Bern und Biel bewerben sich gemeinsam für ESC, Zürich will auch
Geplant ist eine «bernisch redimensionierte, aber umso feinere Veranstaltung»
Jetzt ist es offiziell: Nach Basel wollen die Städte Bern und Biel sich gemeinsam für die Austragung des Eurovision Song Contest 2025 bewerben. Zürich gibt ebenfalls eine Bewerbung bekannt.
Die Festhalle von Bern ist noch eine Baustelle. Geht es nach dem Gemeinderat der Stadt Bern, soll dort im Mai 2025 die Produktion des Eurovision Song Contest stattfinden. «Unsere Version des ESC wäre eine bernisch redimensionierte, aber umso feinere Veranstaltung, in der die Qualität, das Herz und die Diversität und die Nachhaltigkeit klar im Vordergrund stehen», sagt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried in einer Medienmitteilung am 27. Juni. Darin gibt die Stadt Bern gemeinsam mit Nemos Heimatstadt Biel die Bewerbung für die Austragung des ESC 2024 bekannt.
Auch Zürich will sich als Host City bewerben, wie der Stadtrat am selben Tag bekannt gibt. Für die Infrastruktur werde das Hallenstadion mit der Messe, das Kongresshaus und die Landiwiese am Zürichsee (dem diesjährigen Standort des Zurich Pride Festivals) berücksichtigt. Der Stadtrat wird beim Gemeinderat einen Rahmenkredit von 20 Millionen Franken für die Planung und Durchführung des Mega-Events beantragen.
Genf als Schmuckkästchen im Herzen der internationalsten Stadt der Schweiz
Genf ist ebenfalls unter den Bewerber-Städten. Den Eurovision Song Contest zu beherbergen bedeute, «dieser Veranstaltung ein Schmuckkästchen im Herzen der internationalsten Stadt der Schweiz zu bieten, die für ihre Toleranz und Weltoffenheit bekannt ist», teilte der Vizepräsident der Kantonsregierung, Thierry Apothéloz, via Medienmitteilung mit.
Bern und Biel: Städte erfüllen die «strengen Kriterien» Das Bewerbungsdossier für die Europäische Rundfunkunion (EBU) und die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sei in den letzten vier Wochen in intensiver Arbeit durch Vertreter*innen der Städte und Bernexpo, dem Messe- und Ausstellungsgelände, in einem Detaillierungsgrad erstellt, der punkto Beherbergung, Logistik, Raumangebot, Technik, Verkehr und Transport, Nachhaltigkeit und Sicherheit alle strengen Kriterien einer ESC-Durchführung erfüllte.
Die Städte Bern und Biel sind rund 40 Kilometer respektive 35 Zugminuten voneinander entfernt. Anfang Juni kommunizierte Basel eine Kandidatur, Mitte Juni gab die Stadt St. Gallen bekannt, dass man sich aufgrund der «hohen Erwartungen» nicht für die Austragung bewerbe (MANNSCHAFT berichtete).
Bern und Biel erwarten Mitfianzierung durch Bund und Kanton Für die Durchführung des ESC in Bern und Biel stellen die beiden Städte finanzielle Mittel zur Verfügung: Biel beteiligt sich mit 1 Million Franken, die Stadt Bern mit 7 Millionen Franken. Gemäss Medienmitteilung erbringen Bernexpo und private Veranstalter*innen einen «substanziellen Beitrag» durch Nutzungssynergien.
Das dürfte jedoch nicht reichen. Wie Watson berichtet, hat die Stadt Bern Gesamtkosten von 40,4 Millionen Franken budgetiert, darunter 27 Millionen für die Sicherheit. Bern und Biel erwarten, dass der Kanton für die restlichen Kosten aufkommt. Am 3. Juli will der Regierungsrat dem Grossen Rat einen entsprechenden Kredit beantragen, um die «sehr hohen Sicherheitsanforderungen dieses Grossevents zu bewältigen und einen Beitrag an die Planung, Organisation und Durchführung der Veranstaltung zu leisten». Er wird den Kredit an seiner Sitzung vom 3. Juli 2024 zuhanden des Parlaments verabschieden. Die Beiträge werden von den beiden Stadtparlamenten sowie vom Grossen Rat noch genehmigt werden müssen. Für die Gewährleistung der hohen Sicherheitsstandards erwartet der Regierungsrat einen finanziellen Beitrag des Bundes. Wie der Blick jedoch berichtet, habe das Bundesamt für Kultur durchsickern lassen, dass man den ESC nicht mitfinanzieren wolle.
Bern und Biel fehlt der internationale Flughafen Bezüglich einiger Eckpunkte rund um das Grossereignis sind bereits Vorentscheidungen gefallen: Vorgesehen ist, dass der Stabübergabe-Event sowie die Public-Viewing-Formate «HOME-TOWN» (für Nemos Heimatstadt) in Biel stattfinden. In Bern wird die traditionelle Empfangs- und Eröffnungszeremonie «Turquoise Carpet» durchgeführt – vom Helvetiaplatz über die Kirchenfeldbrücke bis zum Kulturcasino. Der Bundesplatz soll während der Finalwoche zur grossen Public-Viewing-Zone werden.
Die Produktion der Show findet in der Festhalle statt, die zurzeit noch gebaut wird. Das Eurovision Village, wo sich Fans und Delegationen begegnen, sowie das Medien- und Akkreditierungszentrum werden auf dem Festperimeter rund um die Neue Festhalle erstellt, teilweise aber auch in Zelten, die von der vorgängig stattfindenden Berner Frühlingsmesse BEA übernommen und entsprechend nachhaltig umgenutzt werden können. Tom Winter, CEO von BERNEXPO ist überzeugt: «Wir sind in der Planung sehr detailliert vorgegangen und können dem Entscheidungsgremium eine ESC-Version garantieren, die an Vielfalt, Buntheit und Charme nur schwer zu übertreffen ist – mit der Festhalle als Leuchtturm.»
In der Medienmitteilung streicht die Stadt Bern die Vorteile ihrer Bewerbung hervor. Als Hauptstadt mit knapp neunzig Botschaften und mit Empfängen auf Bundesebene sei es man sich gewohnt, Delegationen aus allen Ländern willkommen zu heissen, zu beherbergen und Anlässe mit hohen Sicherheitsanforderungen durchzuführen. Als zweisprachige Stadt sei Biel multikulturell und könne scheinbare Gegensätze miteinander in Einklang bringen. Ein grosser Nachteil gegenüber den Mitbewerberstädten Basel und Zürich dürfte das Fehlen eines grossen internationalen Flughafens sein.
Entscheid wird Ende August gefällt In der Schlussphase der Bewerbung wollen die Partnerstädte Bern und Biel, der Regierungsrat und Bernexpo «alles Notwendige für einen Zuschlag» unternehmen. Der Terminplan sieht vor, dass die EBU und die SRG im Juli und August die eingereichten Dossiers prüfen, Besuche und Besichtigungen angehen und bis Ende August den Entscheid über den Austragungsort des ESC 2025 bekanntgeben.
Mehr: Regisseur Michael Schmitt im exklusiven Interview über sein neues Netflix-Projekt «Kaulitz & Kaultiz»: «Bill musste seine Queerness viele Jahre geheim halten» (MANNSCHAFT+)
Das könnte dich auch interessieren
Ausstellung
Retrospektive Nan Goldin: Eine Pionierin der queeren Fotografie
Nan Goldin zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen der zeitgenössischen Fotografie. Eine Berliner Ausstellung widmet ihr eine Retrospektive – mit intimen Einblicken in das Leben der US-Fotografin.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
Kunst
Fotografie
Kurznews
++ Neuer Jugendtreff in Naumburg ++ Nur wenige Personen gendern ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Gendern
Queerfeindlichkeit
News
Kommentar
ESC-Referendum: Es geht um Homo- und Transphobie, nicht um Kosten
Der Eurovision Song Contest kommt 2025 in die Schweiz – doch statt Vorfreude dominiert eine Diskussion über die Kosten. Am Sonntag kommt es in Basel zum Referendum. Ein Kommentar* von Mona Gamie.
Von Mona Gamie
Drag
Eurovision Song Contest
Kolumne
Regenbogenfamilie
Baby-News bei Ramona Bachmann und Ehefrau Charlotte Baret
Die Schweizer Fussballnationalspielerin Ramona Bachmann und ihre Ehefrau Charlotte Baret haben freudige Nachrichten verkündet: Das Paar erwartet sein erstes Kind.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Sport
Schweiz