Wie queer ist … Jamie Lee Curtis?

Jamie Lee Curtis bei den Filmfestspielen von Venedig 2022.
Jamie Lee Curtis bei den Filmfestspielen von Venedig 2022. (Bild: Joel C Ryan/Invision/AP/dpa)

Gay Icon! Mother! Ally! Jamie Lee Curtis wurde von Fans und Freund*innen aus der LGBTIQ-Community schon auf verschiedenste Weise beschrieben.

Fest steht: Die 1958 geborene Schauspielerin, die seit bald 50 Jahren vor der Kamera steht, mag zwar – nach eigener Aussage – noch nie eine andere Frau geküsst haben. Doch ihre Bindung an die Community ist so eng, dass sie ohne Frage als «queer ehrenhalber» durchgehen kann, wie unsere Liste belegt.

#1 Trans Tochter Ruby Gemeinsam mit ihrem Ehemann Christopher Guest (seines Zeichens Schauspieler und Filmemacher) adoptierte Curtis zwei Kinder, erst 1986 Annie und zehn Jahre später Ruby. Ruby hatte ihr öffentliches Coming-out als trans 2021 und sagte damals gegenüber dem Magazin People (MANNSCHAFT berichtete), sie habe sich keine Sorgen gemacht, dass ihre Eltern Schwierigkeiten mit ihrer Identität haben könnten: «Davor hatte ich keine Angst, denn sie haben mich mein ganzes Leben immer so akzeptiert, wie ich war.» Inzwischen ist Ruby mit ihrer Partnerin Kynthia verheiratet, gefeiert wurde die Hochzeit 2022 im Garten von Curtis und Guest in Los Angeles.

#2 «Everything Everywhere All At Once» Eine echte queere Rolle hat Curtis in ihrer langen Karriere noch nicht gespielt, auch wenn sich im Internet mehr als nur eine Fanseite finden lässt, die argumentiert, dass Laurie Strode, ihre legendäre Rolle in den «Halloween»-Filmen, eigentlich lesbisch sei.

Immerhin gibt es im Sensationserfolg «Everything Everywhere All At Once», der ohnehin nicht arm an Queerness ist, ein Paralleluniversum, in dem ihre Steuerbeamtin Deirdre mit der von Michelle Yeoh gespielten Waschsalon-Besitzerin Evelyn liiert ist. Und im kleinen Drama «Spare Parts», so verriet die Schauspielerin, hat sie sich für ihre Figur einer Schulleiterin selbst eine lesbische Backstory ausgedacht. Dass sie ansonsten ausserdem für allerlei Filme vor der Kamera stand, für die sich nicht zuletzt viele LGBTIQ-Fans begeistern (von «Blue Steel» über «Freaky Friday» bis hin zu «Knives Out»), ist natürlich ein Sahnehäubchen.

#3 Ihr Oscar ist nicht-binär Apropos «Everything Everywhere All At Once»: für ihre Nebenrolle in dem Film von Daniel Kwan und Daniel Scheinert wurde Curtis 2023 durchaus überraschend mit dem Oscar als Beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Kurz darauf gab sie im US-Frühstücksfernsehen bekannt, dass sie für ihren Oscar die Pronomen they/them verwendet: «Zu Ehren meiner Tochter Ruby und der gesamten LGBTIQ-Community!» (MANNSCHAFT berichtete)

#4 I Was Born This Way Bereits seit etlichen Jahren steht Curtis nicht mehr nur vor der Kamera, sondern zeichnet auch dahinter als Produzentin mitverantwortlich. Und das nicht nur bei der 2018er-Fortsetzung von «Halloween» (mitsamt der beiden weiteren Sequels) oder zuletzt «Freakier Friday». Sie macht sich auch für Projekte stark, in denen sie kaum (wie in der Serie «The Sticky» bei Prime Video) oder gar nicht zu sehen ist (wie jüngst «The Lost Bus» mit Matthew McConaughey, bei AppleTV). Ausserdem gehörte sie zu den Produzent*innen des Dokumentarfilms «I Was Born This Way», der von Erzbischof Carl Bean handelt, der 1977 den gleichnamigen, auch als Schwulenhymne gefeierten Disco-Song sang. Zu sehen war der Film, in dem u.a. Lady Gaga und Billy Porter zu Wort kommen, bislang nur bei verschiedenen Filmfestivals in den USA.

#5 Scream Queens Seit sie ihre Kinokarriere Ende der Siebziger Jahre mit «Halloween» und weiteren Horrorfilmen wie «The Fog – Nebel des Grauens» oder «Prom Night – Die Nacht des Grauens» begann, gilt Curtis als die Scream Queen schlechthin. Dass sie Jahrzehnte später eine tragende Rolle in der gleichnamigen Serie von Ryan Murphy übernahm, ist also nur folgerichtig. In einer denkwürdigen Episode der Serie, in der auch Emma Roberts, Lea Michele oder Glenn Powell mitspielten, verprügelte sie dabei übrigens einen Angreifer, der eine Maske des homophoben Richters Antonin Scalia trug, und skandierte dazu: «Der homosexuelle Lebensstil trägt nicht zur Zersetzung der amerikanischen Gesellschaft bei!»

#6 Queere Wegbegleiter*innen Immer wieder stand Curtis im Laufe ihrer Karriere vor den Kameras queerer Regisseur*innen – und das schon in jungen Jahren. Mit Randal Kleiser drehte sie die Komödie «Speedway Trio – Grandview, USA», mit James Bridges kurz darauf «Perfect», wo sie an der Seite von John Travolta eine Aerobic-Lehrerin spielte. Zuletzt arbeitete sie dann bei «Geistervilla» mit Justin Simien und gerade erst bei der späten Fortsetzung «Freakier Friday» mit der lesbischen Filmemacherin Nisha Ganatra zusammen. Für die von Curtis mitproduzierte Serie «Scarpetta», die 2026 an den Start gehen und in der sie die Schwester von Nicole Kidman und die Mutter von Ariana DeBose zu sehen sein wird, hat sie sich mit Elizabeth Sarnoff auch für eine queere Showrunnerin entschieden.

#7 Die Eltern Als Tochter von Tony Curtis und Janet Leigh ist Curtis nicht nur ein Nepo-Baby der ersten Stunde, sondern darf sich auch über Eltern freuen, die fester Bestandteil nicht zuletzt der queeren Filmgeschichte sind. Schliesslich spielte ihr Papa eine der (Drag-)Hauptrollen in Billy Wilders unvergessenem «Manche mögen’s heiss – Some Like It Hot», während die Mama als Mordopfer von Anthony Perkins‘ Norman Bates in «Psycho» von Alfred Hitchcock unvergessen ist. Gerade ihrer Mutter, so gab Curtis in Interviews zu Protokoll, verdankt sie auch selbst frühe Kontakte zu queeren Menschen. Nicht nur Leighs schwuler Visagist ging bei ihnen ein und aus, sondern auch ein ebenfalls schwuler Theaterautor, mit dem sie an einem Stück arbeitete, gehörte in Curtis‘ Kindheit zu den engsten Freunden der Familie.

#8 Jodie Foster & andere Freund*innen Zu den vielen Kolleginnen, mit denen Curtis seit langen Jahren eng befreundet ist, gehört neben Sigourney Weaver, Melanie Griffith oder Mariska Hargitay auch Jodie Foster. Curtis war sogar zugegen, als letztere 2024 ihre Hand- und Fussabdrücke beim TCM Classic Film Festival in Hollywood verewigte, und hielt eine Rede auf ihre Freundin. Doch Foster ist natürlich längst nicht die einzige queere Person in Curtis‘ Freundeskreis. Während der Arbeit an der Sitcom «Anything But Love» etwa, die von 1989 an vier Staffeln lang lief, freundete sich eng mit ihrem schwulen Kollegen Rick Frank («Amadeus») und dessen Lebensgefährten George an. Die beiden starben Mitte der Neunziger Jahren mit nur einem Jahr Abstand an den Folgen ihrer Aids-Erkrankungen, und nicht zuletzt durch diese Erfahrung, so Curtis, setze sie sich bis heute für die Rechte und die Gesundheit queerer Menschen ein.

#9 Aktivismus Die Liste der wohltätigen Zwecke und Organisationen, für die Curtis sich einsetzt, ist lang, doch die «Children Affected by AIDS»-Foundation gehört schon lange dazu. Gemeinsam mit Kollegen wie Brad Pitt und Martin Sheen stand sie 2012 für eine Inszenierung von Dustin Lance Blacks Theaterstück «8» auf der Bühne, in dem es um den Gerichtsprozess geht, in dem die Legalität der gleichgeschlechtlichen Ehe in Kalifornien verhandelt wurde. Vier Jahre später gehöre sie zu den Prominenten, die in einem Video der Human Rights Campaign der Opfer des homophoben Anschlags auf den queeren Nachtclub Pulse in Orlando gedachte. 2023 ehrte das US-Magazin The Advocate Curtis nicht ohne Grund als «Advocate of the Year» im Rahmen der «Out100»-Feierlichkeiten. 2025 sprach sie sich für den Erhalt der US-amerikanischen Hotline für Krisen- und Suizidhilfe aus (MANNSCHAFT berichtete).

#10 RHOBH Eigentlicher Gradmesser, was den Gay Icon-Status angeht, ist dieser Tage die Liste der Gast-Juror*innen bei «RuPaul’s Drag Race». Dass Curtis dort noch nicht zum Einsatz kam, ist ziemlich erstaunlich. Doch sie kann dafür (neben einer Stippvisite in der «Sesamstraße») auf andere Gastauftritte in einer von queeren Fans kaum weniger geliebten Fernsehshow vorweisen: bereits in drei Episoden der «Real Housewives of Beverly Hills» gab sie sich die Ehre. Was kein Wunder ist, wenn man weiss, dass «Housewives»-Star Kyle Richards als kleines Mädchen neben Curtis in «Halloween» vor der Kamera stand. Und als ihre gute Freundin Jennifer Grey 2010 bei «Dancing With the Stars» mitmachte, sass sie regelmässig bei den Liveshows im Publikum.

Mehr: «Ich hatte Erfahrungen mit Männern und Frauen»: Alexander Skarsgård über sein Sexleben. Der Hollywoodstar spielt gerade einen schwulen SM-Lederkerl im Kino (MANNSCHAFT berichtete)

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