Tokio stellt homosexuelle Partnerschafts­zertifikate aus

Der Status beinhaltet aber nicht die gleichen Rechte wie die Ehe

Mamiko Moda (l) und Satoko Nagamura mit ihrem Sohn (Foto:instagram/sato.map)
Mamiko Moda (l) und Satoko Nagamura mit ihrem Sohn (Foto:instagram/sato.map)

Die Stadtregierung von Tokio hat am Dienstag damit begonnen, gleichgeschlechtlichen Paaren, die in der Hauptstadt leben und arbeiten, Partnerschaftsurkunden auszustellen.

Der Status beinhaltet nicht die gleichen Rechte wie die Ehe, erlaubt es LGBTIQ-Partner*innen jedoch, für einige öffentliche Dienstleistungen in Bereichen wie Wohnen, Gesundheit und Wohlfahrt als verheiratete Paare behandelt zu werden.

Mehr als 200 kleinere lokale Behörden in Japan haben bereits Schritte unternommen, um gleichgeschlechtliche Partnerschaften anzuerkennen, seitdem Tokios Stadtteil Shibuya 2015 das System eingeführt hat.

2015 wurden in Shibuya erstmals Zertifikate ausgestellt (Foto:Kyodo/dpa)
2015 wurden in Shibuya erstmals Zertifikate ausgestellt (Foto:Kyodo/dpa)

Bis Freitag vergangener Woche hatten 137 Paare ein Zertifikat beantragt, sagte die Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike.

Unter den Befürworter*innen herrscht grosse Hoffnung, dass die Einführung gleichgeschlechtlicher Partnerschaftszertifikate, die sowohl Einwohner Tokios als auch Pendler abdecken, dazu beitragen wird, die Anti-LGBTIQ-Diskriminierung in Japan zu bekämpfen (MANNSCHAFT berichtete).

«Je mehr Menschen diese Partnerschaftssysteme nutzen, desto mehr wird sich unsere Gemeinschaft ermutigt fühlen, Familie und Freunden von ihren Beziehungen zu erzählen, ohne ihr wahres Selbst zu verbergen», sagte ein Paar zur Nachrichtenagentur AFP.

In den letzten Jahren hat Japan kleine Schritte unternommen, um die sexuelle Vielfalt anzunehmen. Immer mehr Firmen proklamieren ihre Unterstützung für die gleichgeschlechtliche Ehe, schwule Charaktere treten in Fernsehsendungen auf.

Eine Umfrage des öffentlich-rechtlichen Senders NHK aus dem Jahr 2021 ergab, dass 57 % der Öffentlichkeit für die Homo-Ehe sind, 37 % sprachen sich dagegen aus. Dennoch bleiben Hürden, denn ein Gericht in Osaka entschied im Juni, dass die Nichtanerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Form einer Ehe, verfassungsgemäss sei. Das Gericht stellte sich damit vorherigen, lokalen Befürsprechern entgegen (MANNSCHAFT berichtete).

Deswegen gibt es auch nachdenkliche Stimmen. «Natürlich habe ich nichts als Respekt vor denen, die an dieser Aktion selbst mitgearbeitet haben. Ich denke, es war wirklich hart, hart und schmerzhaft», schreibt beispielsweise Satoko Nagamura, die mit ihrer Partnerin Mamiko Moda zusammen einen Sohn hat, auf ihrer Instagram-Seite. «Ich frage mich nur, ob Tokio uns wirklich als Familie anerkennt und unterstützt. Ich frage mich, ob diese Regenbogenfarbe, in die sich die städtische Regierung einhüllt, sich wirklich für uns einsetzt. Solche Fragen schwirren mir immer im Hinterkopf.«

Die Rechte der Frauen müssten ihrer Meinung nach noch weiter voran getrieben werden, da sie in puncto Sexualität und Sicherheit den Männern noch immer nachstehen.

Trotzdem schöpft Nagamura Hoffnung: «Jedes Mal, wenn ich merke, dass sich die Gesellschaft so nach und nach verändert, werde ich ermutigt, mein Bestes zu geben. Ich möchte meinen Kindern sagen, dass die Handlungen jedes Menschen die Welt bestimmen.»

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