Was ist los beim Zurich Pride? Vorstand abgewählt, Budget vertagt

Ein mehrheitlich FLINTA-besetzter neuer Vorstand markiert einen radikalen Umbruch

Mit seiner langen Regenbogenschleppe lief Flavio M. bereits bei der Zurich Pride mit.
Momentaufnahme vom Zurich Pride 2025 (Bild: MANNSCHAFT)

Die Zurich Pride steht nach finanziellen Rückschlägen und öffentlicher Kritik an der politischen Ausrichtung unter Druck. Vor diesem Hintergrund hat der Verein Ende November seinen Vorstand fast komplett neu gewählt.

Über die Ereignisse sowie das neue Personal informierten diese Woche eine Pressemitteilung und das veröffentlichte Protokoll der Versammlung. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Entscheidungen:

Auf Antrag der Generalversammlung wurde der gesamte Vorstand inklusive Präsidium abgewählt. Anschliessend fanden für sämtliche Vorstandspositionen geheime Neuwahlen statt.

In diesem Wahlgang wurde Ronny Tschanz nicht wiedergewählt und scheidet per sofort aus dem Vorstand aus. «Dieser unerwartete Ausgang wird vom Vorstand bedauert», heisst es seitens des Vereins.

In der Übergangsphase bis zur ausserordentlichen Generalversammlung führt Canan Uguroglu das Präsidium weiterhin ad interim, unterstützt von Christian Gschwend.

Aufgrund der Rücktritte von Raphael Märki (Ressort Mitglieder und Administration), Dennis Radau (Finanzen), Florian Graz (Festival) und Melissa Vangehr (Politik) wurden mehrere Vorstandssitze frei. Diese konnten neu besetzt werden mit Christian Gschwend (Leitung Mitglieder & Volunteers), Lilith Stehlin (Leitung Politik) und Rahel Schärer (Leitung Finanzen). Von den bisherigen Vorstandsmitgliedern wurden Canan Uguroglu, Marco Uhlig und Andrea Meili wiedergewählt.

Erstmals in der Geschichte von Zurich Pride besteht der Vereinsvorstand nun mehrheitlich aus FLINTA-Personen.

Der nahezu vollständig neu zusammengesetzte Vorstand beabsichtigt, das Budget für die Zurich Pride 2026 nochmals zu überarbeiten, «um dieses besser vertreten zu können». Aus diesem Grund beantragte er an der Generalversammlung die Ablehnung des Budgets. Dem Antrag wurde einstimmig stattgegeben. Eine ausserordentliche Generalversammlung wird daher am 17. Februar 2026 stattfinden, um zu klären, wie es weitergeht.

Weiter teilt der Verein mit, dass Zurich Pride künftig stärker auf Kleinspenden und Beiträge aus der Community setzen möchte. Entsprechend wurde einer Erhöhung einzelner Mitgliedschaftsbeiträge zugestimmt. Neu gelten folgende Beiträge:

  • Natürliche Personen: 45 Franken (bisher 30 Franken)
  • Organisationen / juristische Personen: 200 bis 600 Franken (bisher 100 bis 300 Franken)
  • Magenta-Mitgliedschaft: 300 Franken (unverändert)
  • Soziale Mitgliedschaft: 0 bis 30 Franken (neu)

Die korporativen Mitgliedschaften für queere Organisationen bleiben unverändert bei 100 bis 300 Franken.

Zur Erinnerung: Für die Zurich Pride 2025 ist laut Medienberichten ein finanzielles Defizit und ein Rückgang an Sponsorengeldern dokumentiert worden. Demnach fehlten rund 150 000 Fr., weil einige grosse Partner*innen ihre Engagements reduziert oder eingestellt haben, u. a. die Swisscom als Sponsor-Partner. Die Organisation musste darauf reagieren, etwa indem teurere Acts und Zeltsysteme reduziert wurden, um das Budget zu halten (MANNSCHAFT berichtete über den Rückblick auf die Pride 2025 aus Perspektive der bisherigen Verantwortlichen).

Diese finanziellen Unsicherheiten wurden als Belastung für die Planung des Festivals und der Demonstration wahrgenommen — also nicht nur ein isoliertes Budgetproblem, sondern ein strukturelles Thema bei der Finanzierung grosser Pride-Anlässe im aktuellen politischen und wirtschaftlichen Umfeld.

Dem steht die öffentlich geäusserte Kritik einiger queere Gruppierungen und Aktivist*innen an der Ausrichtung der Zurich Pride gegenüber, speziell zu Fragen der Kommerzialisierung und politischen Positionierung. So zog etwa die Jugendorganisation Milchjugend ihre Teilnahme an gewissen Pride-Aktivitäten zurück, aus Unzufriedenheit mit der politischen Ausrichtung und Sichtbarkeit des Anlasses.

Welche Auswirkungen all diese Veränderungen und Kritikpunkte auf die kommende Pride-Parade in Zürich am 20. Juni 2026 haben werden, bleibt abzuwarten. Die Demonstrationsroute sowie weitere Details sind bislang noch nicht bekannt. Volunteers werden jedoch bereits jetzt gesucht.

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