«Wurde in der SVP nie so ausgegrenzt wie in der Schwulenszene»
Beat Feurer rechnet mit der Community ab und erklärt, warum die Gay-SVP aufgelöst wurde
Nach der Auflösung der Gay-SVP sprach Ex-Präsident Beat Feurer über seine Erfahrungen als Homosexueller in der Partei und über mutmassliche Toleranzprobleme der LGBTIQ-Community.
«In der Community ist zwar viel die Rede von Toleranz, aber ich erlebte oft das Gegenteil. Von da kamen viel mehr Anfeindungen als von meiner Partei», sagte Feurer gegenüber dem Tagesanzeiger(+). «Niemals wurde ich parteiintern so ausgegrenzt wie in der Schwulenszene. Das war zum Teil richtig militant.» Viele Freunde hätten sich nach seinem Eintritt in die SVP von ihm abgewandt.
Problem sei seiner Meinung nach, dass Menschen, die viel Intoleranz erfahren, diese dann auch oft in anderer Situationen projezieren. «Hinzu kommt, dass es wohl bei manchen Linken einen gewissen Unwillen und Frust auslöst, dass ausgerechnet dieser SVP-Typ, der als Exekutivpolitiker einigermassen bekannt ist und in der Öffentlichkeit steht, schwul ist», erklärte der 64-Jährige. «Ich passe nicht in eine Schublade, und das passt manchen nicht.»
Schon oft sei er auf der Strasse angepöbelt, bespuckt und massiv bedroht worden. «Würde ich wegen meiner sexuellen Orientierung derart angegangen, wäre dies morgen ein Skandal und in allen Medien», so Feurer. Aufgrund seiner Homosexualität würde ihm so etwas nicht passieren, sagt er. Dahingehend habe sich seiner Wahrnehmung nach einiges geändert: «Wenn ich mit Jüngeren spreche, ist offensichtlich, dass Homosexuelle nicht mehr dieselben Probleme haben wie früher.»
Auch deshalb habe man die Gay-SVP in diesem Jahr aufgelöst (MANNSCHAFT erreicht). «Vieles hat sich zum Guten entwickelt. Nachdem das Volk Ja gesagt hatte zur Ehe für alle, fanden wir, dass die grossen Ziele erreicht sind. Verbesserungen sind immer möglich, klar, trotzdem scheint mir dieses Bewirtschaften der angeblich diskriminierten Homosexuellen, wie es einige Kreise tun, unangebracht», so Feurer.
Zur Genderdebatte hat er ebenfalls ganz eigene Ansichten: «Die Gender-Ideologie sagt uns, dass die Sexualität fluid sei, also veränderbar. Das steht in totalem Kontrast zu dem, wofür wir Homosexuellen immer gekämpft haben, nämlich: dass wir so akzeptiert werden, wie wir sind. An uns ist eben gerade nichts fluid, wir sind homosexuell. Wir wollen nicht verändert oder kuriert werden, bzw. man kann und soll uns nicht verändern oder kurieren. Deshalb kommt mir die ganze Debatte vor wie ein Pendelschlag zurück – auf einmal soll das eine Art Wahlmöglichkeit sein. Es erstaunt mich, wie viele homosexuelle Frauen und Männer da engagiert sind und sich einspannen lassen.»
Die Gay-SVP wurde 2010 gegründet. Damals bezeichnet Parteikollege Toni Brunner die Sektion als «unnötig», andere sprachen von einem «Krebsgeschwür». 13 Jahre später folgte nun die Auflösung.
Wie die Jungpartei der SVP mit queeren Menschen umgeht, konnte man kürzlich in St. Gallen erleben: Die Besucher*innen der Pride wurden in einem Videobeitrag verhöhnt und blossgestellt (MANNSCHAFT berichtete).
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