wird nicht sehr oft im Fernsehen zur Hauptsendezeit gezeigt, also wurde mir schnell klar, dass ich meine Nerven überwinden und darauf vertrauen musste, dass meine Kinder lächeln und zur richtigen Zeit ‚Brandi Carlile‘ sagen würden», erklärte Shepherd weiter, die zugab, ihre Kinder mit Lutschern für den Auftritt bestochen zu haben. «Schwule Eltern machen den ganzen Tag die gleichen Erziehungsfehler wie heterosexuelle Menschen!»
Weiter schrieb sie über ihre Frau Brandi: «Die Wahrheit ist, wenn Sie über die hellen Bühnenlichter, coolen Klamotten und Auszeichnungen hinausblicken, steht da ein nervöses kleines Mädchen, das ungläubig ist. Brandi war in den 90er Jahren das einzige queere Kind an ihrer Highschool, das in einem Wohnwagen aufgewachsen ist und nie die richtigen Klamotten hatte. Die Person, neben der sie beim Mittagessen nicht sitzen wollten, die Verrückte, die niemand wirklich verstehen konnte. Und jetzt steht sie auf der Grammy-Bühne.»
Im Nachhinein sei es die grösste Ehre ihres Lebens gewesen, ihre Frau gemeinsam mit ihren Kindern vorstellen zu dürfen. Wenn dadurch nur die Meinung einer Person geändert worde, eine Mutter sehe, dass ihr schwuler Sohn eines tages Kinder haben könne, ein Vater erkenne, dass er seine lesbische Tochter zum Altar führen kann oder es einem Teenager dadurch leichter fällt, sich zu outen, dann habe sich der Auftritt bereits gelohnt, erklärte Shepherd und ergänzte: «Repräsentation ist wichtig.»
Bei den diesjährigen Awards hatte US-Sängerin Beyoncé einmal mehr abgeräumt und mit nun 32 Trophäen einen neuen Rekord aufgestellt. Kim Petras schrieb hingegen als erste trans Gewinnerin in der Kategorie Pop-Duo zusammen mit Sam Smith Geschichte (MANNSCHAFT berichtete).
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