Fast die Hälfte aller Berliner*innen wurden schon diskriminiert

Laut dem 2. Berlin-Monitor weist ein Viertel der Menschen in der Hauptstadt eine Verschwörungsmentalität auf

Eine Regenbogenfahne weht vor dem Berliner Fernsehturm (Foto: Annette Riedl/dpa)
Eine Regenbogenfahne weht vor dem Berliner Fernsehturm (Foto: Annette Riedl/dpa)

In einer gemeinsamen Pressekonferenz hat die Uni Leipzig und die Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung am Donnerstag die Ergebnisse des zweiten Berlin-Monitors vorgestellt. Abgefragt wurden auch Diskriminierungserlebnisse bei LGBTIQ.

Beim Berlin-Monitor 2021 handelt es sich um die Fortsetzung der 2018 begonnen Befragungsreihe. Ziel ist, politische Einstellungen und Diskriminierungserfahrungen der Berliner Bevölkerung im Zeitverlauf zu erfassen und zu erklären. Befragt wurden gut 2000 Personen.

Dazu erklärt Senator Dirk Behrendt (Grüne): «Die Ergebnisse des Berlin Monitors zeigen einmal mehr Licht und Schatten im Zusammenleben unserer Stadt: Es lässt sich feststellen, dass die Berliner*innen eine Diktatur und Autokratie mehrheitlich ablehnen und der aktuellen Demokratie gegenüber positiv, Politiker*innen gegenüber jedoch ambivalent eingestellt sind.»

In den aktuellen Befragungen zeigten sich deutlich vorurteilsbelastete und rassistische Einstellungen in der Berliner Bevölkerung gegenüber schwarzen Menschen, auch wenn die hier gemessene Zustimmung zu problematischen Aussagen dabei geringer als bei ähnlichen Untersuchungen für ganz Deutschland liege.

Der Monitor hält fest: Fast jede*r zweite Berliner*in hat schon Diskriminierungserfahrungen gemacht. 6 % sagen, der Grund sei ihre sexuelle Orientierung oder ihre geschlechtliche Identität gewesen. Jede*r Dritte gibt an, danach nichts weiter unternommen zu haben. Anzeige haben nur 6 % erstattet.



Untersucht wurde etwa der Bereich antischwarzer Rassismus. Hierzu hält die Untersuchung u.a. fest: Er ist als Vorurteil – intersektional – stark mit Sexismus aber auch Homophobie und Klassismus verbunden. Und: Rassismus ist verbunden mit Verschwörungsmentalität und antidemokratischen Positionen.

Und was rechtsextreme Einstellungen betrifft, die sich in der Verharmlosung des Nationalsozialismus äussern – die finden sich in der Hauptstadt seltener als im Rest der Republik.



Ein Fazit, das die Forschenden ziehen: Fast die Hälfte aller Berliner*innen berichten von Diskriminierung, vornehmlich am Arbeitsplatz, aber auch von Mitarbeiter*innen der öffentlichen Verwaltung. Und: Die bei etwa einem Viertel der Berliner*innen bestehende Verschwörungsmentalität tritt unter Covid-19 offen zu Tage und gefährdet nachhaltig die Demokratie.

Mit einer Online-Umfrage wird die Vielfalt der Lebenslagen in Sachsen untersucht. Teilnehmen können alle Menschen in Sachsen, die sich als LGBTIQ identifizieren, aber auch ihre Angehörigen (MANNSCHAFT berichtete).

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