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«Nur zwei Geschlechter» – Kritik an Absage eines Vortrags in Berlin

Die Polizei hatte Sicherheitsbedenken

berlin
Foto: akj hu berlin

Die Humboldt-Universität (HU) hat einen Vortrag der Biologin Marie Vollbrecht abgesagt. Sie sollte im Rahmen der «Langen Nacht der Wissenschaften» unter dem Titel »Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt« referieren. Dagegen hatte der Arbeitskreis kritischer Jurist*innen an der Berliner Uni mobil gemacht.

Marie Luise Vollbrecht ist Mit-Autorin des viel kritisierten Gastbeitrags in der Welt mit dem Titel «Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren» (hinter Bezahlschranke) und bei Twitter unter dem Namen Frau Summer aktiv. Sie erklärte am Sonntag, die HU habe ihren Vortrag abgesagt. Ironischerweise, so schreibt Vollbrecht, stand die «Lange Nacht der Wissenschaften» in diesem Jahr unter dem Motto: «Wissenschaft als Antwort auf Fake News, Verschwörungstheorien und fatale Irrtümer».

@HumboldtUni has decided to cancel my speech about biology and the evolution of the two sexes. According to the university, it was canceled it for security risks for this public science event. Ironically, the theme was the role of science in an area of fake news. Shame!

— Frau Summer 🐦 (@Frollein_VogelV) July 2, 2022

Der «Arbeitskreis kritischer Jurist*innen an der Humboldt Uni Berlin» hatte vorab Kritik an dem geplanten Vortrag der wissenschaftlichen HU-Mitarbeiterin geäussert und forderte: «Keine Bühne für die Co-Autorin von Statements einer ›biologischen Realität der Zweigeschlechtlichkeit‹». Via Twitter rief der Arbeitskreis zu Protesten während des Vortrags auf: «An unserer Uni gibt es keinen Platz für Queerfeindlichkeit. Wir sehen uns auf der Strasse!»

+Demoaufruf+
Geschlossen gegen Trans*feindlichkeit –
Keine Bühne für die Co-Autorin von Statements einer „biologischen Realität der Zweigeschlechtlichkeit“ und „“woker“ Trans-Ideologie“.
An unserer Uni gibt es keinen Platz für Queerfeindlichkeit. Wir sehen uns auf der Straße! pic.twitter.com/Yd6kR6Ka8O

— akj hu berlin (@akj_berlin) July 1, 2022

Vollbrecht hatte als Co-Autorin in der Welt von einer «bedrohlichen Agenda» des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der «Fehlinformation der ,Vielgeschlechtlichkeit’» geschrieben. Der Text sorgte für Empörung und Kritik. Und dafür, dass die queere Jobmesse Sticks & Stones die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag beendete (MANNSCHAFT berichtete). Springer-Chef Matthias Döpfner hatte erklärt, der Beitrag sei intolerant, herablassend und ressentimentgeladen, wissenschaftlich bestenfalls grob einseitig (MANNSCHAFT berichtete)


Bildungs- und Wirtschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) rügte die Entscheidung der Berliner Uni. Gegenüber Bild erklärte sie: «Es darf nicht in der Hand von Aktivisten liegen, welche Positionen gehört werden dürfen und welche nicht.» Denn: «Wissenschaft lebt von Freiheit und Debatte.» Das müssten alle aushalten, so die Ministerin.

Kritik an der Absage der Vortrags kommt auch von Deniz Yücel, dem Journalisten und Mitbegründer der neuen Schriftstellervereinigung PEN Berlin. Er lehnte via Twitter die «Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit» als «inakzeptabel» ab und sprach abfällig von «einer Welt aus Willen und Vorstellung, in der sich jeder Student mithilfe von giftgrünem Nagellack und Fantasiepronomen zur ,non-binären‘ Person erklären kann».

Die Absage des Vortrags von Marie-Luise Vollbrecht (@Frollein_VogelV) durch die @HumboldtUni (vormals: Friedrich-Wilhelms-Universität) ist erbärmlich feige; die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit inakzeptabel. #

— Deniz Yücel (@Besser_Deniz) July 3, 2022

Dass die Uni den Vortrag kurzfristig abgesagt hat, begründete sie mit Sicherheitsbedenken angesichts der angekündigten Proteste. Die Welt zitierte eine Sprecherin, wonach die Polizei davor gewarnt hätte, dass zum Auftritt Vollbrechts eine Protestaktion geplant gewesen sei. Man bedaure sehr, dass Vollbrecht den Vortrag nicht halten konnte, so Birgit Mangelsdorf, die HU-Kommunikationschefin..


Gegenüber Bild sagte Vollbrecht, die Absage mache sie «traurig». Sie nannte «das Einknicken vor radikalen gewaltbereiten Aktivisten, die kein Verständnis von Biologie haben» zwar verständlich, aber auch «alarmierend.» Es könne nicht mehr von einer sachlichen Debatte gesprochen werden, «wenn Veranstaltungen aus Angst vor Gewalt abgesagt» würden. Dies sei ein weiteres Beispiel, «mit welchen radikalen Mitteln Genderideologen vorgehen».


«Love as you are» (Foto: Roberto Pfeil/dpa)

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