Filmschaffende fordern Boykott israelischer Filminstitutionen

Darunter queere Stars wie Tilda Swinton

14.02.2025, Berlin: Schauspielerin Tilda Swinton spricht während der Pressekonferenz. Die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin finden vom 13. bis 23. Februar 2025 statt
Tilda Swinton (Bild: Soeren Stache/dpa)

Rund 1.700 Menschen aus der Filmbranche wollen nicht mehr mit vielen israelischen Filmfestivals, Kinos und Sendern zusammenarbeiten. Die Kriterien für die betroffenen Institutionen bleiben vage.

Hunderte Schauspieler*innen und Mitarbeiter*innen der Filmbranche fordern vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs einen Boykott israelischer Filminstitutionen. Diese seien am «Völkermord» an den Palästinenser*innen beteiligt, heisst es in dem Aufruf. Zu den rund 1.700 Unterzeichner*innen zählen unter anderem Tilda Swinton, Cynthia Nixon, Josh O'Connor und Xavier Dolan.

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Josh O'Connor (Bild: Picturehouse Entertainment)

«In diesem akuten Moment der Krise, in dem viele unserer Regierungen das Blutbad in Gaza ermöglichen, müssen wir alles tun, um die Mittäterschaft an diesem unerbittlichen Horror zu bekämpfen», hiess es in dem Aufruf.

Die Petition nennt etwa Israels öffentlich-rechtliche und private Rundfunkanstalten als Institutionen, mit denen die Filmemacher nicht mehr zusammenarbeiten und bei denen sie ihre Filme nicht mehr zeigen sollten, da sie Kriegsverbrechen beschönigten, leugneten und rechtfertigten. Details wurden nicht genannt. Auch welche Sender genau gemeint sind, ging aus dem Aufruf nicht hervor.

Zudem habe sich die überwiegende Mehrheit der israelischen Kinos und Filmproduktionsfirmen nie für die «Rechte des palästinensischen Volkes eingesetzt», lautete ein weiterer Vorwurf. Es gebe aber einige unbeteiligte Filmunternehmen, hiess es weiter. Beispiele dafür wurden nicht genannt.

Was sagt Israel zu den Vorwürfen? Das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel, das den Gaza-Krieg auslöste (MANNSCHAFT berichtete), wurde in dem Aufruf nicht angesprochen.

Wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen wird gegen Israel immer wieder der Vorwurf des Völkermords erhoben. Südafrika hat deshalb Klage beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereicht. Das Hauptverfahren wird sich über Jahre hinziehen. Der Begriff Völkermord bezeichnet laut UN-Konvention die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe zu vernichten.

Israel weist den Vorwurf eines Genozids an den Palästinenser*innen zurück. Das Land will eigenen Angaben gegen Terrororganisationen wie die Hamas im Gazastreifen zerschlagen.

Vor der geplanten Einnahme der Stadt Gaza hat Israels Armee die Einwohner*innen mittlerweile offiziell zur Flucht aufgefordert. Die Menschen sollen sich zu ihrer eigenen Sicherheit nach Al-Mawasi in den Süden begeben, hiess es in einem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf. Israels Armee werde in der Stadt Gaza «mit grosser Intensität vorgehen», um die Hamas zu besiegen, wie sie es bereits im gesamten Küstenstreifen getan habe, teilte das Militär darin weiter mit. Es ist die erste Fluchtaufforderung der Armee für die gesamte Stadt. Zuvor hatte es derlei Aufrufe nur für einzelne Gegenden gegeben.

Israel stellt Hinterbliebene queerer Soldat*innen gleich. Das Verteidigungsministerium bezeichnete dies als «unsere moralische Schuld» (MANNSCHAFT berichtete).

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