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«Besties» – Zwischen Freundschaft und Verlangen

Eine lesbische Liebesgeschichte in den Strassen von Paris, in der Loyalität und Emotionen aufeinanderprallen

Les Meilleures
«Besties» (Les Meilleures) von Regisseurin Marion Desseigne Ravel (Bild: 31 Juin Films & Tripode Productions)

Der Filmtitel führt ein wenig irre: in «Besties», der aktuell in den deutschen Kinos zu sehen ist, stehen nämlich nicht zwei beste Freundinnen im Zentrum. Vielmehr erzählt der Debütfilm der französischen Regisseurin Marion Desseigne Ravel eine zarte Liebesgeschichte unter eher komplizierten Vorzeichen.

In ihrem Kiez, irgendwo zwischen den eher trostlosen Wohnsiedlungen am Rande von Paris, tritt Teenagerin Nedjma (Lina El Arabi) auf, als sei die Grösste. Ob allein oder mit ihrer Clique, zu der neben zwei Freundinnen auch die jüngere Schwester gehört, tritt das Mädchen auf, als könne nichts und niemand ihr etwas anhaben. Und wer ihr doof kommt, wird angepflaumt oder mehr. Doch dann zieht die etwa gleichalte Zina (Esther Rollande) in die Nachbarschaft.


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Nedjma ist auf Anhieb fasziniert von der hübschen Neuen, doch dass sie ihre eigenen Gefühle nicht sofort einordnen kann, wird durch weitere Faktoren verkompliziert. Denn Zina gehört zur Gang ihrer Cousine, mit der Nedjma und ihre Girls verfeindet sind. Handgreiflichkeiten inklusive. Zaghaft und heimlich kommen sich die beiden trotzdem näher, hier ein unbemerkter Blick im Hausflur, dort ein verstohlener Kuss auf dem Dach.


Von Tag zu Tag wächst die Leidenschaft der beiden, doch nicht zuletzt Nedjma ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu ihrer Gruppe und den Emotionen für Zina. Und irgendwann kommt die ganze Sache dann doch auch heraus.

Natürlich kommen einem die Themen und Empfindungen, um die es in «Besties» geht, immer mal wieder bekannt vor. Coming-out-Geschichten kreisen nun einmal, aller Spezifizität zum Trotz, fast genauso häufig um sehr universell nachvollziehbare Erfahrungen wie Coming-of-Age-Filme. Und auch Einblicke in den Alltag vermeintlicher Problembezirke der französischen Hauptstadt hat das Kino schon häufig gewährt.

 

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Umso höher ist es der Regisseurin anzurechnen, dass sie um banale Klischees einen weiten Bogen macht. Wenn hier zum Beispiel Misogynie und Homophobie dem selbstbestimmten Dasein der Mädchen im Weg steht, dann gehen diese religiös aufgeladenen Denkmuster, in denen viel von Ehre oder dem guten Ruf einer Frau die Rede ist, weniger von der Elterngeneration aus als von den Jugendlichen selbst.


Damit, dass manche Kritiker*innen angesichts einer Liebesgeschichten zwischen gegnerischen Lagern als Referenzen «West Side Story» oder «Romeo und Julia» anführen, tut man der Arbeit von Desseigne Ravel keinen Gefallen. Denn sie setzt in ihrer selbst verfassten Geschichte eben gerade nicht auf das ganz grosse Drama und aufgeblasene Konflikte, sondern beschränkt sich auf bescheidene, feine Beobachtungen, die Raum lassen für Komplexitäten.


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Die Ausstrahlung ihrer beiden Hauptdarstellerinnen trägt zum Gelingen von «Besties» dabei besonders bei, Kamerafrau Lucile Mercier leistet ganze Arbeit – und die eigentlich charmlosen Flachdächer der Sozialbauten erweisen sich sowohl im strahlenden Sonnenschein als auch im Dunkel der Nacht als idealer Ort, um von Freiheit und einer unkomplizierten Zukunft zu träumen.

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