Bild-Zeitung zu queerfreundlich? Politikjournalist schmeisst hin
Er wolle nicht unter der Flagge der LGBTIQ-Bewegung arbeiten
Der Politikjournalist Ralf Schuler verlässt die Bild-Zeitung, weil er sich dem queeren Aktivismus, dem sich der Axel-Springer-Verlag seiner Meinung nach verschrieben habe, nicht unterordnen will.
«Ich bin nicht bereit, für eine politische Bewegung, welcher Art auch immer, und unter ihrer Flagge zu arbeiten. Das habe ich früher nicht getan und tue ich heute erst recht nicht», entgegnete der ehemalige Leiter der Parlamentsredaktion gegenüber dem Magazin Cicero.
Seit dem Gastbeitrag in der Tageszeitung Die Welt zum Thema «Frühsexualisierung von Kindern» in Bezug auf Transsexualität und die daraus resultierenden Proteste wurde die Beziehung zur queeren Community bei Springer stärker diskutiert. Im Zuge dessen meldete sich auch Vorstandsvorsitzender Matthias Döpfner zu Wort, urteilte den Beitrag als «oberflächlich, herablassend und ressentimentgeladen» ab (MANNSCHAFT berichtete).
Bild-Mitarbeiterin Judith Sevinç Basad teilte in Mitten der Diskussion mit, dass sie einen Artikel zu der Debatte nicht veröffentlichen durfte, weil sie darin Kinderpsychiater Alexander Korte – einer der Autoren des Gastbeitrags – zitiert habe. Der ständige Kampf gegen die «woke» Bewegung und die «freiheitsfeindliche Ideologie» hätten sie schließlich zur Kündigung veranlasst. «Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr über die Gefahren berichten kann, die von dieser gesellschaftlichen Bewegung ausgehen», schrieb Basad in ihrem öffentlichen Brief an Döpfner.
In die gleiche Kerbe haut nun auch Schuler. Sein Abschied hänge «mit den Richtungsentscheidungen des Medienhauses zusammen», die er nicht mittragen könne und wolle. Sich gegen Diskriminierung zu wenden, bedeute nicht, «sich die Agenda der LGBTQ-Bewegung zu eigen zu machen, wie wir es derzeit tun», heisst es in dem Brief von Schuler an die Verlagsleitung, der bei Cicero veröffentlicht wurde. «Von stalinistischer Schwulst der Formulierung einmal abgesehen, stehe ich keiner politischen Bewegung ‚fest zur Seite‘ und halte dies auch ganz grundsätzlich nicht für die Aufgabe von Journalisten», so Schuler weiter.
Sein Brief spricht ausserdem von einer «freien Wahl der Geschlechter», die der Stimme der Massen entgegenstehe und einer Politik, die letztlich sogar in der Absage eines «schlichten Bio-Vortrages» resultierte (MANNSCHAFT berichtete). «Axel Springer produziert plump-alberne Aufkleber, als sei die sexuelle Orientierung eine Art hipper Lifestyle (‚oh deer – I’m queer‘) und macht sich zum Bannerträger einer Bewegung, die einen festen Gesellschaftsentwurf mit Sprach- und Schreibvorschriften anstrebt und glaubt berechtigt zu sein, der Mehrheitsgesellschaft einen politischen Kanon bis hin zum Wechsel des Geschlechtseintrags oder Quotierungen diktieren zu können.»
Judith Sevinç Basad hat im übrigen mittlerweile bei dem Medienprojekt «Achtung Reichelt!»eine neue Anstellung gefunden – also dem Projekt jenes Mannes, der wegen Machtmissbrauchs seinen Job als Chefredakteur bei Bild hatte räumen müssen und sich wiederholt jungen Frauen angenähert haben soll. Schulers Zukunft ist bisher noch offen.
Das könnte dich auch interessieren
Unterhaltung
«Glücklicher als je zuvor»: Die Coming-outs 2024
Zum Ende des Jahres schauen wir noch einmal zurück und feiern die vielen nationalen wie internationalen Coming-outs der Promis aus den Bereichen Sport, Politik und Kultur.
Von Carolin Paul
Politik
Sport
Kultur
People
Coming-out
Österreich
Österreich: Verbot von «Konversionstherapien» durch die Hintertüre
Kurz vor der Bildung einer neuen Regierung hat das Gesundheitsministerium überraschend eine Stellungnahme über die Strafbarkeit von «Konversionstherapien» veröffentlicht.
Von Christian Höller
News
Aktivismus
Politik
Deutschland
«Lippenbekenntnisse zum Welt-Aids-Tag genügen nicht»
Erfolge der deutschen HIV-Prävention sind in Gefahr
Von Newsdesk Staff
Lifestyle
HIV, Aids & STI
Gesundheit
Kolumne
Der Sirenengesang der Schokolade
Es beginnt harmlos: ein Nachmittag, ein Schrank, eine Tafel Schokolade. Doch kaum streckt unser Autor die Hand aus, meldet sich seine innere Stimme zu Wort.
Von Mirko Beetschen