Wie queer ist ... Josh O'Connor?

Der Brite war schon in einigen schwulen Rollen zu sehen

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Josh O'Connor (Bild: Terenghi/Ipa/IPA via ZUMA Press/dpa)

Josh O'Connor («God’s Own Country») ist mittlerweile fast mehr für seine queeren Figuren bekannt als für seine nicht-queeren.

Zu den grössten Stars am Schauspielerhimmel zählt mittlerweile der Brite Josh O’Connor. Er wurde schon als nächste James Bond gehandelt und war lange Zeit als Prince Charles in der Netflix-Serie «The Crown» zu sehen. Aber auch in queeren Rollen trat er auf. Auch wenn er selbst offenbar heterosexuell ist und sonst kaum irgendwo im queeren Kosmos auftaucht, setzt er doch mit seinen Rollen Zeichen für Toleranz.

#1 Hide & Seek (2014) Obwohl Josh O’Connor den meisten aus dem Film «God’s Own Country» aus dem Jahr 2017 bekannt sein dürfte, hat er schon ein paar Jahre früher angefangen, queere Rollen zu übernehmen. In «Hide and Seek» von 2014 verkörpert Josh O’Connor einen von vier jungen Männern, die sich in ein abgelegenes Haus zurückziehen. Eigentlich sollte alles nur ein Spiel sein, aber es entwickelt sich zunehmend zu einer angespannten Situation. Es geht dabei um Intimität, Begierde, Verlangen und Macht.

Immer wieder kommen unterschwellig auch homoerotische Spannungen vor, ohne, dass sie jedoch explizit werden. Es passt daher gut, dass dies Joshs erster Film mit queerer Thematik ist. Er spielt die Figur James, der sehr unsicher, aber doch auch neugierig auf seine drei Freunde blickt. Es geht also weniger um eine Liebesgeschichte, als um das Überwinden gesellschaftlicher Konventionen – zumindest in den Augen der vier Protagonisten.

#2 Peaky Blinders (2014) In der bekannten Serie rund um Kilian Murphy hat auch Josh O’Connor eine ganz kleine Rolle. Gleich in der ersten Staffel, seine Figur dort heisst ebenfalls James. Er ist die Gegenfigur in dieser hypermännlichen Gangsterwelt. James ist sensibel, zurückhaltend und feinsinnig.

Als Murphys Figur Thomas seine Schwester fragt, wer da ständig bei ihr herumlungere, und ob das ihr neuer Freund sei, sagt sie lapidar: «Nein, das ist James, der ist schwul». So ist Joshs zweite queere Rolle schon etwas eindeutiger, wenn sie auch nur sehr kurz ist und er nur am Rande vorkommt.

#3 The Colour of His Hair (2017) In dem halb dokumentarischen, halb fiktionalen Film «The Colour of His Hair» spielt Josh O’Connor dieses Mal, drei Jahre später, eine Hauptrolle. Es geht um die Lebensgeschichten schwuler Männer aus Grossbritannien der 1950er. Alles basiert auf Briefen, die aus dieser Zeit noch erhalten sind. Dabei geht es natürlich vor allem um Scham, Angst und das Verlangen nach Freiheit in einer Zeit, in der Homosexualität strafrechtlich verfolgt wurde.

Dem Film liegt ein Drehbuch zugrunde, dass bereits in den 60er Jahren geschrieben, allerdings nie verfilmt wurde. Die The Homosexual Law Reform Society wollte mit diesem Projekt auf das Leben schwuler Männer vor und nach der Teil-Legalisierung von 1967 aufmerksam machen. Der Film gewann dann auch einen Preis beim Londoner Kurzfilmfestival. Zu sehen ist er hier.

#4 God’s Own Country (2017) Im Jahr 2017 dann kam eine der grossen Rollen für Josh. Mit der Figur des Johnny Saxby in «God’s Own Country» gelang Josh O’Connor der internationale Durchbruch. Johnny ist ein junger Schafbauer im abgelegenen Yorkshire, der unter der emotionalen Kälte und harten körperlichen Arbeit seines Umfeldes leidet. Als der rumänische Arbeiter Gheorghe auftaucht, entsteht eine unerwartete Liebe, die Johnnys Welt radikal verändert.

Der Film erzählt von queerer Liebe als Befreiung. Josh galt von nun an als ernstzunehmende Grösse auf der Leinwand und auch als Schauspieler, der queere Rollen glaubhaft darstellen kann.

#5 «Gemischte Gefühle» gegenüber queeren Rollen Als Josh einmal von der Vanity Fair gefragt wurde, wie er reagiert habe, als er in «God’s Own Country» eine schwule Figur spielen sollte – wobei dies ja längst nicht seine erste Rolle gewesen war – sagte er darauf: er habe «gemischte Gefühle» gehabt. «Ich bin mir einfach nicht zu 100 Prozent sicher, wie ich mich dabei fühle. Das ist ein wirklich schwieriges Thema. Die Wahrheit ist, dass ich ein Drehbuch lese und was mich anspricht, spricht mich eben an. Die Sexualität einer Figur, ihr Hintergrund, wo sie aufgewachsen ist, ihre Dynamik mit ihrer Familie – das sind alles Aspekte, die zu einer Figur gehören, also nehme ich diese genauso ernst wie jeden anderen Aspekt.».

Auch sei er schon mehrfach gefragt worden, ob er es richtig finde, wenn heterosexuelle Schauspieler queere Rollen spielten. «Jedes Mal war ich ehrlich und habe gesagt: Ich weiss es nicht.»

#6 Rivalen (2024) In einem weiteren Film von Josh mit queerer Rolle geht es um eine Dreiecksbeziehung. Patrick Zweig, den Josh spielt, ist genauso wie seine Rivalen Art und seine Kollegin Tashi Tennispieler. Eigentlich geht es nur ums Tennisspielen, doch früher oder später bricht sich eine erotische Spannung bahn, die besonders zwischen den beiden Männern deutlich wird. Einerseits ziehen sich beide an, andererseits bleiben sie doch auf dem Sportplatz immer auch Gegner.

In einer Szene küsst Patrick Tashi und dann auch Art. Das spannende daran: Der Kuss mit Art war, wie der Regisseur Luca Guadagnino, der auch den Film «Queer» mit Daniel Craig drehte, hinterher erklärte, so im Drehbuch gar nicht vorgesehen.

#7 The History of Sound (2025) Zwei Musikstudenten treffen sich zufällig und reisen gemeinsam durch Amerika. Einer von beiden, David, will mit einem alten Aufnahmegerät traditionelle Songs und die Stimmen der Sänger aufnehmen und so fährt er dafür kreuz und quer durchs Land. Der andere, Lionel, gespielt von Josh, begleitet ihn dann dabei. Auf dieser Reise kommen sich beide näher.

In diesem Film spielen Josh O’Connor und Paul Mescal gemeinsam ein Liebespaar und haben damit schon viel Aufmerksamkeit erregt. Auch hier geht es wieder um Verlust und die Frage, wie man sich erinnern kann an jemanden, der schon vor langer Zeit gestorben ist.

#8 Autor für «Bonus Track» Josh O’Connor hat einmal sogar mit an einem Drehbuch für einen queeren Film mitgeschrieben. Es geht hierbei um «Bonus Track» aus dem Jahr. Darin steht ein 16-jähriger im Zentrum der Geschichte, der gern Popstar werden will. Dieser trifft dann den Sohn eines schon erfolgreichen Pop-Duos und beide verlieben sich ineinander. Josh schrieb gemeinsam mit Mike Gilbert das Drehbuch und kommt im Film selbst nur einmal kurz als maskierter Graffiti-Sprayer vor.

Josh O'Connor
(Bild: Wikipeida/Amakuha)

#9 Als Priester neben Daniel Craig Nachdem Daniel Craig seine Rolle als James Bond an den Nagel gehängt hat, scheint er sich eine neue Figur fest zu eigen gemacht zu haben: Den Detektiv Benoit Blanc. Ein schwuler Ermittler, der im Agatha-Christie-Style durch die Häuser zieht und ermittelt.

Ende diesen Jahres kommt auch schon der dritte Teil in die Kinos. Mit dabei dieses Mal: Josh O'Connor. Er spielt den Priester Jud Duplenticy. Dieser kommt gerade neu in eine Gemeinde, um den dortigen Pfarrer zu unterstützen, als dieser unter mysteriösen Umständen stirbt. Mit dabei im Film ist übrigens auch der aus «All of us strangers» bekannte Andrew Scott.

#10 Komplizierte Sexualität Und wie steht Josh persönlich zum Thema Sexualität? «Sexualität ist komplizierter als wir denken», sagte er einmal. «Queerness ist fliessend und nimmt verschiedene Formen an, aber wir haben oft nicht die richtigen Mittel, um das in unserer Kultur richtig zu artikulieren.» Dabei zu helfen, deutlich zu machen, wie vielfältig Sexualität sein kann, hat Josh O’Connor mit seiner bisherigen Rollenauswahl immerhin schon einen klaren Beitrag geleistet.

Wer ist Drill-Sergeant Sullivan aus «Boots»? Der schwule britische Schauspieler Max Parker ist der heimliche Star der Netflix-Serie und wird jetzt in den USA heiss gehandelt (MANNSCHAFT berichtete).

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