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Amy Gutmann ist die erste US-Botschafterin in Deutschland

Ihr Vorgänger Richard Grenell trat im Juni 2020 offiziell zurück

amy gutmann
Amy Gutmann (Foto: Twitter)

Mehr als 20 Monate – nach dem Abgang des umstrittenen Richard Grenell – war der Spitzenposten in der US-Botschaft in Berlin vakant. Jetzt bezieht Amy Gutmann das Botschafterbüro am Brandenburger Tor – als erste Frau.

Mit der Politikprofessorin Amy Gutmann vertritt erstmals eine Frau die Interessen der USA als Botschafterin in der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte der 72-Jährigen mit deutschen Wurzeln am Donnerstag ihr Beglaubigungsschreiben. Die Top-Position in der US-Vertretung war über 20 Monate wegen einer Blockade der oppositionellen Republikaner im US-Senat unbesetzt.

Confirmed! Congratulations to Amy Gutmann – the first woman to serve as US Ambassador to Germany! @POTUS Biden’s nominee made it through the full Senate today.

Best wishes for your work with @usbotschaft! pic.twitter.com/4e2VR8sisV

— Emily Haber (@GermanAmbUSA) February 8, 2022

«Das Warten hat sich gelohnt», sagte Steinmeier nach Angaben des Präsidialamts in seinem Gespräch mit Gutmann. Er würdigte, dass mit Präsident Joe Biden eine neue Phase in den Beziehungen zu den USA angebrochen sei.

Steinmeier bot Gutmann eine enge Zusammenarbeit vor allem bei der Verteidigung demokratischer Werte an. «Liberale Demokratien werden angegriffen – auch von innen. Lassen Sie uns besonders auf diesem Feld eng zusammenarbeiten. Die Polarisierung ist eine Bedrohung für uns alle», sagte er.


Der Bundespräsident betonte auch die enge Abstimmung zwischen Deutschland und den USA in der Ukraine-Krise. «Die deutsche Haltung ist sehr klar und auch engstens mit Washington abgestimmt. Wir hoffen, dass das dazu beiträgt, die äusserste Zuspitzung zu vermeiden und den Weg zu ernsthaften Gesprächen zu ebnen.»

Die von Biden nominierte Gutmann wurde 2004 Präsidentin der renommierten Pennsylvania University. Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet. Erfahrung als Diplomatin hat sie bislang nicht. In der Bundesrepublik hat noch nie eine Frau die US-Botschaft geleitet, in der DDR hatte es aber eine US-Botschafterin gegeben.

Vielfalt macht unsere Gesellschaft stärker. Wir brauchen dich, um du selbst zu sein.

Als Uni-Präsidentin nahm sie 2010 teil an der «It Gets Better»-Kampagne gegen Mobbing und Diskriminierung von LGBTIQ. «Vielfalt macht unsere Gesellschaft stärker. Wir brauchen dich, um du selbst zu sein», erklärte sie in ihrer Videobotschaft.


«Unsere Studierenden sind schwul, lesbisch, bisexuell, trans – und heterosexuell. Und sie setzen sich dafür ein, einen positiven Unterschied in der Welt zu machen.»

Schliesslich erklärte Gutmann: «Wenn du gemobbt wirst. Wenn du Angst hast. Oder wenn du dich allein fühlst, wende dich an Freunde und Familie. Sei dir bewusst, dass es Gemeinschaften gibt, die bereit sind, dich mit offenen Armen willkommen zu heissen.»

Gutmanns Vater stammt aus dem bayerischen Feuchtwangen. Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland flüchtete er 1934 mit seiner Familie nach Indien. Später zog er nach New York, wo Amy Gutmann 1949 im Stadtteil Brooklyn geboren wurde. Sie studierte später Politologie an der Elite-Universität Harvard und lehrte fast drei Jahrzehnte an einer weiteren Spitzen-Uni, Princeton in New Jersey, bevor sie nach Pennsylvania wechselte.

2011 zählte sie das Magazin Newsweek zu den «150 Frauen, die die Welt bewegen». Von der Zeitschrift Fortune wurde sie 2018 als eine der 50 wichtigsten Führungspersönlichkeiten der Welt eingestuft.

Gutmann hat einen guten Draht ins Weisse Haus. Als Vizepräsident besuchte Biden die Uni, trat bei einer Podiumsdiskussion mit Gutmann auf. Seine Enkelin Naomi hat dort studiert.

Der Botschafterposten war bereits nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten fast 16 Monate unbesetzt. Richard Grenell übernahm dann im Mai 2018 das Amt. Im politischen Berlin machte er sich mit seiner rabiaten Art kaum Freunde (MANNSCHAFT berichtete). Aus der Opposition kamen sogar vereinzelt Forderungen, ihn zur «unerwünschten Person» zu erklären. Seit seinem Rücktritt Anfang Juni 2020 war der Posten unbesetzt.

Bereits im Januar hatte der offen schwule US-Botschafter Scott Miller seinen Posten in der Schweiz angetreten (MANNSCHAFT berichtete).


angela stadelmann

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